Das Echo aller Furcht
des Abkommens.«
»Autsch, Marty«, murmelte ein anderer Reporter.
»Wir kompensieren für die zusätzlichen Ausgaben auf anderen Gebieten«, erklärte der Präsident. »Ich weiß, daß ich mich nun auf das ideologiebeladene Thema der Staatsfinanzen einlasse, finde aber, daß wir bewiesen haben, daß die Ausgaben der Regierung sich auszahlen. Die Bürger unseres Landes werden eine kleine Steuererhöhung für die Erhaltung des Weltfriedens verstehen und unterstützen«, fuhr Fowler nüchtern fort.
Das notierte sich jeder Reporter. Der Präsident wollte also schon wieder eine Steuererhöhung vorschlagen. Die Friedensdividenden I und II lagen hinter ihnen; nun stand die erste Friedensabgabe an, und die würde den Kongreß wie alle anderen mit dem Abkommen verbundenen Vorlagen glatt passieren. Eine Reporterin lächelte, als sie sah, wie der Präsident seine Sicherheitsberaterin anschaute. Sie hatte vor der Romreise zweimal versucht, Liz Elliot unter ihrer Privatnummer zu erreichen, und immer nur den Anrufbeantworter bekommen. Dem hätte sie nachgehen sollen. Sie hätte sich vor Elliots Haus nicht weit von der Kalorama Road postieren und festhalten können, wie oft sie zu Hause schlief und wie oft nicht. Aber... das ging sie im Grunde nichts an. Der Präsident war Witwer, und sein Privatleben brauchte die Öffentlichkeit nicht zu interessieren, solange er diskret blieb und solange es seine Amtsführung nicht beeinträchtigte. Die Reporterin vermutete, daß ihr als einziger die Sache aufgefallen war. Nun, dachte sie, wenn sich der Präsident und seine Sicherheitsberaterin so gut vertragen, ist das vielleicht positiv: Sieh nur, wie gut das Vatikan-Abkommen geklappt hat...
Brigadegeneral Abraham Ben Jakob las den Vertragstext allein in seinem Büro durch. Da er von Berufs wegen ein mißtrauischer Mann war, fiel es ihm selten schwer, seine Gedanken zu formulieren. Sein ganzes Erwachsenenleben lang, das im Alter von sechzehn mit dem Wehrdienst begonnen hatte, war die Welt sehr leicht zu verstehen gewesen. Es gab Israelis, und es gab andere. Die meisten anderen waren Feinde oder potentielle Gegner. Wenige andere galten als Verbündete oder vielleicht Freunde, aber Freundschaft mit Israel war vorwiegend eine einseitige Angelegenheit. Avi hatte in den USA fünf Operationen gegen die Amerikaner geführt. »Gegen« war selbstverständlich relativ zu verstehen. Es war nie seine Absicht gewesen, den USA Schaden zuzufügen. Er wollte nur Dinge in Erfahrung bringen, die die amerikanische Regierung wußte, oder sich Sachen beschaffen, über die sieverfügte. Diese Informationen oder Waffen sollten natürlich nie gegen die USA verwendet werden, aber den Amerikanern gefiel es verständlicherweise nicht, wenn man ihnen die Geheimnisse stahl. Das aber machte General Ben Jakob nicht den geringsten Kummer. Er hatte den Auftrag, den Staat Israel zu schützen, und nicht, nett zu Leuten zu sein. Dafür hatten die Amerikaner Verständnis. Gelegentlich teilten sie auf einer sehr informellen Basis Informationen mit dem Mossad, der sich sehr selten revanchierte. Das Ganze wurde ausgesprochen zivilisiert gehandhabt – die beiden Dienste verhielten sich wie konkurrierende Firmen, die Gegner und Märkte gemeinsam hatten und gelegentlich kooperierten, einander aber nie ganz trauten.
Dieses Verhältnis würde sich nun zwangsläufig ändern. Amerika setzte Truppen zum Schütze Israels ein und war somit für die Verteidigung des Landes mitverantwortlich. Umgekehrt machte es Israel für die Sicherheit der US-Truppen verantwortlich, eine Tatsache, die die US-Medien bislang übersehen hatten. Hierfür war der Mossad zuständig, und in der Folge war mit einem viel intensiveren Informationsaustausch zu rechnen. Avi gefiel das nicht. Trotz der augenblicklichen Euphorie war Amerika kein Land, dem man Geheimnisse anvertrauen konnte, und schon gar nicht solche, die mit großer Mühe und manchmal sogar mit dem Blut von Agenten beschafft worden waren. Dem Mossad stand ein hoher CIA-Vertreter ins Haus, mit dem die Einzelheiten abgesprochen werden sollten. Bestimmt wird Ryan geschickt, dachte Avi und begann, sich Notizen zu machen. Er mußte so viel wie möglich über diesen Mann herausfinden, um zu einer günstigen Übereinkunft mit ihm zugelangen.
Ryan ... hatte er wirklich die ganze Sache in Gang gesetzt? Das ist die Frage, dachte Ben Jakob. Die US-Regierung hatte das abgestritten, aber Ryan war weder Fowlers Favorit noch der seiner Sicherheitsberaterin
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