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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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das Vergnügen, mit dem König der Träume zu sprechen?«
    Er grunzte. » Vergnügen mag nicht das treffende Wort sein, aber – ja. Ich wiederhole: Was willst du?«
    Ich holte tief Luft und trat einen Schritt vor. »Eure Majestät. Die Königin von Schilf und Aue hat mich geschickt, damit ich hier Hilfe für einen Freund erbitten kann. Nur ein Schamane Eures Volkes kann ihn heilen.«
    Der König der Träume blinzelte nicht – er hatte keine Lider –, aber seine Augen blitzten auf, und er neigte den Kopf zur Seite. »Lainule … es ist lange her …« Seine Stimme war sanft, fast zu sanft, als dass ich ihn noch mühelos verstand, aber ich konnte den Beigeschmack der Reue heraushören. »Was ist mit deinem Freund?«
    Ich stieß den Atem aus und kam mir plötzlich wie ein sehr, sehr kleiner Punkt in diesem Universum vor. »Er heißt Kaylin. Sein Dämon, ein Nachtflor, erwacht, und jetzt braucht er den Zauberspruch eines Schamanen von Eurem Volk.«
    Irgendetwas in der Atmosphäre verlagerte sich, und ich hörte hinter uns ein turbulentes Geklicke. Der König erstarrte, dann hob er einen dürren Arm in die Luft und schnippte mit den Fingern. Eine weitere, scheinbar mit den Schatten verschmolzene Kreatur huschte zu ihm, lauschte seinen Klicks und nickte, um dann ins diffuse Licht zu entschwinden.
    »Kaylin. Den Namen habe ich schon lange nicht mehr gehört. Er lebt also noch?«
    Ich nickte. »Ja. Er ist inzwischen ein erwachsener Mann, aber nun ist er in eine Art Koma gefallen, und wir können ihn nicht aufwecken.« Und bevor ich mich selbst daran hindern konnte, fügte ich hinzu: »Seid Ihr ein Nachtflor? Ich weiß, Lainule hat Euch Fledermausleute genannt, aber …«
    Der König stieß einen Laut aus, der entweder ein Lachen oder Ausdruck seiner Entrüstung war – ich hoffte auf Ersteres –, und streckte mir die Hand entgegen. »Wir sind keine Dämonen, aber eines ihrer Produkte. Wir sind ihre Kinder. Dein Freund jedoch ist ein Mischwesen, er ist abnorm, und es lässt sich unmöglich vorhersagen, was aus ihm wird. Wir beobachten ihn seit seiner Geburt.«
    »Aber Ihr werdet ihn uns doch nicht wegnehmen, nicht wahr?« Ich versuchte mir Kaylin, der so voller Leben steckte, in dieser düsteren Welt voller diffuser Schatten vorzustellen. Auch wenn er ein Traumwandler war, so gehörte er nicht wirklich in ein solches Dasein, das wusste ich genau.
    »Wir werden ihn nicht herbringen, nein. Er könnte hier nicht überleben. Wir existieren an der Peripherie eures Gesichtsfeldes, und wir sind immer eine Fingerspitze außerhalb eurer Reichweite. Wir reden so leise, dass ihr uns flüstern hören, aber nicht verstehen könnt. Wir sind die Schatten, die sich von selbst bewegen. Wir sind das Volk der Fledermäuse, die sich ständig verwandeln. Dein Kaylin ist viel zu feststofflich, um unter uns zu existieren. Aber wir beobachten ihn, denn dort draußen könnten noch mehr von seiner Sorte sein. Er verkörpert die nächste Generation.«
    Er verstummte und bedeutete uns mit einer Geste, zurückzutreten. Chatter führte uns in einen Winkel, in dem Felsbrocken lagen, und wir setzten uns, um zu warten.
    Ich beugte mich vor und flüsterte im Windschatten. Wo sind wir hier bloß? Ich dachte, die Fledermausleute wären ähnlich wie die Cambyra-Feen.
    Chatter schüttelte den Kopf. Nein, es handelt sich um eine vollkommen andere Rasse. Manchmal nehmen sie bei uns die Gestalt einer Fledermaus an, aber sie können unsere Welt auch im Schatten durchqueren. Daher hat Kaylin seine Traumwandler-Qualitäten. All diese Wesen haben in ihrer Seele Erbgut der Nachtflore in sich, da die Dämonen die Fledermausleute auserwählt haben. Sie sind ihre Kinder.
    Er brach ab, als ein weiterer Fledermausmann eintrat. »Zehn zu eins, dass das der Schamane ist«, flüsterte er.
    Ich nickte, aber insgeheim konnte ich nur daran denken, wie gern ich von hier verschwinden wollte. Mir gefiel der Hof der Träume nicht. Hier war alles so fremd, dass man nicht umhinkonnte, sich bewusst zu machen, wie wenig Menschlichkeit – und Magiegeborenes – in der Welt tatsächlich existierte. Und wir würden uns nun immer fragen, ob das fliegende Wesen, das aus der Höhle schoss, eine echte Fledermaus war oder einer der Fledermausleute, die uns im Auge behalten wollten. Und dennoch … dennoch sollte wohl ausgerechnet ich mich bedeckt halten. Ich gehörte schließlich väterlicherseits zu dem Cambyra-Feen.
    Plötzlich sehnte ich mich danach, mich in meine Eulengestalt

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