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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hier wieder einmal ein größeres und bedenklicheres Problem manifestierte. Doch die meisten Sorgen machten ihm gewisse Dinge hier im Haus. Die Geschichte überließ er den Historikern ... bis er eines Tages wieder als Professor in ihre Reihen treten würde. Und wann ist es soweit, Jack? fragte er sich.
    »Das wird doch kein Mensch glauben.«
    »Die meisten Menschen glauben auch, daß Lyndon Johnson die Vorwahlen in New Hampshire an Eugene McCarthy wegen der Tet-Offensive verlor. Willkommen in der Firma, Dr. Goodley. Wissen Sie, was beim Erkennen der Wahrheit das Schwerste ist?«
    »Und was wäre das?«
    »Die Erkenntnis, daß man eins übergebraten bekommen hat. Das Ganze ist nicht so einfach, wie Sie denken.«
    »Und die Auflösung des Warschauer Pakts?«
    »Typischer Fall. Es lagen alle möglichen Hinweise vor, aber wir versagten trotzdem schmählich. Nun, ganz trifft das nicht zu. Viele junge Leute im DI – Direktorat Intelligence«, erklärte Jack überflüssigerweise, was Goodley gönnerhaft fand, »schlugen Krach, aber die Abteilungsleiter taten die Sache ab.«
    »Und Sie, Sir?«
    »Wenn der Direktor nichts dagegen einzuwenden hat, können Sie sich den Großteil meiner Analysen ansehen. Die Mehrzahl unserer Agenten und Informanten traf es auch unvorbereitet. Wir hätten es alle besser machen können, ich selbst eingeschlossen. Wenn ich eine Schwäche habe, ist es die Überbetonung der Taktik.«
    »Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht?«
    »So ungefähr«, gab Ryan zu. »Das ist die große Falle, aber die Erkenntnis an sich nützt auch nicht immer.«
    »Deshalb hat man mich wohl hierhergeschickt«, merkte Goodley an.
    Jack grinste. »So ähnlich hab’ ich hier auch mal angefangen. Wo wollen Sie starten, Dr. Goodley?«
    Ben hatte natürlich bereits eine klare Vorstellung. Wenn Ryan nicht ahnte, was ihm blühte, war das sein Problem.
     
    »Und wo besorgst du die Computer?« fragte Bock. Fromm hatte sich mit Papier und Bleistift in Klausur begeben.
    »In Israel erst einmal, vielleicht auch in Jordanien oder Südzypern«, erwiderte Ghosn.
    »Das wird teuflisch teuer«, warnte Bock.
    »Nach dem Preis der computergesteuerten Werkzeugmaschinen habe ich mich bereits erkundigt. Die kosten allerhand.« So viel aber auch wieder nicht, dachte Ghosn. Er verfügte über Summen, von denen dieser Ungläubige nur träumen konnte. »Was dein Freund braucht, bekommt er.«

13
Prozesse
    Warum habe ich diesen Job nur angenommen? fragte sich der Vizepräsident.
    Roger Durling hatte seinen Stolz. Nachdem er erst einen Senatssitz, der angeblich sicher war, überraschend erobert hatte und dann der jüngste Gouverneur in Kalifornien geworden war, sah er in diesem nicht ganz unberechtigten Stolz eine Schwäche.
    Hättest ein paar Jahre warten, vielleicht in den Senat zurückkehren und dir den Einzug ins Weiße Haus verdienen sollen, überlegte er, anstatt diesen Kuhhandel mit Fowler abzuschließen: Durling bringt die Stimmen, die den Wahlsieg sichern, ein und wird im Gegenzug mit der Vizepräsidentschaft abgespeist.
    Nun saß er in »Air Force Two«; das ist das Rufzeichen jeder beliebigen Maschine, die der Vizepräsident benutzt. Der unausgesprochene Unterschied zur Air Force One gab nur Anlaß zu weiteren Witzen, deren Ziel das angeblich zweitwichtigste politische Amt in den Vereinigten Staaten war. Derb und treffend hatte es John Nance Garner als »Krug voll warmer Spucke« bezeichnet. Das Amt des Vizepräsidenten war nach Durlings Auffassung einer der wenigen Fehler der Gründerväter. Früher war es sogar noch schlimmer gewesen. Ursprünglich sollte nämlich der unterlegene Präsidentschaftskandidat als Vize und Senatsvorsitzender in die Regierung des Wahlsiegers eintreten und als guter Patriot im Interesse des Landes die politischen Differenzen begraben. Warum James Madison auf diese Wahnsinnsidee gekommen war, hatte bislang noch kein Historiker untersucht. Der Fehler war 1803 mit dem 12. Amendment rasch korrigiert worden. Selbst in einem Zeitalter, in dem die Herren sich bei der Vorbereitung zum Duell mit »Sir« anredeten, hielt man solche Selbstlosigkeit für übertrieben. Nach der Gesetzesänderung war der Vizepräsident kein geschlagener Gegner mehr, sondern ein Anhängsel. Daß so viele Vizepräsidenten den Spitzenjob bekommen hatten, war weniger der Absicht des Gesetzgebers als dem Zufall zuzuschreiben. Und daß so viele gute Präsidenten geworden waren – Andrew Johnson, Theodore Roosevelt, Harry Truman -,

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