Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
pampig. »Wollen Sie sich anmelden?«
Kopfschüttelnd wanderte ich zu den Bänken an den großen Fenstern, die zum Vorplatz hinausgingen. Um zwanzig vor acht wurde ich unruhig. Ich holte mein Handy hervor und gab Peytons Nummer ein.
Es klingelte fünfmal, bis ihre Mailbox sich meldete, und ich hinterließ eine Nachricht. Um zehn vor acht begann ich mir Sorgen zu machen, und um acht nahm ich meine Tasche und verließ das Gebäude. Ich war mir nicht schlüssig, ob ich lieber Anadey oder die Polizei anrufen sollte, entschied dann aber, zunächst mit Rhiannon zu sprechen.
Ich überquerte den Campus zum Grove, der Hauptmensa der Schule, während ich Rhiannon anrief. »Hör zu, kannst du schon früher kommen? Ja, am besten ins Grove … Ich weiß nicht, ob wirklich etwas ist, aber ich habe kein gutes Gefühl.«
Ich legte auf, betrat Brekhart Hall und nahm die Treppe hinab ins Untergeschoss. Die Flure waren breit und einladend, wenn auch schon sehr alt, und ich wünschte mir plötzlich, ich hätte in jungen Jahren ebenfalls hier lernen können. Aber diese Zeiten waren nun einmal unwiederbringlich vorbei.
Vielleicht kannst du einen Abendkurs belegen oder einen von den kostenlosen, die von der Stadt gesponsert werden, sagte Ulean.
Ja, vielleicht. Aber bei allem, was hier vor sich geht, ist wohl im Augenblick kaum Zeit dazu.
Das Grove war ein freundlicher, luftiger Raum. Statt langen Esstischen gab es viele kleine quadratische, an die vier bis sechs Leute passten. Die Atmosphäre war eher die eines Restaurants als einer Cafeteria, und das Alter der Schüler bewegte sich tatsächlich in dem Spielraum, von dem ich auch gehört hatte: Von sehr jungen Teenagern bis Mittzwanzigern war alles dabei. Und alle schienen vor Energie zu vibrieren.
Rhiannon kam hereingehastet, als ich gerade meine Bestellung – einen Cappuccino mit Schokosirup und ein Sandwich mit Wurst und Käse – an den Tisch brachte, und ließ sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen. Sie schauderte.
»Ich brauche dringend einen heißen Kaffee – es schneit stark.«
Während sie zur Theke ging, um sich den Kaffee zu holen, versuchte ich es erneut bei Peyton, aber wieder nichts. Inzwischen hatte mich die Furcht gepackt. Peyton war mir nicht wie ein Mensch vorgekommen, der eine Verabredung sausen ließ, ohne sich wenigstens zu melden.
Rhia kehrte mit einem Milchkaffee mit weißer Schokolade, einer Schüssel Porridge und zwei hartgekochten Eiern zurück. Sie streifte ihren Mantel ab, nippte an dem heißen Kaffee und schloss dankbar die Augen.
»Verflixt, ist das kalt geworden draußen. Aber hiermit fühle ich mich fast wieder menschlich.« Sie stieß einen langen Seufzer aus. »Was ist los?«
»Peyton ist nicht aufgetaucht und geht auch nicht ans Telefon, das ist los. Ich habe schon mehrmals versucht, sie anzurufen. Nichts.«
Rhiannon sah mich entsetzt an. »O nein. Hast du Anadey angerufen?«
»Ich wollte mir erst von dir Rat holen. Es muss ja nicht sein, dass ich ihr einen höllischen Schrecken einjage, wenn vielleicht nur der Wagen liegen geblieben ist. Aber Peyton hat meine Nummer, und sie hätte mich doch bestimmt angerufen, wenn das der Fall gewesen wäre.«
»Es sei denn, sie hat ihr Handy zu Hause vergessen. Aber dann wäre wahrscheinlich Anadey irgendwann rangegangen, oder? Komm, ruf sie an. Sie wird jetzt noch nicht im Restaurant sein. Normalerweise arbeitet sie nachmittags und abends dort.«
Während Rhia sich mit ihrem Kaffee weiter aufwärmte, rief ich Anadey an, die beim zweiten Klingeln abnahm.
»Cicely? Hallo … Aber ich dachte, du wärst mit Peyton verabredet.«
»Ja, wir wollten uns heute Morgen zum Training treffen, aber …« Ich brach ab, da ich nicht wusste, wie ich es am besten formulierte.
Sag’s einfach ohne Umschweife, Kind. Anders geht es nicht. Uleans Gegenwart beruhigte mich, und ich räusperte mich.
»Peyton ist nicht aufgetaucht und hat mich auch nicht angerufen. Ich dachte, dass sie vielleicht das Handy zu Hause vergessen hat und jetzt irgendetwas mit dem Wagen ist.«
Stille. Dann hörte ich, wie Anadey am anderen Ende der Leitung um Atem rang, als würde ihr die Luft abgeschnürt. Dann: »Nein, sie hat das Handy mitgenommen, als sie ging. Sie hatte vor, dich zu treffen, Cicely, das weiß ich genau. Ich sollte wohl besser die Polizei rufen.«
»Soll ich rüberkommen? Rhiannon muss arbeiten, aber ich könnte in zehn Minuten da sein.« Schon schob ich meinen Stuhl zurück.
»Wenn du das tun würdest. Obwohl
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