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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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mit ihr zusammen bin, und mit jedem Augenblick wird es schlimmer. Sie ist die Wandlerin, die Schneekönigin mit dem Herzen aus Eis. Und sie hat mich zu ihrem König auserkoren.« Seine Hände glitten aufwärts, und wieder neigte er sich meinem Hals entgegen. »Darf ich? Es wird mir helfen, meine geistige Gesundheit zu bewahren – wenigstens ein bisschen länger.«
    »Cicely, geh weg von ihm!« Chatters Stimme hallte über den Schnee. »Lass sie gehen, Grieve. Wenn du sie wirklich liebst, lässt du sie gehen.«
    Einen Augenblick starrte Grieve seinen Freund nur an, und ich hörte ein Knurren. »Willst du wirklich ein Abtrünniger werden? Das kann ich nicht glauben. Du willst dich doch nicht wirklich gegen die Person wenden, die dein jämmerliches Leben gerettet hat, oder?« Seine Stimme klang barsch und grausam.
    Ich versuchte mich von ihm loszumachen, als sein Griff sich veränderte. »Cicely, meine kleine, süße Cicely. Myst würde sich so freuen, wenn sie mit dir spielen dürfte.«
    »Grieve, nein – bitte! Bitte hör mir mit deinem Herzen zu, nicht durch den Schleier ihres Wahnsinns!« Ich hob die Hand, streichelte sein Gesicht und zwang ihn auf diese Art, mir in die Augen zu sehen. Und tatsächlich verstummte er, mein Wolf winselte gequält, und am liebsten wäre ich in Tränen ausgebrochen.
    Ulean wehte um mich herum. Er ist so gefährlich wie ein verwundetes Tier, Cicely. Geh vorsichtig mit ihm um. Provozier ihn nicht.
    Doch er stieß schaudernd den Atem aus und wandte den Blick ab. »Chatter hat recht. Ich darf nicht von dir trinken. Ich weiß nicht, ob ich wieder aufhören kann, wenn ich einmal angefangen habe.«
    Ich schüttelte den Kopf und strich mit den Fingern durch die platinfarbenen Strähnen, die ihm den Rücken herabfielen. »Du wirst mir nichts antun, Grieve. Unsere Liebe dauert schon Lebensspannen an. Denk daran … denk immer daran. Du und ich waren schon früher zusammen, und wir werden auch wieder zusammen sein. Wir sind Seelenverwandte, zusammen stärker als getrennt.«
    Und dann – ein Flashback.

    Grieve und ich standen gemeinsam auf einer Bergkuppe und überblickten die Landschaft unter uns. Doch er war nicht Grieve, sondern Shy. »Siehst du sie? Kommen sie schon?«
    Ich schirmte mit einer Hand die Augen ab und blickte in die Ferne. »Ich glaube schon, aber wir sind weit genug weg. Wir haben sie gründlich aufgehalten. Wir haben sie in Stücke gerissen.«
    Er verzog das Gesicht. »Du hast sie in Stücke gerissen. Ich kann noch immer kaum glauben, wie du gewütet hast, Cherish. Aber wenigstens hat uns das eine kleine Atempause verschafft. Meine Mutter wird erst Ruhe geben, wenn du tot bist … und ich auch. Für mein Volk bin ich ein Verräter – wegen dir. Aber ich habe dich gewählt, ich habe immer schon dich gewählt. Dich allein.«
    Mein Herz schwoll an, als meine Tränen zu laufen begannen, und ich sank auf die Knie. »Und ich dich, Geliebter. Du und immer nur du. Verräter … den Beinamen haben wir beide. Meine Mutter wird mich vor den Augen aller foltern, wenn sie mich erwischt. Ich habe sie entehrt. Aber ich bin nicht wie mein Volk – oder nur dann, wenn ich keine andere Wahl habe.«
    Die Erinnerung an die verstümmelten Wachleute, die aus riesigen tiefen Wunden bluteten, schmeckte süß in meinem Mund, und ein leises Stöhnen kam aus meiner Kehle. Ihr Fleisch war zart gewesen, ihr Blut befleckte noch meine Lippen. Ich hatte ihnen eine bittere Lektion erteilt, denn sie mussten lernen, dass man sich mit mir nicht anlegen durfte.
    Grieve-der-Shy-war kniete sich zu mir, zog mich in seine Arme und begann mich zu küssen, lang und innig, und der Geschmack des Blutes mischte sich mit dem seines Atems. Ich schlang meine Beine um seine Hüften, und er drang in mich ein, und wir wiegten uns sanft auf dem moosbewachsenen Boden, als wir uns paarten. Der Himmel über uns schimmerte blutrot und gelb, noch stand die Sonne hoch am Himmel, und ihn tief in mir zu spüren verdrängte meinen Zorn.
    »Ich werde immer bei dir sein, Cherish. Wir sind füreinander bestimmt. Niemand kann dir je das Wasser reichen. Du bist Teil meiner Seele, und niemals werden sie uns lebend erwischen.«
    »Wir werden entkommen. Irgendwie werden wir entkommen und an einen Ort fliehen, wo unsere Verbindung nicht verboten ist. Und jetzt nimm mich. Liebe mich«, flüsterte ich. »Bring mich dazu, dass ich vergesse, wer ich bin. Was mein Volk ist. Und wer meine Mutter ist!« Und das tat er.

    Grieve schauderte in

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