Das dunkle Universum 3 - Im Sog der Zeit
als er sich seinen Weg durch Makkathrans Stadtmauern gekämpft hat. Er wusste, dass sein Volk nur innerhalb von ihnen Zuflucht vor dem Chaos finden würden, das sich aus den Schiffen ergoss, die uns hergebracht haben. Also schenkte er uns die Stadt. Er eroberte die Stadt, und indem er das tat, gab er uns Ordnung und Stabilität, die zweitausend Jahre überdauern sollten.«
»Nein.« Edeard schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht … Kinder sollten nicht aus diesem Grund geboren werden. Sie sollten um ihrer selbst willen geliebt werden.«
»Das würden sie. Und unsere wären außerdem zu Höherem bestimmt.«
»Es ist nicht richtig.«
»Ach nein? Und was wäre, wenn du nur ein Mädchen freien würdest, ein süßes, kleines Ding, das dich von ganzem Herzen liebt, so wie man es in deinen hinterwäldlerischen Dörfern hält? Was, glaubst du, würde die Kinder des Waterwalkers erwarten? Ich. Ja, genau. Ich und all die anderen wie ich. Je weniger Kinder du hast, umso höher steigt ihr Wert. Die Jungen werden von Familientöchtern verführt, die Mädchen als Trophäenfrauen von unseren erstgeborenen Söhnen genommen. Es wird zu einem richtig zünftigen Sport werden. Wir werden die Kraft deines Blutes bekommen, so oder so.«
»Nicht auf diese Weise.«
Sie warf den Kopf zurück und schaute ihn mit wahrem aristokratischem Spott an. »Du kannst so viel erreichen, Waterwalker. Wenn Makkathran so erneuert werden soll, wie du es dir vorstellst, dann muss es sich beinahe bis zur Unkenntlichkeit wandeln. Ich hab keine Probleme damit, denn ich wäre auch nach dieser Wandlung ganz obenauf. Aber radikale Veränderung muss von innen heraus kommen. Du weißt jetzt, wie das vonstatten gehen kann: Dein Blut, das dein Vermächtnis in sich trägt, muss sich so weit wie möglich verbreiten.«
»Ich kann die Dinge durchaus von dort verändern, wo ich bin.«
»Nein«, sagte sie barsch. »Eine von einem Nichtdazugehörenden oktroyierte Veränderung ist stets eine Bedrohung von außen. Eine Sache, zu deren Bekämpfung ganz Makkathran am gleichen Strang ziehen würde. Die Familien, der einfache Mann auf der Straße, ja, selbst die Banden; sie alle würden sich zusammenschließen, um sich dir entgegenzustellen.«
»Diese Verbände, sie wollen doch, dass ich siege, dass ich mit den Banden aufräume und mit der Korruption, die eben diese Banden blühen und gedeihen lässt.«
»Sie wollen, dass du ihnen die Banden vom Halse schaffst, das stimmt. Aber das ist auch schon alles. Und das kannst du nicht, jedenfalls nicht ohne Hilfe der bestehenden Ordnung. Sie sind viel zu eng mit unseren Straßen und Kanälen verflochten, als dass du sie einfach mir nichts, dir nichts ausrotten könntest. Die Stadträte und Gilden werden dir nicht eher beistehen, bis du dich nicht rückhaltlos verpflichtet hast, sie zu unterstützen. Du hast gar keine Wahl. Deinem Unterbewusstsein ist das längst klar. Ich hab heute Nacht jeden noch so schwachen Gedanken von dir gesehen.«
»Demnach wärst du der angenehmere Weg?«
Lüstern ließ Ranalee ihren Blick über seinen nackten Körper gleiten. »Die Gier nach Macht war nicht das einzige Verlangen, das du gezeigt hast. Letzten Endes sind alle Männer gleich. Aber keine Sorge, ich hab diesen Teil geradeso genossen wie du.«
»Ich weigere mich, dieses Spiel mit dir zu spielen.«
»Idiot«, seufzte sie verärgert und streckte einen Arm aus. Ihre dritte Hand fischte einen langen Morgenrock aus dem Schrank, der durch die Luft zu ihr herüberschwebte. »Andererseits wären unsere Kinder wohl kaum darauf angewiesen, auch deine Intelligenz von dir zu erben, nicht wahr?«
Edeard kletterte aus dem Bett, fühlte sich unerträglich schwach. Außerdem ekelte er sich vor sich selbst, weil er wusste, dass jener Teil der Nacht wahrhaftig und unverfälscht gewesen war. Ihre heimtückische Macht hatte lediglich entfesselt, was in ihm lag.
»Es könnte schon zu spät sein für dich«, stichelte sie.
Er schnappte sich seine Unterwäsche. »Wie meinst du das?«
Sie tätschelte ihren Bauch. »Der Zeitpunkt in meinem Zyklus würde jedenfalls passen, und du hast definitiv genug geliefert. Ich werde so eine gute Mutter sein. Ich werde es sogar behalten, wenn es ein Junge ist. In etwas mehr als einer Dekade kann er dann damit anfangen, sich zu vermehren. Ein kleiner Rivale für dich.« Sie lächelte zuckersüß, damit es auch ordentlich wehtat.
Edeards Herz begann zu flattern. Da war noch eine Phiole Vinak-Saft in seinem Gepäck. Aber er
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