Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)
ich wandte mich zu ihm um.
»Was?«
»Vielleicht wüsste ich einen solchen Ort. Du weißt, dass ich im vergangenen Jahr untergetaucht war, oder? Bevor ich bei euch eingezogen bin, habe ich mich an verschiedenen Orten versteckt, und einige davon sind geeignet, denke ich.« Er bedachte mich einem nachdenklichen Blick. »Ich helfe dir, aber ich würde dir empfehlen, Leo nicht zu verraten, wo du ihn unterbringst. In seinem Zorn könnte er meinen, es sei seine Aufgabe …«
»… dafür zu sorgen, dass diese Welt durch eine Vampirfee weniger bedroht wird?«
»Ganz genau.«
»Was willst du dafür, dass du mir hilfst?«
Kaylin legte seine Hand auf meine Schulter und beugte sich langsam vor. »Nicht jeder will dich missbrauchen oder ausnutzen. Nicht jeder hat ein niederes Motiv. Du misstraust meinem Dämon, das spüre ich, aber nicht alles, was im Schatten lebt, ist eine Bedrohung. Obwohl ich tödlich sein kann, bin ich nicht notwendigerweise darauf aus, etwas einzufordern.«
Ich sah ihm direkt in die Augen. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.« Ich hatte von Geoffrey und Lannan gelernt. »Was verlangst du als Gegenleistung?«
Er schenkte mir ein unverschämtes Grinsen, doch es war weder hämisch noch herablassend. »Nur dass du für mich da bist, falls ich Hilfe brauche. Ich passe auf dich auf, du auf mich.«
Obwohl ich mich fühlte wie eine Ertrinkende, die den Rettungsring umklammerte, ohne zu wissen, ob er von Freund oder Feind kam, nickte ich. »Abgemacht. Wie geht es weiter?«
»Morgen, wenn die Vampire schlafen, machen wir einen Spaziergang im Schattenreich und suchen das Gegenmittel.« Lächelnd schlang er mir den Arm um die Schultern und führte mich ins Restaurant zurück.
15. Kapitel
W ie ich es mir gedacht hatte, kamen die Cops, nahmen die Eckdaten auf, schrieben einen Bericht und verschwanden wieder. Es gab keine Spurensicherung, keine Sonderkommission, nichts. Entweder hatte Geoffrey sie fest im Griff oder Myst sie hypnotisiert. Oder von beidem ein wenig. Die restlichen Gäste zogen schließlich wie benommen ab.
Leo machte sich auf den Weg zur Arbeit, wir anderen blieben bei Anadey, um ihr beim Aufräumen zu helfen, aber sie schüttelte den Kopf.
»Geht nach Hause, Kinder. Ihr habt mir schon so viel geholfen. Es gibt nicht mehr viel zu tun.«
»Doch«, sagte ich und stellte einen Stuhl auf. »Wir können zumindest aufräumen und Bestandsaufnahme machen, um zu sehen, wie hoch der materielle Schaden ist.«
Ich begann, die Tische aufzurichten, und Kaylin kam mir zur Hilfe. Rhiannon und Peyton holten Eimer und Wischer und machten sich daran, den Boden vom Blut zu reinigen. Anadey sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen.
Ich sagte nichts. Im Innern fühlte ich mich schuldig: Anadey war meine Freundin – waren die Schattenjäger aus diesem Grund hier gewesen? Sie schien meine Stimmung zu spüren, kam zu mir und legte mir eine Hand auf die Schulter.
»Du kannst nichts dafür, Cicely. Myst geht grundsätzlich gegen Magiegeborene vor. Und vergiss nicht: Sie hat meine Mutter umgebracht, damit sie ihr nicht in die Quere kommen konnte. Wir sind alle potenzielle Ziele für sie. Niemand darf dir die Schuld hierfür geben, wer immer er auch ist.«
Rhiannon presste die Lippen zusammen. Ich wusste, dass Leos Verhalten ihr schwer zu schaffen machte und sie sich fühlte, als würde sie zwischen allen Stühlen sitzen. Ich entschied, dass ich ihr zumindest eine Sorge nehmen sollte.
»Leute, kommt mal einen Moment her.« Als alle mir zuhörten, holte ich tief Luft. »Kaylin hat mich noch einmal auf etwas Wichtiges hingewiesen, was ich immer wieder zu leicht vergesse. Grieves Biss zieht mich in seinen Bann, und möglicherweise handle ich aus diesem Grund manchmal dumm. Grieve versucht nicht absichtlich, mich unter seine Herrschaft zu zwingen, dessen bin ich mir sicher. Tatsache ist aber, dass ich nicht unbedingt vernünftig plane. Ich möchte ihn immer noch befreien, aber ich habe euch schon gesagt, dass ich ihn nicht in unser Haus bringen will, und ich habe vor, dieses Versprechen zu halten.«
»Das wissen wir.« Rhiannon rieb mir über die Schulter. »Und Anadey hat recht – nicht du hast das hier verursacht. Die Schattenjäger haben die Stadt schon unsicher gemacht, bevor du zurückgekommen bist.«
»Tja, Leo jedenfalls steht gerade nicht auf mich, und obwohl ich ihm gern einen Satz heiße Ohren verpassen würde, kann ich ihn in gewisser Hinsicht verstehen. Dennoch, ich muss
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