Das Echo aller Furcht
ihre Kurse.«
»Sie hat die Rakete D-5 an Bord, insgesamt 24, mit je acht Gefechtsköpfen. . .« Er hielt inne. Früher hätte er das auf der Stelle im Kopf ausrechnen können.
»192, Käpt’n«, sagte der Erste Offizier.
»Korrekt, ich danke Ihnen. Sie deckten fast alle unsere SS- 18 mit Ausnahme der im Zuge des Abrüstungsvertrags deaktivierten Raketen ab. Angesichts der Treffsicherheit der D-5 ist zu erwarten, daß diese 192 Sprengköpfe rund 160 ihrer Ziele zerstören, also ein gutes Fünftel unserer Gefechtsköpfe, und die akkuratesten obendrein. Erstaunlich, nicht wahr?« fragte Dubinin leise.
»Halten Sie sie denn wirklich für so zielgenau?«
»Wie sicher die Amerikaner treffen können, haben sie über dem Irak demonstriert. Ich jedenfalls habe nie an der Qualität ihrer Waffen gezweifelt.«
»Käpt’n, wir wissen, daß bei einem Erstschlag höchstwahrscheinlich die D-5 eingesetzt wird ...«
»Führen Sie den Gedanken weiter.«
Der Starpom schaute auf die Karte. »Aber natürlich! Dieses Boot ist am nächsten.«
»Genau. USS Maine ist die Spitze einer auf unser Land gerichteten Lanze.« Dubinin klopfte mit dem Stechzirkel auf die Karte. »Sollten die Amerikaner einen Angriffe starten, fliegen die ersten Raketen von diesem Punkt aus los und werden 19 Minuten später treffen. Ob unsere Genossen von den strategischen Raketenkräften wohl so rasch reagieren können ...?«
»Aber wie sollen wir das verhindern?« fragte der Erste Offizier zweifelnd.
Dubinin nahm die Karte vom Tisch und schob sie zurück in die offene Schublade. »Was wir tun können? Nichts. Ein Präventivangriff ohne Befehl oder schwere Provokation kommt nicht in Frage. Unseren besten Informationen zufolge kann er seine Raketen in einem Zeitabstand von 15 Sekunden, wahrscheinlich sogar weniger, starten. Im Krieg achtet man nicht so sehr auf die technischen Handbücher. Sagen wir, er hat binnen vier Minuten alles abgeschossen. Die Bahnen der Gefechtsköpfe müssen aufgefächert werden, damit sie sich bei der Detonation nicht gegenseitig zerstören. Kein Problem, wenn man sich mit den physikalischen Aspekten befaßt, wie ich das an der Frunse-Akademie tat. Da unsere Raketen Flüssigtreibstoff haben, können sie während eines Angriffs nicht gestartet werden. Selbst wenn ihre Elektronik den elektromagnetischen Puls übersteht, wird die Struktur der Flugkörper den physikalischen Kräften nicht standhalten. Sie müssen also entweder vor dem Einschlag der ersten Sprengköpfe starten oder den Schlag aushalten und ein paar Minuten später abgeschossen werden. Was uns hier angeht: Wir müssen bis auf 6000 Meter an ihn herangehen, wenn wir auf sein erstes Abschußgeräusch hin einen Torpedo abfeuern und ihn noch am Start seiner letzten Raketen hindern wollen.«
»Eine schwierige Aufgabe.«
Der Kapitän schüttelte den Kopf. »Eine unmögliche Aufgabe. Vernünftig wäre nur, ihn auszuschalten, ehe er den Befehl zum Abschuß bekommt. Aber dazu brauchen wir eine Anweisung, und die liegt uns nicht vor.«
»Und was tun wir nun?«
»Viel können wir nicht ausrichten.« Dubinin beugte sich über den Kartentisch. »Nehmen wir einmal an, daß er tatsächlich manövrierunfähig ist und daß wir seine Position akkurat bestimmen können. Dann müssen wir ihn aber immer noch orten. Läuft sein Antrieb nur ganz langsam, ist er praktisch unmöglich zu vernehmen, besonders, wenn das Boot nahe der lauten Oberfläche liegt. Wir könnten ihn natürlich mit Aktivsonar anpeilen, aber was hindert ihn dann, einen Torpedo auf uns loszulassen? In diesem Fall könnten wir nur zurückschießen und hoffen, daß wir überleben. Mag sein, daß unsere Waffe ihn trifft, aber garantiert ist das nicht. Schießt er auf unsere Peilung hin nicht sofort, könnten wir herangehen und ihn einschüchtern, zum Tauchen zwingen. Natürlich verlieren wir dann den Kontakt, wenn er unter der Schicht verschwindet. . . aber wenn wir ihn in die Tiefe zwingen ... und dann über der Schicht bleiben und ihn mit Aktivsonar beharken ... hindern wir ihn vielleicht daran, so weit aufzutauchen, daß er seine Raketen abschießen kann.« Dubinin zog die Stirn kraus. »Hm, nicht gerade ein brillanter Plan. Hätte das einer von denen da vorgeschlagen« – er wies auf die jungen Offiziere, die das Boot steuerten, – »hätte ich ihn zur Schnecke gemacht. Aber etwas Besseres will mir nicht einfallen. Haben Sie eine Idee?«
»Käpt’n, da wären wir aber völlig wehrlos gegen Angriffe.« Der
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