Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
hatte, hatte ich weiter in der Geschichte der Vampirnation geblättert und ein paar Querverweise auf Geoffrey, Regina und Lannan gefunden.
Soweit ich es beurteilen konnte, waren alle uralt und mächtig.
Geoffrey wurde auf fast zweitausend Jahre geschätzt. Er stammte wahrscheinlich aus der Xiongnu-Periode, aus einer Region, die später zur Mongolei wurde. Man ging davon aus, dass er in dieser Zeitspanne dort ein Fürst gewesen war, obwohl sich Geoffrey selbst niemals wirklich zu seinem früheren Leben geäußert hatte. Außerdem ging das Gerücht, dass er Myst erweckt hatte, wenn auch aus dieser Zeit nicht viel überliefert war.
Regina und Lannan dagegen waren noch weit älter; ihre Wurzeln reichten zurück bis zu den Sumerern. Regina war Gerüchten zufolge Priesterin Inannas gewesen, obwohl nur sie es hätte bestätigen können, und sie schien nicht gern aus dem – antiken – Nähkästchen zu plaudern.
Belegt dagegen war die Tatsache, dass man sich weder der einen noch dem anderen widersetzte. Das allein zerstreute jeden Zweifel, den ich in Bezug auf die Frage, wie schlau es war, zu dieser Party zu gehen, gehabt haben mochte. Ich war nicht scharf darauf, mich mit Geoffreys Clique auseinanderzusetzen, aber ich war noch weniger scharf darauf, von einem von ihnen ausgesaugt zu werden. Dass ich Grieve nicht verraten wollte, verstand sich von selbst; ich musste eben eine Möglichkeit finden, ihn zu beschützen und Myst dennoch auszuliefern.
Ich hatte nämlich auch nachgeschlagen, was für Sanktionen und Anreize die Vampire im Laufe der Jahrhunderte eingesetzt hatten, um sich Menschen gefügig zu machen, und festgestellt, dass man sein eigenes Gewissen hin und wieder mit der Realität in Einklang bringen musste.
Leo und Rhiannon sahen aus, als hätten sie ihre Kleidung aufeinander abgestimmt. Es war offensichtlich, dass sie zusammengehörten. Es hätte mich interessiert zu erfahren, was Geoffrey von Leos Verbindung zu meiner Cousine hielt – falls er sich überhaupt die Mühe machte, darüber nachzudenken. Vielleicht waren solche Angestellten zu unbedeutend.
Ulean hatte es vorgezogen, zu Hause zu bleiben – oder dort, wo sie eben so blieb, wenn sie mir nicht auf astraler Ebene folgte. Die Vampire hatten Astral- oder Elementarwesen nicht gern um sich herum, und auch Ulean hielt lieber Abstand.
Ich lausche aus der Ferne. Wenn du mich brauchst, komme ich.
Als wir auf die Einfahrt des Grundstücks einbogen, war ich nicht überrascht, eine Ansammlung von BMWs, Porsches, Jaguars und anderen Luxuskarossen zu sehen.
Die Villa war hell erleuchtet, und selbst aus der Entfernung konnte man sehen, dass die Party im Gange war. Das Haus – ein Traum in Weiß und Gold – erstreckte sich quer über das ganze Grundstück, das mindestens zwei Morgen groß war. Das Gebäude war drei Stockwerke hoch und wahrscheinlich unterkellert und erinnerte mich an einen griechischen Tempel, den man aus dem antiken Athen gepflückt und in New Forest abgeladen hatte. Säulen stützten das Dach der großen Veranda, auf der in regelmäßigen Abständen große granitene Kübel mit Rosensträuchern standen. Musik drang aus dem Gebäude, und ich erhaschte Songfetzen von Lenny Kravitz, Gary Numan und Seether und Bruchstücke von Gesprächen in einer Sprache, die älter war als alles, was ich je gehört hatte.
Als wir auf die Treppe zugingen, drehte ich mich zu den anderen um. »Bleibt zusammen. Wir dürfen uns nicht trennen. Wir haben keine Ahnung, auf was wir uns hier einlassen, und wir können es uns nicht leisten, in irgendwelche Zwistigkeiten hineingezogen zu werden.«
Leo nickte. »Und denkt daran: keinem Vampir in die Augen sehen. Das wird als Provokation empfunden, und gegen einen älteren Vampir haben wir keine Chance.«
Bevor ich die Hand nach der Glocke ausstrecken konnte, öffnete sich die Doppeltür, und ein großer, großartig gebauter Mann stand vor uns. Er trug eine Butleruniform, und seine Augen waren so schwarz wie die Nacht. Auch er war Vampir. Er verbeugte sich tief.
»Hi. Regina Altos hat mich gebeten zu –«, setzte ich an, doch er unterbrach mich.
»Sie sind Mistress Cicely Waters. Und mit Ihnen gekommen sind Master Leo Byrne und Mistress Rhiannon Roland.« Er nickte uns nacheinander zu. »Sie werden erwartet. Bitte folgen Sie mir.«
Er trat zur Seite, und ich starrte die Türöffnung an, als hätte er mich aufgefordert, direkt in das klaffende Maul eines gigantischen Ungeheuers zu treten. Waren wir erst
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