Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
hatten den Feenmann aus der Toilette gezerrt, und ich sah, wie einer ihm einen schmiedeeisernen Dorn durchs Herz rammte. Der Schattenjäger kreischte und ging tot zu Boden.
Also sind es Eisenstäbe, die sie töten können.
Ulean wehte heran. Ja, so scheint es. Sei vorsichtig mit dem Fächer, Cicely – setze ihn nicht so oft ein. Er hat Kräfte, die du noch nicht kennst, und die können dir schaden.
Aber ich schüttelte ihre Warnung ab. In diesem Moment kam Anadey aus der Küche getaumelt; ausgerechnet der Bursche vom Lupa-Clan stützte sie. Sie wirkte benommen. Kurz darauf stürmten die verbliebenen zwei Schattenjäger aus dem Diner, doch sofort machten sich fünf der Vampire an die Verfolgung. Wir hörten Schreie vom Parkplatz, dann war es plötzlich still. Ein paar Minuten später kam einer der Vampire zurück.
»Alle verarztet.«
Ich stand still und reglos da, denn ich war mir nur allzu bewusst, wie viel Blut hier vergossen worden war und wie leicht es die Vampire in einen Rausch versetzen konnte. Ich drehte mich zu Lannan um, der gerade auf mich zuschlenderte. Er sagte nichts, sondern nahm nur sanft mein Kinn in die Hand. Ich wartete. Nun beugte er sich herab, küsste mich lange und genüsslich, und in meinem Schockzustand reagierte ich unwillkürlich auf ihn. Und als ich mich von ihm losmachte, flüsterte er: »Du kannst mir später noch danken, dass ich deiner Cousine das Leben gerettet habe.«
Und dann waren sie so schnell, wie sie aufgetaucht waren, fort, und wir standen allein knöcheltief im Blut. Die Nacht senkte sich über uns, und der Winter heulte seinen Zorn heraus.
Anadey kam langsam um die Theke herum zu uns. »Also gut. Wer ist verletzt?« Sie blickte herab auf den zerfetzten Körper der Frau am Boden und schüttelte den Kopf, eine Mischung aus Entsetzen und Schmerz im Gesicht. »Das war Eva. Sie ist jeden Abend auf Kaffee und Kuchen gekommen …« Hastig wandte sie sich ab und betrachtete die Zerstörung ihres Restaurants.
Eine Handvoll Leute kamen langsam und zögernd aus den Toiletten. Sie wirkten angeschlagen, aber es hätte wahrlich schlimmer kommen können. Wenige waren verletzt, einer offenbar schwerer, aber es war nicht ersichtlich, ob die Schattenjäger die Urheber gewesen waren oder er sich am gesplitterten Glas geschnitten hatte. Als Anadey den Hörer nahm, um einen Krankenwagen zu rufen, trat Leo zu mir. »Und du willst einen von denen in eurem Haus unterbringen. Du stehst auf die Gefahr, was? Ich wette, du bist auch scharf auf Lannan – ja, du behauptest das Gegenteil, aber gestern Abend hast du ihn ja nicht gerade abgewiesen, nicht wahr? Ich habe doch gesehen, wie er schon in dir steckte. Wahrscheinlich gehst du für ihn wie ein Hund auf alle viere …« Er flüsterte leise genug, so dass Rhiannon ihn nicht hören konnte, aber ich fuhr herum und verpasste ihm eine Ohrfeige.
»Lieber für ihn als für dich. Hör verdammt noch mal endlich auf damit, du Mistkerl. Ich habe dir bereits erklärt, dass ich Grieve nicht bei uns unterbringen will, aber du machst dir nicht mal die verfickte Mühe, zuzuhören!«
Er stieß einen langen Seufzer aus, machte aber keine Anstalten, mir ebenfalls eine Ohrfeige zu verpassen.
Peyton tappte zu uns herüber und knurrte uns beide an, bevor sie sich wieder in einen Zweibeiner verwandelte und plötzlich nackt vor uns stand. Ihre Kleider lagen im Schutt der Verwüstung. Hastig suchte sie sie zusammen, und als sie sich wieder angezogen hatte, machte sie sich daran, ihrer Mutter zu helfen.
Rhiannon strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. »Leo, ich habe gehört, was du zu Cicely gesagt hast. Hätte sie dich dafür nicht geohrfeigt, hätte ich es getan.«
»Das Gegenmittel wird Grieve nicht wieder zu dem Mann machen, der er einmal war. Es setzt höchstens die Lichtempfindlichkeit herab, macht ihn noch stärker. Und wer weiß, welche Nebenwirkungen die Einnahme mit sich bringt.«
Ich starrte ihn an und hätte ihm am liebsten noch eine gescheuert, aber seine Augen zeigten Angst. Leo fürchtete sich, und zwar sehr, und nichts auf der Welt konnte das ändern. Ich stieß die Luft aus und hob einen Stuhl auf, den mein Bonsai-Sturm umgestoßen hatte.
»Ich verstehe deine Sorge, Leo. Ich wäre nur froh, wenn du mir einfach mal zuhören würdest.«
»Dennoch: Du hast wieder mit Grieve geschlafen.« Kaylin gesellte sich zu uns. »Und du darfst nicht vergessen, dass er dich mit jedem Biss stärker in seinen Bann zieht.«
» Er hat gesagt, ich
Weitere Kostenlose Bücher