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Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit

Titel: Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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werde versuchen, etwas zu bewirken. Du und die Herrin habt recht, es wäre falsch, es nicht zu versuchen.«
    »Und das unbedingt noch heute Abend?«
    »Ja. Es ist perfekt. Niemand wird damit rechnen, dass ich heute Abend noch Konstablerarbeit verrichte.«
    »Ich hab’s jedenfalls nicht.«
    »Ich weiß. Wir müssen wirklich reden.«
    »Edeard, wir haben drei Jahre geredet!«
    »Ja, du hast recht.« Und er war in großer Versuchung. Wie immer. Vielleicht könnte die Sache mit Ivarl ja noch einen Tag warten.
    »Naja, im Grunde bin ich nicht ganz fair«, sagte Salrana.
    »So?«
    »Meine Hausmutter hat mir gestern mitgeteilt, dass ich für den Winter dem Hospital der Herrin in Ufford zugeteilt bin.«
    »Wo ist das?«
    »Hauptstadt der Provinz Tralsher, das ist südlich der Iguru.«
    »Was? Nein!«
    »Doch. Krankenpflege ist fester Bestandteil unserer Ausbildung.«
    »Aber in Makkathran gibt’s doch auch Hospitäler.«
    »Schon, aber so arbeitet die Kirche nicht. Man will, dass wir auch etwas über das Leben außerhalb der Kristallmauer erfahren.«
    »Du weißt mehr über das Leben da draußen, als es jede Stadtmutter tut oder jemals tun wird«, erwiderte er gereizt.
    »Es wird nur wenig nützen, ihnen das zu sagen.«
    »Ich könnte Meister Finitan fragen, ob er mit deiner Mutter reden kann.«
    Salrana kicherte leise. »Ach ja? Das hilft bestimmt. ›Hören Sie, ein Freund von mir hätte gern eine Novizin als Mätresse. Wärt Ihr also so nett, ihren althergebrachten Ausbildungsplan zu ändern, um das möglich zu machen?‹«
    »Ah. Nein, so ausgedrückt, wohl nicht, vermute ich.«
    »Da vermutest du richtig.«
    »Und du wärst auch nicht meine Mätresse.«
    »Wär ich nicht?«
    »Nein.« Er schüttelte bestimmt den Kopf. »Nein. Niemals. Wir wären Gleichgestellte. Wahre Liebende.«
    »Oh, Edeard.« Ein Träne stahl sich aus ihrem Auge, als sie ihn ansah. »Sag das noch einmal. Versprich es mir! Versprich mir, dass wir, wenn ich wieder zurückkomme, ein Liebespaar werden.«
    Edeard nahm ihre beiden Hände in seine. »So wahr die Herrin mein Zeuge ist, ich verspreche es.«
     
    Edeard nahm die große Brücke neben dem High Pool, die mit dem kristallenen Scheitel. Doch in dieser Nacht machte die Transparenz keinen Unterschied, es war, als würde er über eine glänzende schwarze Fläche, die mit Schneematsch verschmiert war, schreiten. Auf der anderen Seite angekommen, eilte er die leeren Straßen von Eyrie entlang, um zum Zelda-Distrikt zu gelangen. Er hatte gar nicht vorgehabt, so weit zu gehen, doch wenn jeder zu wissen glaubte, dass er sich da mit den Mädchen treffen wollte, sollte er sich zumindest auf dem Weg dorthin blicken lassen. Ein Teil von ihm war immer noch entsetzt darüber, dass offenbar die ganze Stadt über sein Liebesleben informiert war, obwohl er einsah, dass er sich das wirklich selbst zuzuschreiben hatte. Eigenartig war nur, dass keiner seiner Freunde es erwähnt hatte. Nahmen sie etwa an, dass er es wusste? Das war das Problem damit, nicht in der Stadt aufgewachsen zu sein: Alle Welt ging wie selbstverständlich davon aus, dass man mit ihrer Kultur vertraut war.
    Nachdem er den Grove Canal überquert hatte, änderte sich die Architektur zu einem Gewirr aus bescheidenen Wohnhäusern, Geschäften und Handwerksbetrieben. Die Häusermauern rückten immer näher, als er mit Bedacht eine Marschroute wählte, die ihn in die engsten Straßen und Gassen hinunterführte. In der Polteral Alley war er gänzlich allein – sie war nicht mehr als eine winzige Passage, die im Zickzack zwischen den Rückseiten der Gebäude verlief und gerade eben für eine Person breit genug war. Es gab in unregelmäßigen Abständen allerdings Mauernischen, damit die Leute aneinander vorbeikommen konnten. Aufgrund der seltsamen Wölbungen ein paar Fuß über dem Boden konnte er nur spekulieren, wie die ursprünglichen Bewohner der Stadt wohl ausgesehen haben mochten. Jetzt, in der Nacht, wurde der Durchgang von niemandem benutzt. Die dicken Mauern hinderten jeden daran, seine Fernsicht einzusetzen, und blockierten auch wirkungsvoll jedweden Longtalk. Würde man hier überfallen, würde es niemand vor dem nächsten Morgen erfahren. Edeard ließ seinen Fernblick vorauswandern, um zu überprüfen, ob die Nischen wirklich alle leer waren.
    Als er etwa auf halber Höhe des Durchgangs angekommen war, blieb er unter einem überhängenden Mauerabschnitt stehen und wob eine Verstohlenheits-Tarnung um sich. Nachdem er sich vergewissert

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