Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
seine Stimme eingeschlichen.
Für einen Moment hielt ihre Gelassenheit noch stand. Dann funkelte sie ihn nur zornig an. »Ja, ich habe Owain gerufen.«
Das kann nicht wahr sein. Das hier ist Salrana. Meine Salrana. Sie und ich – zusammen gegen die Welt.
»Warum?«, klagte er sie an. »Warum hast du das getan? Wegen Kristabel?«
Salrana bedachte Kristabels Seele mit einem geringschätzigen Blick. »Eifersüchtig auf das da? Ich? Wohl kaum. Ich bin genauso schön. Und wahrscheinlich auch besser im Bett. Nun ja, dein Schaden.«
»Aber … wir.«
»Oh, du dummer Bauerntölpel. Hast du denn gar nichts gelernt, seit wir hier angekommen sind? Hast du wirklich gedacht, die Schwärmerei einer Dreizehnjährigen würde ein Leben lang halten? Hast du wirklich geglaubt, dass ich dir bis in alle Ewigkeit treu gesinnt sein werde?«
»Du kannst doch unmöglich an Owains Eine Nation glauben?«
»Und warum nicht? Weil es nicht unserer erbärmlich rückständigen Erziehung entspricht? So läuft es nun mal in der Welt, Edeard. Kapierst du das denn nicht? Die Großen Familien besitzen bereits Wohlstand und Macht, und unter Owains Führung werden sie noch stärker werden. Ich kann ein Teil davon sein. Kann mich zu einem Teil davon machen. Hast du vielleicht geglaubt, du wärest der Einzige mit Ambitionen?«
»Das bist nicht du«, sagte er durch seinen wachsenden Schmerz. »Dies sind nicht die Worte Salranas. Nicht deine Gedanken.«
»Du bist so schwach. Selbst jetzt noch könntest du die Stadt für dich selbst einfordern. Du hast die Macht, die Kraft, diese Welt zu deiner eigenen zu machen. Warum tust du es nicht?«
»Es darf nicht sein, dass nur eine Person eine ganze Welt regiert.«
Sie schnaubte verächtlich. »Bescheidenheit, die Zuflucht der Schwachen.«
»Die Herrin lehrt uns Rechtschaffenheit.«
»Und was hat Ihre Kirche jemals erreicht außer der Anerziehung einer schicklichen Gehorsamkeit in den unteren Rängen?«
»Jetzt weiß ich, dass das nicht du bist. Wer hat dir das angetan? Wer hat dich so verwandelt?«
»Ich hab mich selbst verwandelt. Nachdem ich endlich die Welt begriffen und mir vorgenommen hab, etwas aus mir zu machen. Immerhin hattest du ja deine Schlampe aus gutem Haus gefunden.« Sie deutete herablassend in die Richtung von Kristabels Seele. »Ein gar zu bequemer Weg, um in den Obersten Rat zu kommen, für jemanden mit so wenig Rückgrat. Warum also sollte ich mir nicht auch ein Stück vom Kuchen abschneiden? Ich hab mit Leuten gebumst, die mir hilfreich sein können; es ist nicht schwer, aus denen, die dich hassen, Vorteile zu ziehen. Und der Größte von allen ist Owain selbst. Wusstest du, dass er acht Mätressen hat? Aber ich bin jetzt die Einzige, zu der er noch kommt. Es gefällt ihm. Es gefällt ihm, mich zu besitzen – die Freundin des Waterwalkers aus dessen Kindertagen. Ich hab erlebt, wie beherzt und entschlossen er ist; so viel mehr als du. Und klüger ist er auch.
Du besitzt deine Tugendhaftigkeit, er besitzt Ehrgeiz und Leidenschaft und Reichtum und Macht und vor allem eine Vision. Er wird ein Imperator sein, der unter sich eine ganze Welt zu Einer Nation vereinen wird. Und ich werde großen Anteil daran haben. Ich werde Pythia sein, das hat er mir versprochen. Und unseren Kindern werden Positionen von Macht und Einfluss bereits in die Wiege gelegt sein.«
Es war, als wären alle seine Nerven abgestorben. Edeard starrte auf das wahnsinnige Mädchen, das trotzig lächelnd vor ihm stand, und fühlte absolut nichts. »Nein«, sagte er. Eine einsame Träne stahl sich aus seinem Auge. »Man kann eine Welt nicht auf Grundlage von Gewalt und Angst erbauen. Owain wird Querencia vernichten, genau wie er dich vernichtet hat.«
»Ich bin alles andere als vernichtet, ich hab mich nie lebendiger gefühlt.«
Edeards Fernsicht beobachtete, wie die bewaffneten Männer die Vordertür des Sommerhauses erreichten. Er war nicht wirklich überrascht, zu sehen, dass sie von Arminel angeführt wurden. »Du würdest meinen Tod in Kauf nehmen?«, fragte er schwach.
»Die Starken überleben. Owain fürchtet, dass du ihn verdrängst. Das kannst du immer noch. Du kannst seinen Platz einnehmen, Edeard. Du kannst die Welt nach deinen Vorstellungen gestalten. Ich würde dir dabei helfen. Wir könnten immer noch zusammen sein.«
Edeard sah seine Frau an. Sah seinen Freund Dinlay an. Sah seine Eltern an, die so viel Vertrauen in ihn hatten. »Ich werde nicht Bürgermeister sein, noch nicht. Und du, du wirst
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