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Das Dunkle

Das Dunkle

Titel: Das Dunkle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Scott Westerfeld
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Jessica. „Melissa?“
    Darauf ertönte ein Zischen, ein feuchtes und erschütterndes Geräusch, mit dem ein fauliger Gestank über die Wiese getragen wurde. Zwischen Constanzas Haus und dem nächsten lauerte eine massige Gestalt, die ein Durcheinander aus Beinen in alle Richtungen streckte, während sie sich mühsam aufrecht hielt.
    Jonathan würgte wegen des Gestanks, beim Anblick der Kreatur wurden seine Augen feucht.
    Vor Kurzem war es eine Tarantel gewesen, deren Masse sich größtenteils in dem wulstigen Körper sammelte. Das Biest versuchte jedoch verzweifelt, sich zu verwandeln, die Beine in sich hineinzuziehen und den Körper zu strecken, der sich wie ein riesiger, haariger Erdwurm wand. Ein feuchter Flügel ragte aus seinem Rücken, schlagend, halb fertig und krank. Der Darkling zischte sie noch einmal an, und ein Strom einer verdächtigen Flüssigkeit schoss aus seinem Maul wenige Zentimeter vor Jessicas Füßen zu Boden.
    Er lag im Sterben.
    „Mach die Augen zu“, sagte sie.
    „Geht in Ordnung.“
    Zuerst betäubte ihn der Schrei, dann hörte Jonathan Flammen auflodern, die seine unbedeckten Hautstellen mit ihrer Hitze wie ein Lagerfeuer draußen in der Wüste austrockneten.
    Er hielt endlos lange die Luft an, bis er schließlich nicht mehr konnte und seine Lungen mit dem Gestank des alten, sterbenden Darklings füllte.
    Als er hustend und würgend seine Augen öffnete, war nur noch ein schwarzer Fleck auf dem Rasen übrig, daneben schimmerte Metall. Jonathan blinzelte durch den Tränenschleier vor seinen Augen.
    Eine Radkappe lag im Gras, wo vorher der Darkling gewesen war.
    „Die hat ihn verwundet“, sagte er.
    „Verwundet?“ , rief eine Stimme. „Unverzichtbar Kathegorische Appropriation hat ihm den Rest gegeben, würde ich sagen.“ Melissa und Rex kamen um das Haus herumgetorkelt, mit geschwärzten Gesichtern und Händen, wo improvisierte Waffen in Flammen aufgegangen waren.
    „Bloß weil du rechtzeitig aufgetaucht bist, um die Reste abzufackeln, brauchst du dir nichts einzubilden, Jess.“ Melissas Augen leuchteten, ihre Stimme klang nach einem unterdrückten Lachen. Ihr schweißnasses Gesicht glänzte.
    Rex sah aus, als ob ihm schlecht wäre. „Nie wieder“, sagte er leise und ließ sich vor der Eingangstür zu Boden sinken. Er sah fragend auf. „Du hast meine Nachricht also doch bekommen.“
    Jessica nickte. „Gerade noch. Beim nächsten Mal solltest du die Richtung angeben.“
    Rex dachte kurz nach, dann sagte er: „Oh.“
    „Wir hätten es überhaupt nicht geschafft, wenn Jonathan nicht im letzten Moment eingefallen wäre, wo Constanza wohnt.“
    „Ich hatte keine Ahnung“, sagte Jonathan.
    Melissa starrte ihn an, mit halb geschlossenen Augen, die ihren wilden Gesichtsausdruck milderten. „Dann aber plötzlich doch“, sagte sie leise.
    Er erwiderte ihren Blick und nickte. Sie wusste etwas über das, was in seinem Kopf vorgegangen war.
    „Was hattet ihr beiden eigentlich hier draußen zu suchen?“, fragte Jonathan.
    „Wir sind den ganzen Tag hinter Constanza hergefahren“, antwortete Rex, „und haben versucht, etwas über Ernesto Grayfoot herauszubekommen. Das war ein Flop, also dachten wir, wir versuchen es mal in der geheimen Stunde.“
    Jonathan runzelte die Stirn und sah Melissa an. „Das kannst du? Die Gedanken von Leuten lesen, wenn sie starr sind?“
    „Dann geht’s am besten“, sagte sie leise mit einem Lächeln, bei dem es ihm eiskalt den Rücken hinunterlief. „Ernesto ist ihr Cousin. Das war so ziemlich alles, bevor die Sache haarig wurde. Und brenzlig.“
    „Wo wir bei brenzlig sind: Müssen wir das hier wegräumen?“, fragte Jessica. Tote Gleiter und die Überreste des Darklings bildeten überall dunkle Flecken. Demonstration hatte den Gestank größtenteils weggebrannt, aber die Wiese fühlte sich unter den Füßen noch leicht klebrig an.

    Rex lachte trocken. „Das verschwindet, wenn die normale Zeit wieder losgeht. Die Taschenlampe hat den Job größtenteils erledigt. Sonnenaufgang erledigt den Rest.“
    Jonathan sah zum Mond hoch. „Normalzeit, ach ja. Vielleicht sollten wir morgen weiterdiskutieren. Mir bleiben noch ungefähr fünfzehn Minuten bis zu Jessica und von da zu mir nach Hause.“
    Rex nickte. „Dann beim Mittagessen. Ich hab bloß in der Stunde danach einen Test in Geschichte.“
    „Als ob du dafür lernen müsstest.“ Melissa lachte.
    Jonathan starrte sie schon wieder an. Im Gegensatz zu Rex schien sie vor Energie zu sprühen, als

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