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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Plötzlich war ich wieder fünf Jahre alt, und sie lächelte, und zum ersten Mal in meinem Leben hatte ich das Gefühl, dass ich ihr Sonnenschein war, und dann rannte ich und warf mich in ihre Umarmung. Liebevoll zog sie mich an sich und hielt mich fest, und in der Wärme der Liebe, die sie mir kein einziges Mal gezeigt hatte, schmolz ich dahin und brach in Tränen aus.
    Ich blinzelte. Moment … ich bin sechsundzwanzig, nicht fünf …
    Ich blinzelte wieder. Bleib bei mir und geh nie wieder weg. Du bist mein kleines Mädchen. Du hast nur einen langen, seltsamen Traum gehab t, in dem du erwachsen geworden bist. Aber du musst nicht erwachsen sein, Cicely. Du bist mein kleines Mädchen und bleibst einfach bei mir.
    Ach, Mama, danke. Ich wollte dich doch immer nur lieben, wollte so gern dein kleines Mädchen sein, aber du hast es mir nie erlaubt. Bin ich das denn, Mama – bin ich dein kleines Mädchen?
    Du wirst immer und ewig meine kleine Süße sein.
    Ein schwaches Geräusch in der Ferne …
    Cicely! Cicely! Eine andere Stimme, die mich rief, aber ich sah nichts außer dem Gesicht meiner Mutter.
    Krystal seufzte glücklich, und ich freute mich darauf, was sie als Nächstes sagen würde – es mussten all die Dinge sein, auf die ich so viele Jahre gewartet hatte. Doch dann lächelte sie wieder, und ihre Zähne waren spitz, und ihre Augen brannten plötzlich rot – blutrot.
    Der Bann löste sich langsam, und meine Träume zerbarsten.
    »Krystal! Nein – Mutter! Mutter! « Ich begann mich in ihrer Umarmung zu wehren, aber Krystal war stark, stärker, als ich es in Erinnerung hatte. Und erst jetzt bemerkte ich, dass die Arme lang und sehnig waren und es sich nicht wirklich um meine Mutter handelte.
    Cicely! Wehr dich, Kind. Löse dich aus der Illusion! Ein plötzlicher Windstoß pustete den Nebel in der Umgebung weg und mit ihm auch das Trugbild. Statt meiner Mutter hielt mich ein kurzes, kräftiges reptilartiges Wesen, das mit Tentakeln um sich schlug. Ich schrie auf, und der Rest des Banns zerschellte.
    Was immer es war, es war nicht besonders glücklich, und der Griff um meine Arme und meine Taille wurde stärker, als ich es von mir wegzudrücken versuchte. Ich verstand nicht länger, was es sagte, und mühte mich nach Kräften, mich aus seiner Umklammerung zu befreien.
    Ich spürte etwas gegen meinen Rücken stoßen und drehte den Kopf. Peyton stach mit einem Schlachtermesser auf einen der Tentakel ein. Gleichzeitig schob Chatter die Hände nach vorn, und eine grellweiße Flamme schoss auf das Wesen zu. Es stieß ein Geräusch aus, das wie ein Schrei klang, und ließ mich los. Peyton packte meinen Arm und zerrte mich mit sich. Hinter mir ertönte noch ein Kreischen, und etwas packte meinen Knöchel.
    Ich stolperte, fiel nach vorn und wälzte mich herum. Einer der schuppigen Arme hatte sich um meinen Fuß geschlungen, und ich riss mein Springmesser heraus und stieß es in den Fangarm, während ich mich gleichzeitig nach vorn warf. Es wickelte sich von meinem Fuß ab, peitschte aufgebracht, traf mich, warf mich um und zog sich dann zurück.
    Um Atem ringend, blieb ich liegen, als sich der Nebel um mich herum wieder zusammenzog. Peyton und Chatter gingen neben mir in die Hocke und halfen mir auf.
    Durch und durch verwirrt sah ich mich um. Wir schienen genau da zu sein, wo wir gewesen waren, als ich … Krystal gesehen hatte? Und jetzt strömte wieder alles auf mich ein.
    »Krystal! Ich weiß genau, dass sie tot ist, also was hat mich bloß dazu gebracht, zu diesem Monster zu gehen? Was zum Teufel war das? Und was ist passiert?« Wütend auf mich selbst und immer noch verwirrt, blickte ich von Chatter zu Peyton und wieder zu Chatter zurück.
    Sanft rieb er mir die Schulter. »Gib nicht dir die Schuld. Du bist über einen Traumweber gestolpert. Sie ernähren sich von den Träumen und geheimen Wünschen anderer und können dir in den Kopf sehen. Die Dämonen leben hauptsächlich hier am Hof der Träume, aber manchmal schlüpft der eine oder andere auch hinaus in unsere Welt. Was genau sie sind, wissen wir nicht, nur dass es sich nicht um Feen handelt.«
    Erschüttert räusperte ich mich. »Was hätte das Ding denn mit mir angestellt?«
    »Deinen Verstand leergefegt. Aus dir eine komatöse Hülle gemacht.« Der lockere Tonfall, mit dem er das sagte, war wie Eiswasser in meinem Blut.
    »Los, gehen wir weiter. Vielleicht solltest du uns aneinanderketten, damit keiner von uns mehr abwandert wie ich gerade.« Ich

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