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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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hatte, dass niemand ihm folgte, bat er Makkathrans schläfriges Bewusstsein, ihn abermals passieren zu lassen. Es fiel ihm inzwischen wesentlich leichter. Nach jenem ersten Mal, damals hinter den Läden in der Sonral Street, hatte er es sich zur Gewohnheit gemacht, nur noch an verschwiegenen Orten wie diesem zu üben. Doch davon gab es viele in der Stadt.
    Das Pflaster unter ihm veränderte sich, erzeugte einen unterschwelligen Wirbel aus farbigen Symbolen. Edeards Füße sanken hindurch, als hätte der Untergrund nicht mehr Substanz als Nebel. Sacht zog ihn eine Kraft zu der Abflussrinne unter den Gebäuden hinab. Wie immer hatte er das Gefühl, aus großer Höhe zu stürzen.
    Edeard folgte der Rinne, bis sie sich nach einigen Minuten auf den großen Gewölbetunnel öffnete, der direkt unter dem Grand Major Canal verlief. Versuchsweise setzte er seine Füße auf die kleinen Stufen, die er die Stadt gebeten hatte zu formen. Doch selbst damit blieb der Abstieg bei all dem Wasser, das um seine Stiefel herumgurgelte, einigermaßen heikel. Seine früheren Erkundungen hatten offenbart, dass Makkathrans gesamtes Netz von Wasserstraßen in der verborgenen Unterwelt der Stadt sein exaktes Gegenstück hatte; nicht, dass er sie jemals auf ganzer Länge erkundet hätte. Der Scheitel des Haupttunnels glühte in einem blassen mandarinfarbenen Licht und zeigte ihm das Wasser, das zu seinen Füßen floss. Es stand heute deutlich höher als gewöhnlich, was erkennen ließ, wie viel geschmolzener Schnee durch das Pflaster in die Abflüsse sickerte. An der Seite zog sich ein schmaler Vorsprung entlang, sodass er neben der Strömung hergehen konnte, wenngleich ihm nicht erspart blieb, durch die großflächigen, kreisförmigen Pfützen an den Abzweigungen zu waten. Wasser strömte über die Oberkante seiner Stiefel. Es war eiskalt . Nicht zum ersten Mal fragte er sich, ob er nicht irgendwie ein kleines Boot hier herunterschaffen konnte. Schlussendlich nahm er seine dritte Hand zu Hilfe, um das Wasser von seinen Schienbeinen fernzuhalten. Den Waterwalker-Trick anzuwenden und einfach die Oberfläche zu stabilisieren empfand er auf längere Dauer als zu erschöpfend.
    Schließlich bog er in den Tunnel unter dem Upper Tail Canal ab. Nach ein paar Hundert Metern kraxelte er in eine weitere Rinne hinauf. Er war zwar nicht wirklich vertraut mit dem Myco-Distrikt, aber sein Fernblick war inzwischen in der Lage, ohne Mühe die Stadtsubstanz zu durchdringen. Für seinen Geist bestanden die Strukturen um ihn herum aus nicht mehr als milchigem Glas. Unter einem abgeschiedenen Teil eines kleinen Platzes blieb er stehen – dann hob ihn die Stadt wieder empor, trug ihn hinauf in den immer dichter fallenden Schnee. Sofort hüllte er sich wieder in seine schützende Tarnung.
    Im gleichen Moment überquerten ein paar Seemänner in ihren traditionellen magentafarbenen Halbmänteln den Platz. Sie bemerkten ihn nicht. Edeard grinste und machte sich auf den Weg in die entgegengesetzte Richtung.
    Das House of Blue Petals lag gegenüber dem Upper Tail Canal und blickte direkt über die Lagerhauskuppeln des Hafens. Ein vierstöckiges Etablissement, dessen Fassade mit Schlangenlinien verziert war. Die ovalen Fenster wurden von onyxartigen Schmuckfriesen umrahmt. Aus der oberen Schräge des Mansardendachs wölbten sich mehrere halbkugelförmige Fenster hervor – es war, als wären ihm gigantische Augen gewachsen, um damit in die Sternennebel an Querencias Himmel zu spähen. Stirnrunzelnd schaute Edeard zu ihnen hinauf, verwundert über den blassvioletten Schimmer, der von ihnen ausging. Es war eine ganze Weile her, dass er nachts etwas anderes gesehen hatte als Makkathrans omnipräsenten orangenen Schein.
    Die drei hohen, ebenerdigen Eingänge des House of Blue Petals standen alle offen. Klaviermusik schwappte auf die Straße hinaus, begleitet von Gelächter und lauten Stimmen. Türsteher in schwarzen Jacken, den Uniformröcken der Konstabler nicht unähnlich, standen zu jeder Seite der wuchtigen Holztüren. Edeard hielt den Atem an und schlüpfte an ihnen vorbei, sie dabei stets im Auge behaltend, um sofort gewarnt zu sein, falls sie ihn spürten. Einer von ihnen zog tatsächlich die Augenbraue hoch, hielt Ausschau nach irgendeiner phantomhaften Unruhe; doch er erhob keinerlei Einwand.
    Die Hälfte des Erdgeschosses bestand aus einem Schankraum, mit dem Klavier in der Mitte, auf dem ein Pianospieler ein lustiges Lied hämmerte. Elegant gekleidete Kellner

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