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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Raketen auf beiden Seiten hat die nukleare Gleichung verändert. Früher, als wir noch über tausend ICBM hatten, hielten weder wir noch die Sowjets einen entwaffnenden Erstschlag für möglich. Inzwischen sicht das anders aus. Fortschritte in der Raketentechnologie und die Reduzierung fester und wertvoller Ziele haben einen solchen Schlag theoretisch in den Bereich des Möglichen gerückt. Fügt man dem die Verzögerung beim Abbau der alten SS- 18 bei den Sowjets hinzu, würde man zu einer strategischen Haltung der anderen Seite gelangen, die in einem Erstschlag eine attraktive Option sehen könnte. Vergessen Sie nicht: Wir haben unsere Raketenbestände rascher reduziert als sie. Ich weiß nun, daß Narmonow Ihnen persönlich die volle Erfüllung der Vertragsbedingungen innerhalb von vier Wochen zugesichert hat, aber soweit wir es beurteilen können, sind die fraglichen Raketenregimenter noch aktiv.
    So«, fuhr General Fremont fort, »wenn Ihre Information, Narmonow werde von seinem Militär bedroht, korrekt ist – nun, Sir, dann wäre die Lage recht klar.«
    »Würden Sie das bitte verdeutlichen?« fragte Fowler so leise, daß der CINC-SAC ihn kaum verstand.
    »Was, wenn Dr. Elliot recht hat und man Sie tatsächlich beim Spiel vermutete? Zusammen mit Minister Bunker? Angesichts der Funktionsweise unseres Kommando- und Führungssystems hätte uns das so ziemlich aktionsunfähig gemacht. Ich will nun nicht behaupten, daß sie einen Angriff geführt hätten, aber sie wären definitiv dazu in der Lage gewesen. Man hätte jede Schuld an der Explosion in Denver abgestritten, gleichzeitig den Führungswechsel bekanntgegeben und uns so eingeschüchtert, daß wir nichts dagegen hätten unternehmen können. Gut, und was denken sie nun? Sie mögen glauben, daß Sie eine solche Taktik vermuten und empört genug sind, um auf irgendeine Weise zurückzuschlagen. Und wenn sie das glauben, Sir, mögen sie der Ansicht sein, daß ihr bester Schutz ein rascher Entwaffnungsschlag gegen uns ist. Mr. President, für mich steht nicht fest, daß sie so denken, aber ich kann es nicht ausschließen.« Ein kalter Abend wurde noch eisiger.
    »Und wie hindern wir sie daran, General?« fragte Fowler.
    »Sir, nur eines kann sie am Abschuß hindern: Die Gewißheit, daß der Schlag keinen Erfolg haben wird. Das trifft besonders zu, wenn wir es mit dem Militär zu tun haben. Diese Leute sind gut, klug und rational. Und wie alle guten Soldaten denken sie, ehe sie handeln. Wenn ihnen klar wird, daß wir beim ersten Anzeichen eines Angriffes losschlagen, wird diese Attacke militärisch sinnlos und daher nicht eingeleitet.«
    »Das war ein guter Rat, Robert«, sagte Liz Elliot.
    »Was meint NORAD?« fragte Fowler und merkte gar nicht, daß er einen Zweisternegeneral bat, den Standpunkt eines Offiziers mit vier Sternen zu bewerten.
    »Mr. President, wenn wir erreichen wollen, daß die Lage rundum rationaler gesehen wird, scheint das die richtige Methode zu sein.«
    »Gut. General Fremont, was schlagen Sie vor?«
    »Sir, an diesem Punkt können wir den Bereitschaftsgrad unserer strategischen Kräfte auf DEFCON-1 steigern. Das Codewort lautet SNAPCOUNT und steht für die höchste Alarmstufe.«
    »Würde sie das nicht provozieren?«
    »Nein, Mr. President, und zwar aus zwei Gründen. Erstens wissen sie bereits, daß wir in Alarmbereitschaft sind. Das muß ihnen Sorgen machen, aber sie haben bisher keine Einwände erhoben; der einzige Hinweis auf Rationalität, den wir bislang haben. Zweitens werden sie das erst merken, wenn wir ihnen mitteilen, daß wir eine Stufe höher gegangen sind. Und das brauchen wir ihnen nur zu sagen, wenn sie etwas Provokatives tun.«
    Fowler trank einen Schluck Kaffee. Dabei merkte er, daß es Zeit für einen Gang zur Toilette wurde.
    »General, ich möchte diese Entscheidung nicht sofort treffen. Lassen Sie mich ein paar Minuten nachdenken.«
    »Jawohl, Sir.« Fremonts Stimme verriet keine Enttäuschung, aber 1600 Kilometer von Camp David entfernt drehte sich der CINC-SAC zu seinem Stellvertreter um und warf ihm einen vielsagenden Blick zu.
    »Was haben wir hier?« fragte Parsons, der im Moment nichts weiter zu tun hatte. Nachdem er den wichtigen Anruf erledigt und die Arbeit im Labor seinen Kollegen vom NEST-Team überlassen hatte, beschloß er, den Ärzten zu helfen. Er hatte Instrumente mitgebracht, um die Strahlenbelastung zu messen, der die wenigen Überlebenden und die Feuerwehrleute ausgesetzt gewesen waren; normale

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