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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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darf ihn nicht mit zu uns nehmen«, brummte ich. »Er wollte euch nicht in Gefahr bringen.«
    »Hier geht es auch nicht darum, Zugang zum Haus zu erlangen«, wandte Kaylin ein. »Es ist nicht zu übersehen, dass er auf dich fixiert ist. Ihr seid Seelenpartner, und er will wieder mit seiner zweiten Hälfte vereint sein. Aber im Augenblick ist er hochgradig gefährlich. Denk unbedingt daran, dass das Gift seines Bisses deine Urteilskraft vernebelt.«
    Ich schluckte. Es war eine bittere Pille. Aber Kaylin hatte leider recht. Jedes Mal, wenn Grieve mich biss, drang mit seinem Speichel ein Toxin in meinen Kreislauf, das mich immer stärker unter seine Herrschaft brachte.
    »Trotzdem hast du eingewilligt, mir dabei zu helfen, dieses Gegenmittel zu beschaffen.« Verwirrt und mit wachsender Verzweiflung sah ich ihn an.
    »Weil ich denke, dass er sein Wesen einigermaßen unter Kontrolle halten kann, wenn es auch ziemlich viel Arbeit kosten wird. Wir brauchen einen sicheren Ort für ihn. Aus dem er nicht ausbrechen kann.«
    »Du willst ihn einsperren?« Wieder stieß ich die Luft aus. »Wie ein Tier?«
    »Du weißt sehr gut, was ein Schattenjäger bewirken kann. Selbst wenn Grieve nicht als solcher geboren worden ist, weiß man nicht, was geschieht, wenn er die Kontrolle verliert.« Kaylin ging neben mir in die Hocke und nahm meine Hand. »Ich werde dir helfen, aber du musst dir klarmachen, dass wir es hier nicht mit einem romantischen Märchen zu tun haben. Wir retten keine edle Prinzessin, die von den Günstlingen der Finsternis gefangen gehalten wird. Du willst einen dieser Günstlinge befreien, und zwar einen, der unter Umständen sehr, sehr hungrig sein könnte.«
    Ich nickte stumm. Ich musste einen sicheren Hafen für Grieve finden, einen Ort, an dem ich ihn verstecken konnte und weder mich noch andere gefährdete. Geoffrey konnte ich schlecht bitten; damit hätte ich mir in die Karten blicken lassen. Aber es war ja leider nicht so, als stünden mir Kerker, Verliese oder Zellen zu Verfügung, und die meisten Wohnungen waren nicht dazu gebaut, jemanden festzuhalten.
    Und dann dachte ich erneut an das, was mir vorhin eingefallen war. Ich hatte nur einen Verbündeten, der mir einerseits helfen konnte, andererseits aber kaum das Bedürfnis haben würde, bei Geoffrey zu petzen. Außerdem konnte Lannan mich problemlos in den Vampirpalast einschleusen. Aber war ich gewillt, den Preis zu zahlen? Konnte ich mich anschließend jemals wieder im Spiegel betrachten?
    Wie weit würde ich gehen, um Grieve zu retten?
    Tu das nicht, Cicely, bitte nicht. Es muss einen anderen Weg geben.
    Aber mir fällt keiner mehr ein, Ulean, und mir läuft die Zeit davon.
    Ruhig wandte ich mich an Anadey. »Kannst du den Schaden schon beurteilen?«
    Anadey presste die Lippen zusammen. »Eine Tote, drei Schwerverletzte, und ich hoffe bloß, dass sie durchhalten, bis der Krankenwagen hier ist. Vier andere sind verletzt, schaffen es aber. Was sollen wir den Rettungssanitätern sagen?«
    Geoffreys Erklärung mit den wilden Hunden kam mir unglaubwürdig vor. Ich warf Leo einen Blick zu, der mich warnend anstarrte, und antwortete: »Sag ihnen die Wahrheit. Eine Truppe durchgeknallter Feen hat den Laden gestürmt und zertrümmert.«
    »Das kannst du nicht! Geoffrey wird das nicht gutheißen …«, begann Leo, aber ich fuhr zu ihm herum.
    »Mir ist es scheißegal, ob Geoffrey das gutheißt oder nicht. Die Leute hier müssen erfahren, dass die Gefahr im Wald lauert. Herrgott noch mal – sie wissen es doch schon, aber niemand unternimmt etwas dagegen, und sie fühlen sich im Stich gelassen. Geoffrey herrscht über die Stadt, also muss Geoffrey auch endlich die Initiative ergreifen und etwas tun. Irgendwelche moderne Märchen über wilde Hunde zu verbreiten bewirkt nur, dass ein paar Haustiere erschossen werden. Und meinetwegen darfst du Geoffrey alles, was ich gerade gesagt habe, haarklein wiedergeben, auch das ist mir vollkommen egal!«
    Und damit schob ich ihn aus dem Weg und trat in die kalte Luft hinaus. Ich brauchte dringend einen klaren Kopf. Kaylin kam mit mir hinaus.
    Er schob die Hände in die Taschen und blickte hinauf in den Himmel. »Der Schneefall wird nicht aufhören, bevor wir Myst nicht aufhalten.«
    »Schon klar. Also, was schlägst du vor? Wohin soll ich Grieve bringen, wenn es mir gelingt, ihn zu befreien?«
    »An einen geheimen Ort – einen verborgenen, von dem man nur äußerst schwer entkommen kann.« Kaylin begann leise zu pfeifen, und

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