Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
Vom Netzwerk:
sollte. Ich fühlte mich schmutziger, als ich mich je gefühlt hatte, und doch … und doch wollte mein Körper vor allem Erlösung. Das Gefühl von Lannans Hand auf meiner Haut klang in meinem Inneren nach.
    »Cicely, ist alles okay mit dir?« Rhiannons Stimme drang nur langsam zu mir durch. Ich drehte mich zu ihr um. »Ich hätte das nicht zulassen dürfen – ich hätte diejenige sein müssen. Heather ist schließlich meine Mutter. Es tut mir leid. Es tut mir so leid.«
    »Du könntest aber nicht mit ihnen fertig werden, und das wissen wir beide. Wenn Lannan mit dir umgegangen wäre wie mit mir eben, dann wärst du wahrscheinlich implodiert und tot. Ich weiß, wie man einen Schutzwall um sich herum errichtet. Du lernst noch.« Seufzend schloss ich die Autotür auf und schlüpfte hinters Lenkrad. »Es war meine Entscheidung, also mach dir keine Sorgen. Jetzt kommt Geld rein, wir kriegen hübsche Geschenke, und sie helfen uns bei der Rettung von Heather und – falls wir sie finden – Elise und Peyton. Dafür kann man schon mal ein paar blutige Küsse in Kauf nehmen.«
    Von Crawl wollte ich ihnen noch nicht berichten, also rang ich mir ein Lächeln ab und fuhr mit quietschenden Reifen vom Parkplatz. Als der Motor aufbrüllte, trat ich das Gaspedal durch und brachte uns in halsbrecherischem Tempo nach Hause. Keiner der beiden protestierte.
    Sobald wir zu Hause angekommen waren und rasch alles überprüft hatten, sprang ich unter die Dusche und schrubbte mich, bis ich wund war, um das schmierige Gefühl der Vampirfinger auf meiner Haut zu beseitigen. Aber der Geschmack nach Blut blieb, obwohl ich mir die Zähne putzte und eine halbe Schachtel Pfefferminzdragees in mich hineinkippte.
    Schließlich verließ ich das Bad, trottete zu meinem Zimmer zurück und drückte die Tür auf. Als Erstes bemerkte ich, dass das Fenster offen stand. Und als Zweites sah ich Grieve, der mit finsterer Miene auf meinem Bett saß und mich mit zusammengekniffenen Augen ansah.

13. Kapitel
    V or Schreck ließ ich das Handtuch fallen. Und so stand ich splitterfasernackt da, starrte ihn an und brachte kein einziges Wort heraus.
    »Willst du nicht wenigstens hallo sagen, Cicely?« Seine Stimme sondierte die Lage, und seine Worte strichen über mich wie eine beruhigende Salbe auf einer brennenden Wunde.
    Ich schloss die Augen und spürte plötzlich, wie Ulean hinter mir auftauchte. Sie hüllte mich in eine kühlende Brise ein.
    Du hattest einen scheußlichen Abend. Du musst dich entspannen.
    Grieve umkreiste mich, den Blick auf meinen tätowierten Wolf fixiert. »Ich habe dich gespürt. Ich habe gespürt, wie du auf jemanden reagiert hast, wie dein Puls sich beschleunigt hat. Wer hat dich angefasst? Ich kann Friedhofserde und zerschlissene Leichentücher in deiner Aura riechen. Was hast du gemacht?«
    Langsam drehte ich mich mit ihm, um ihn nicht aus den Augen zu lassen, während er mich umkreiste. Mein Herz pochte in meinem Hals. So gern ich es wollte, ich konnte ihm nicht sagen, was geschehen war. Rhiannon, Leo – ihr Leben hing von meiner Verschwiegenheit ab. Aber was sollte ich stattdessen erzählen? Wie konnte ich seinen Fragen aus dem Weg gehen?
    »Wir sind eben auf einem Friedhof gewesen. Wir brauchten Erde und Staub für Tränke. Die Energie fließt dort stark.« Ich blinzelte nicht, verzog nicht das Gesicht.
    »Und warum bist du erregt? Warum hat dein Wolf mich gewarnt, dass jemand dich anfasst?« Er streckte den Arm aus und zeichnete das Tattoo mit einem Finger nach. Die Liebkosung brachte meinen Körper zum Schwingen.
    »Ich weiß es nicht.« Ich zog in Erwägung, ihm zu erzählen, dass ein Fremder mich anzumachen versucht hatte, entschied mich aber sofort dagegen. Grieve würde einen Schuldigen suchen und einen Unschuldigen finden. »Vielleicht hat es auch etwas mit der Energie dort zu tun.«
    »Vielleicht.« Grieve legte seine Hand flach auf den Wolfskopf. »Erzähl mir von der Zeit, als du diese Tätowierung bekommen hast. Es gibt so viel, an das ich mich nicht erinnern kann, seit Myst an die Macht gekommen ist.«
    Hatte die Verwandlung sein Gedächtnis beeinträchtigt? Kaum zu glauben, aber wer konnte es schon sagen? Grieve war so typisch Grieve und dann doch wieder so fremd, dass alles möglich war. Ich schluckte den Klumpen, der mir in den Hals gestiegen war, hinunter und begann. »Als ich fünfzehn war, träumte ich von einem Wolf, der mir überallhin folgte. Ich wusste, dass er auf mich aufpasste, mich beschützte, aber

Weitere Kostenlose Bücher