Das Echo aller Furcht
eine verband Ryan direkt mit zu Hause. Ein elektronisches Zwitschern weckte seine Aufmerksamkeit. Jack drückte auf den blinkenden Knopf und nahm den Hörer ab.
»Ryan.«
»Jack, was ist los?« fragte Cathy Ryan ihren Mann. Ihre Stimme klang besorgt, aber nicht panisch.
»Was meinst du?«
»Im Regionalfernsehen hieß es, in Denver sei eine Atombombe losgegangen. Ist denn Krieg?«
»Cathy, ich kann jetzt – nein, Schatz, es ist kein Krieg.«
»Jack, die Bilder waren im Fernsehen. Ist da etwas, das ich wissen sollte?«
»Viel mehr als du weiß ich auch nicht. Es ist etwas passiert, aber was es war, wissen wir nicht genau. Wir bemühen uns gerade, es herauszufinden. Der Präsident und die Sicherheitsberaterin sind in Camp David, und -«
»Elliot?«
»Ja. Sie stehen im Augenblick mit den Russen in Verbindung. So, Schatz, ich hab’ jetzt zu tun.«
»Soll ich die Kinder anderswo unterbringen?«
Die richtige, anständige Entscheidung wäre nun gewesen, seiner Frau zu sagen, sie solle daheim bleiben und das Risiko mit allen anderen Bürgern teilen. Tatsache aber war, daß Jack keinen sicheren Platz kannte. Er schaute aus dem Fenster und suchte nach einer Antwort. – »Nein.«
»Berät Liz Elliot den Präsidenten?«
»Ja.«
»Jack, sie ist kleinlich und hat einen schwachen Charakter. Sie mag intelligent sein, aber innerlich ist sie schwach.«
»Ich weiß, Cathy. So, und jetzt hab’ ich hier wirklich zu tun.«
»Ich hab’ dich lieb.«
»Ich dich auch, mein Herz. Mach’s gut.« Jack legte auf. »Die Sache ist publik«, verkündete er. »Das Fernsehen bringt sogar Bilder.«
»Jack!« rief der Diensthabende. »AP meldet gerade Feuergefechte zwischen amerikanischen und sowjetischen Einheiten in Berlin. Reuters berichtet über die Explosion in Denver.«
Ryan rief Murray an. »Bekommen Sie die Meldungen der Nachrichtenagenturen?«
»Jack, ich wußte, daß das nicht klappen kann.«
»Wie bitte? Was meinen Sie?«
»Der Präsident wies uns an, die Fernsehanstalten an der Berichterstattung zu hindern. Wahrscheinlich haben wir irgendwo Mist gebaut.«
»Ist ja toll. Sie hätten diesen Befehl verweigern sollen, Dan.«
»Versucht hab’ ich’s.«
Es gab einfach zu viele Redundanzen, zu viele Knotenpunkte der Kommunikation. Zwei die USA versorgenden Satelliten funktionierten noch, ebenso fast alle Mikrowellen-Relaisstationen des Vorgängersystems. Die TV-Netze waren nicht nur in New York und Atlanta aktiv. Nach einem diskreten Anruf aus dem Rockefeller Center übernahm NBC Los Angeles die Rolle der Zentrale. CBS und ABC gelang ähnliches in Washington und Chicago. Wütende Reporter teilten der Öffentlichkeit mit, FBI-Agenten hielten in der bisher schändlichsten Verletzung des 1. Verfassungszusatzes das Personal der Sendezentralen ›wie Geiseln‹. ABC war über den Tod seines Teams empört, aber das wurde angesichts der Sensationsstory zur Nebensache. Die sprichwörtliche Katze war aus dem Sack, und in der Pressestelle des Weißen Hauses liefen die Drähte heiß. Viele Reporter kannten auch die Nummer von Camp David. Ein Kommentar des Präsidenten blieb aus, und das machte alles noch schlimmer. CBS-Reporter in Omaha, Nebraska, brauchten nur am SCA-Hauptquartier vorbeizufahren, um die verstärkten Wachen und die fehlenden Bomber zu bemerken. Ihre Fotos wurden binnen Minuten landesweit verbreitet, aber die beste und schlechteste Arbeit leisteten die Nachrichtenredaktionen der Lokalsender. Kaum eine Stadt in den USA hat nicht ein Arsenal der Nationalgarde oder eine Kaserne für die Reservisten. Die Aktivität dort ließ sich ebenso verbergen wie der Sonnenaufgang, und aus den Druckern kamen Meldungen der Nachrichtenagenturen über geschäftiges Treiben auf allen Basen. Man brauchte diese Berichte also nur noch mit dem wenige Minuten langen Videoband von KOLD Denver, das nun fast permanent ausgestrahlt wurde, zu unterstreichen, um den Bürgern zu erklären, was sich warum abspielte.
Alle Telefone des Aurora Presbyterian Hospitals wurden benutzt. Parsons hätte sich mit Gewalt Zugang zu einer Leitung verschaffen können, fand es aber einfacher, über die Straße in das so gut wie verlassene Einkaufszentrum zu rennen. Dort stieß er auf einen FBI-Agenten in der blauen »Razzia«-Jacke, die ihn in großen Blockbuchstaben identifizierte.
»Waren Sie gerade am Stadion?«
»Ja.««
»Ich muß telefonieren.«
»Sparen Sie Ihr Kleingeld.« Sie standen vor einem Hemenbekleidungsgeschäft. Die Tür war mit
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