Das Dunkle
verrückt oder nicht verrückt, die Erfahrung sprach. Sie war leibhaftig dabei gewesen, als die Darklinge eine ganze Midnightergeneration eliminierten. Wenn sie dafür die Klimaanlagen verantwortlich machen wollte … na gut.
Autoscheinwerfer näherten sich, und Dess trat fester in die Pedale. Sie hielt sich in Seitenstraßen auf, um möglichst nicht gesehen zu werden. Die Sperrstunde war es nicht, die ihr Sorgen bereitete, sondern der letzte Teil von Madeleines Geschichte …
Als sich das Auto aus ihrem Blickfeld entfernt hatte, seufzte Dess erleichtert auf. Ihr Vorderlicht ließ inzwischen bedenklich nach; sie sollte es vielleicht einfach abstellen. Nicht gesehen zu werden war möglicherweise sicherer.
Die alte Frau hatte Rex und Melissa über sechzehn und Dess über fünfzehn Jahre im Auge behalten und sich dabei stets gefragt, warum sich die Darklinge nicht die Mühe gemacht hatten, sie zu schnappen. Dabei ging es ihr nicht nur um deren wildtierartige Indifferenz oder den Umstand, dass sie keinen der Midnighter jemals als große Bedrohung empfunden hatten – jedenfalls nicht, bis Jessica aufgetaucht war.
Midnighter konnte man schließlich essen.
Allmählich war Madeleine jedoch aufgefallen, dass die Darklinge wollten , dass ein paar Midnighter überlebten, solange sie isoliert und unorganisiert waren und ihre Geschichte nicht kannten. Midnighter waren praktisch, falls ihrem kostbaren Halbling jemals etwas zustoßen sollte.
Wieder näherte sich ein Scheinwerferpaar aus der Ferne. Es war ein Transporter, weiß und unauffällig, eins von jenen unpersönlichen Fahrzeugen, die man für ein Kidnapping mieten würde. Als es sich näherte, bekam der kalte Oklahomawind Zähne, verbiss sich in Dess’ Mantel und drang durch Gänsehaut und Fleisch direkt bis auf ihre Knochen.
Eines der Fenster öffnete sich …
Der Transporter röhrte vorbei, eine leere Bierdose klapperte hinter ihr auf die Straße.
„Verpasst!“, rief sie zwischen zusammengebissenen Zähnen.
„Arschlöcher.“
Ihr Herzschlag beruhigte sich allmählich, sie griff vor sich und schaltete die Lampe aus. Im Dunkeln zu bleiben war dann doch sicherer. Jetzt erinnerte sie sich wirklich daran, weshalb sie über all das erst hatte nachdenken wollen, wenn sie zu Hause angekommen war. Nachts auf offener Straße war es einfach verdammt viel zu unheimlich.
Sie murmelte die andere Hälfte ihres Gedankentricks:
„Ada.“
Die Tür vor ihrem Bewusstsein schloss sich wieder, eine letzte Erinnerung verblasste vor ihrem geistigen Auge. Als sie Madeleines Haus verlassen hatte, hatte die alte Frau sie an einer Wange berührt und gebeten, ihr einen Namen von jemandem aus der Geschichte zu nennen, den sie bedeutend fand. Dann hatte etwas Riesiges und Mächtiges Dess durchdrungen.
Eine Tür. Das war es gewesen – eine Barriere, um ihr neues Wissen vor Melissas Neugier zu schützen, denn was Melissa wusste, blieb auch den Darklingen nicht lange verborgen. Sie konnten sie über die Wüste hinweg nur allzu gut schmecken.
Die Tür klappte endgültig hinter den schrecklichen Gedanken an Sammler und einsame alte Frauen und Klimaanlagen zu, nur ein Befehl blieb zurück: Lass dich nicht von Melissa berühren.
Dess lachte. Klar, als ob Melissa jemals jemanden berühren würde, wenn sie es verhindern konnte.
Sie strampelte eine Weile im Dunklen vor sich hin. Autos fuhren vorbei, aber sie kümmerte sich nicht um sie, sondern nur um das glückliche Strahlen, weil sie ihre Sache gut gemacht, Gleichungen gelöst und Gesetze und Muster und Erklärungen gefunden hatte. Ihr Verstand fühlte sich zum ersten Mal seit einer Woche klar an, endlich befreit vom Mahlstrom ihrer Träume …
Ein abgebrochener Ast knackte unter ihrem Vorderrad, und sie fluchte. Warum fuhr sie eigentlich ohne Licht?
Sie schaltete ihr Vorderlicht ein. Schummrig, aber besser als nichts.
überraschende
strahlenwaffe
11.16 Uhr vormittags
21
„Als wir dann da ankamen, schwirrten tausende von Gleitern durch die Luft. Und dieser wahnsinnige alte Darkling.“ Jessica drehte sich der Magen um, als sie sich an den toten Gestank des Wesens erinnerte. „Melissa hatte ihn mit ihrer Radkappe schon fast umgebracht, aber ich habe ihm den Rest gegeben.“
„Aha, die mächtige Unverzichtbar Kathegorische Appropriation ist endlich zum Einsatz gekommen“, sagte Dess. Sie lehnte am nächsten Spind neben Jessicas, ein Lächeln erhellte ihre Miene.
„Stimmt, das Biest war übel zugerichtet“, sagte Jessica. Sie
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