Das Echo aller Furcht
richtige Arbeit.
»Gott im Himmel!« rief Fromm.
»So was hab’ ich noch nie gesehen«, gestand Bock. »So sieht also eine Atombombe aus ...«
Fromm setzte seine Brille auf und musterte eine Minute lang eingehend den Mechanismus. Dann schaute er auf.
»Ein amerikanisches Modell, aber nicht in Amerika hergestellt.« »Anders verkabelt. Primitiv, vielleicht dreißig Jahre alt – nein, älter in der Konstruktion, aber neueren Herstellungsdatums. Diese Platinen sind aus den späten Sechzigern oder frühen Siebzigern. Eine sowjetische Bombe? Aus dem Waffenlager in Aserbaidschan vielleicht?«
Ghosn schüttelte nur den Kopf.
»Aus Israel? Ist das denn möglich?« Diese Frage wurde mit einem Nicken beantwortet.
»Es ist möglich, mein Freund. Hier liegt sie.«
»Sie ist für den Abwurf von Flugzeugen bestimmt. Mit Tritium-Einspritzung, die die Sprengleistung auf schätzungsweise fünfzig bis siebzig Kilotonnen erhöht. Radar- und Aufschlagzünder. Sie wurde abgeworfen, detonierte aber nicht. Wieso?«
»Weil sie offenbar nicht scharf gemacht worden war. Alles, was wir geborgen haben, liegt vor Ihnen«, sagte Ghosn, der schon von Fromm beeindruckt war.
Fromm langte in die Bombe und tastete nach Buchsen. »Sie haben recht. Hochinteressant.« Nun entstand eine lange Pause. »Sie wissen wohl, daß sie wahrscheinlich repariert oder gar...«
»Ja?« fragte Ghosn, der die Antwort kannte, dazwischen.
»Aus diesem Modell kann man eine Zündeinrichtung machen.«
»Wofür?« wollte Bock wissen.
»Für eine Wasserstoffbombe«, erklärte Ghosn. »Das hatte ich schon vermutet.«
»Sie wäre natürlich klotzig und längst nicht so effizient wie moderne Konstruktionen, primitiv, aber wirkungsvoll, wie man sagt...« Fromm schaute auf. »Soll ich bei der Reparatur helfen?«
»Sind Sie dazu bereit?« fragte Ghosn.
»Zehn, nein, zwanzig Jahre lang habe ich studiert und geforscht und dachte schon, ich würde nie... Wie soll sie eingesetzt werden?«
»Macht Ihnen die Frage Kummer?«
»Doch nicht etwa in Deutschland?«
»Natürlich nicht«, versetzte Ghosn fast ärgerlich. Was hatte die Organisation schon gegen die Deutschen?
Bei Bock aber fiel der Groschen. Er schloß kurz die Augen und prägte sich den Gedanken ein.
»Gut, ich will Ihnen helfen.«
»Sie werden auch gut bezahlt«, versprach Ghosn und erkannte gleich, daß das ein Fehler gewesen war.
»So etwas tu’ ich nicht für Geld! Halten Sie mich für einen Söldner?« fragte Fromm entrüstet.
»Verzeihung, ich wollte Sie nicht beleidigen. Ein Fachmann muß eine entsprechende Vergütung bekommen. Wir sind keine Bettler.«
Und ich auch nicht, hätte Fromm beinahe gesagt, aber er blieb vernünftig. Schließlich war er nicht in Argentinien. Diese Männer waren keine Faschisten oder Kapitalisten, sondern Genossen, Revolutionäre, die es im Augenblick genau wie er wegen der politischen Umwälzungen schwer hatten. Andererseits war er sicher, daß es ihnen finanziell sehr gutging. Von den Sowjets hatten die Araber ihre Waffen nie umsonst bekommen, sondern harte Devisen zahlen müssen, selbst unter Breschnew und Andropow, und was den Sowjets, damals noch Vertreter der reinen Lehre, recht gewesen war ...
»Bitte, verzeihen Sie mir. Ich habe nur gesagt, was Sache ist, und wollte Sie nicht beleidigen. Daß Sie keine Bettler sind, weiß ich. Sie sind Soldaten der Revolution, Freiheitskämpfer, und es ist mir eine Ehre, Ihnen zu helfen, so gut ich kann.« Er winkte ab. »Zahlen Sie, was Sie für angemessen halten« – eine Menge, mehr als eine mickrigeMillion! – »aber vergessen Sie nicht, daß ich mich nicht verkaufe.«
»Es ist mir ein Vergnügen, einen Ehrenmann kennenzulernen«, sagte Ghosn und schaute zufrieden drein.
Bock fand, daß die beiden etwas zu dick aufgetragen hatten, schwieg aber. Er ahnte schon, wie man Fromm für seine Mühe entlohnen würde.
»So«, sagte Ghosn. »Und wo fangen wir an?«
»Bei der Theorie«, erwiderte Fromm. »Ich brauche Papier und Bleistift.«
»Und wer sind Sie?« fragte Ryan.
»Ben Goodley, Sir.«
»Aus Boston?« Der Dialekt war unüberhörbar.
»Ja, Sir. Kennedy-Institut. Ich war Assistent an der Uni und bin jetzt Assistent im Weißen Haus.«
»Nancy?« Ryan wandte sich an seine Sekretärin.
»Der Direktor hat ihn auf Ihren Terminkalender setzen lassen, Dr. Ryan.«
»Na, schön, Dr. Goodley«, sagte Ryan mit einem Lächeln, »kommen Sie rein.« Clark setzte sich auf seinen Platz, nachdem er den Neuen abgeschätzt
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