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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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mischten Mixgetränke hinter einer langen, blitzblanken Theke, die von gut gepflegten Ge-Affen ausgetragen wurden. Polierte Tische gingen mit hochlehnigen Lederarmsesseln einher, in denen sich die Gäste bei einem Trunk entspannten und darauf warteten, dass die Bordellmutter zu ihnen kam. Zwei große, schwarze Eisenöfen an einander gegenüberliegenden Seiten verbreiteten eine behagliche Wärme, während die Kohle hinter ihren Grills lodernd verbrannte. Der Raum war hoch; er nahm zwei Stockwerke ein, mit einer rundum verlaufenden Holzgalerie. Mädchen mit merkwürdig starr wirkenden Locken und tief ausgeschnittenen, grellbunten Kleidern beugten sich grinsend über das Geländer, während sie mit den Männern Blickkontakt herstellten, ihnen Kusshändchen zuwarfen und schlüpfrige Longtalk-Anspielungen machten.
    Edeard beobachtete die breite, an der Wand befestigte Holztreppe, um zu sehen, wer dort herunterkam oder hinaufging. Es waren nicht nur Seemänner, die Ivarls Etablissement besuchten; der Kleidung nach zu urteilen stammte ein großer Teil der Männer aus den örtlichen Gilden und Familien. Er sah sogar ein paar Milizoffiziere in ihren blauroten Uniformen. Allerdings keine Konstabler. Wahrscheinlich können sie’s sich nicht leisten.
    Er wartete, versuchte ein Gefühl für die routinemäßigen Abläufe zu bekommen und erforschte mit seinen Fernblicken die Umgebung. Die Bordellmutter ging von Tisch zu Tisch, um mit jedem der Kunden ein paar freundliche Worte zu wechseln. Ab und an kam es zu einer kurzen Diskussion über die Mädchen; einige fragten nach einer altbewährten Favoritin, andere trafen ihre Auswahl direkt von der Galerie. Geldbeträge wechselten entweder diskret den Besitzer oder wurden, bei Stammgästen, deren Konto belastet, und sobald der Freier sein Glas geleert hatte, begab er sich nach oben, um dort von der Kurtisane, die er sich ausgesucht hatte, in Empfang genommen zu werden.
    Nachdem er einige Minuten nicht weit vom Fuß der Treppe herumgestanden hatte, folgte Edeard einem Mitglied der Zimmermannsgilde hinauf auf die Galerie. Sogleich kam die Auserwählte herbeigestürzt und schlang ihre Arme um den Gildenmann. Gemeinsam machten sie sich über einen der Seitenflure davon. Rasch stahl sich Edeard an den anderen Mädchen vorbei, einigermaßen erschrocken über die Intensität ihrer Parfüms, die ihn befürchten ließ, jeden Augenblick niesen zu müssen. Sodann schlängelte er sich durch einen Bogendurchgang, der mit Vorhängen abgeschirmt war. Das war der kniffligste Teil: zu verhindern, dass der dicke rote Samt über Gebühr in Bewegung geriet.
    Auf der anderen Seite befand sich ein schmuckloser Gang, der zu einer Treppe führte, die ihn hoch in den dritten Stock brachte. Oben angekommen, ertastete er den Grundriss der Zimmer, einschließlich der mehr als dreißig in Gruppen versammelten Menschen. Ivarl war leicht unter ihnen auszumachen, Edeard würde die Spezifika seines Geistes nicht so bald vergessen.
    Mit der Tür gab Edeard sich gar nicht erst ab; sie unbemerkt zu öffnen wäre völlig unmöglich. Stattdessen bat er die Stadt, einen Teil der Wand zu verändern und durchdrang sie.
    Der Bandenbaron hielt in einem großen Raum am Ende des Gebäudes Hof. Vier der prunkvollen Fenster blickten nach Osten auf die Lyot-See hinaus. Heute jedoch waren sie durch schwere Vorhänge verhüllt. In der Ecke bullerte ein grün emaillierter Ofen, und Edeard wünschte, er würde nicht seinen dicken Mantel tragen. Niemand im Zimmer hatte einen an.
    Ivarls graues Hemd war aufgeknöpft und offenbarte eine dicht behaarte Brust. Seine Stiefel hatte er ausgezogen und neben das stark gepolsterte Ledersofa gestellt, auf dem er sich fläzte. Sieben weitere Männer waren zugegen. Aufgrund ihrer eleganten Kleidung hätte man sie ohne weiteres für Angehörige von Adelsfamilien oder Handelshäusern halten können. Ein Umstand, der Edeard beschäftigte. So als hätten diese Männer für ihre kriminellen Aktivitäten eine Gilde gegründet und würden nun die gleichen Vorzüge genießen wie Makkathrans gesetzestreue Unternehmer. Als er zum ersten Mal von den städtischen Banden gehört hatte, da hatte er sich einen Haufen bärbeißiger Gesellen in schäbigen Kleidern vorgestellt, die sich bei Nacht und Nebel in düsteren Verstecken trafen – alles, nur nicht das hier.
    An einer Wand stand ein langer Tisch mit goldenen und silbernen Platten, die randvoll mit Essen beladen waren; jeder Bissen so köstlich, wie man sie im

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