Das Echo aller Furcht
lügt Kadischow uns an, oder?«
Jack schloß die Augen und neigte den Kopf. »Nicht übel, Dr. Goodley, nicht übel.«
»Was Narmonow vergangene Woche tat, wissen wir. Nun lasse ich Kadischows Aktivitäten überprüfen, und zwar bis in den August zurück. Wenn wir ihn schon durchleuchten, können wir das ruhig gründlich tun. Aus diesem Grund werden Sie mein Positionspapier wohl ein wenig später bekommen, aber dieser Einfall kam mir als letzter – heute früh. Ich habe den ganzen Tag lang versucht, diesen Verdacht zu erhärten, aber das ist schwerer, als ich geglaubt habe.«
Jack wies auf das Schneegestöber draußen. »Sieht so aus, als säße ich für eine Weile hier fest. Brauchen Sie Hilfe?«
»Das wäre angenehm.«
»Gut, aber essen wir erst einmal was zu Abend.«
Oleg Juriewitsch Lyalin bestieg die Maschine nach Moskau mit gemischten Gefühlen. Er war zwar schon öfter einmal in die Zentrale zitiert worden, aber daß der Ruf so kurz nach seinem Treffen mit dem CIA-Direktor kam, beunruhigte ihn. Nun, vielleicht war das nur ein Zufall. Vermutlich ging es um die Informationen, die er Moskau über die USA-Reise des japanischen Premiers geliefert hatte. Eine Überraschung, die er der CIA nicht verraten hatte, war Japans Vorschlag an die Sowjetunion, Hochtechnologie gegen Erdöl und Holz zu tauschen. Eine solche Übereinkunft hätte die Amerikaner noch vor wenigen Jahren sehr aufgebracht; sie war die Krönung eines Projekts, an dem Lyalin seit fünf Jahren gearbeitet hatte. Er machte es sich auf seinem Sitz bequem und entspannte sich. Schließlich hatte er sein Land ja nie verraten.
Die Übertragungswagen waren in zwei Gruppen geparkt. Elf Fahrzeuge der Fernsehanstalten standen an der Stadionmauer; 200 Meter weiter waren 31 kleinere Transporter gruppiert, die wohl Lokalsendern gehörten und Satellitenantennen auf den Dächern hatten. Der erste Schneesturm hatte aufgehört, und nun räumte eine ganze Panzerdivision von schweren Schneepflügen den riesigen Parkplatz.
Das ist der richtige Platz, dachte Ghosn, gleich neben der »A«-Einheit von ABC. Dort war eine 20 Meter breite Lücke. Die laschen Sicherheitsmaßnahmen erstaunten ihn. Er zählte nur drei Polizeifahrzeuge, deren Besatzungen wohl lediglich die Aufgabe hatten, Betrunkene von den TV-Teams fernzuhalten. Wie sicher sich die Amerikaner fühlten! Die Russen hatten sie gezähmt, den Irak niedergeschlagen, seinem eigenen Volk den Frieden aufgezwungen, und nun waren sie so ruhig und gelassen, wie eine Nation es nur sein konnnte. Ihre Bequemlichkeit müssen sie über alles lieben, dachte Ibrahim. Selbst ihre Stadien waren zum Schutz gegen die Witterung überdacht und beheizt.
»Die Dinger schmeißt’s um wie Dominosteine«, bemerkte Marvin, der am Steuer saß.
»Und ob«, stimmte Ghosn zu.
»Glaubst du jetzt, was ich über die Sicherheit gesagt habe?«
»Es war falsch, an deinem Wort zu zweifeln, mein Freund.«
»Vorsicht kann nie schaden.« Russell fuhr ein weiteres Mal um das Stadion herum. »Wir kommen durch dieses Tor und stellen uns einfach in die Lücke.« Die Scheinwerfer erhellten die wenigen Flocken der zweiten Schneefront. Für heftigen Schneefall sei es zu kalt, hatte Russell erklärt. Kanadische Kaltluft strömte nach Süden, erwärmte sich über Texas und führte dort und nicht in Denver, wo nach Ghosns Schätzung bereits ein halber Meter Schnee lag, zu Niederschlägen. Die Räumtrupps waren tüchtig; wie sonst überall schätzten die Amerikaner auch auf den Straßen den Komfort. Kaltes Wetter – einfach das Stadion überdachen. Schnee auf den Straßen – weg damit. Lästige Palästinenser - stopf ihnen mit Geld den Mund. Sein Gesicht verriet nicht, daß er Amerika in diesem Augenblick haßte wie nie zuvor. Was immer dieses Land auch tat, verriet seine Macht und Arroganz. Es schützte sich vor allen Unannehmlichkeiten, großen und kleinen, und trompetete dies auch noch in alle Welt hinaus.
Bei Allah, diesen Koloß zu stürzen!
Das Kaminfeuer war angenehm warm. Das Haus des Präsidenten in Camp David war im traditionellen amerikanischen Stil aus dicken, übereinanderliegenden Balken erbaut, innen aber mit einer Panzerung aus Kevlar gesichert. Die Fensterscheiben bestanden aus kugelfestem Polycarbonat. Die Einrichtung war ein kurioser Mischmasch aus ultramodern und ultrabequem. Vor der Couch, auf der Fowler saß, standen drei Drucker, über die Meldungen der drei großen Nachrichtenagenturen laufen konnten, denn seine
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