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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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Adler.
    Fünfzig Minuten später startete die VC-20B wieder, gewann über der Küste an Höhe und überflog dann in südöstlicher Richtung auf dem Weg zu ihrem nächsten Ziel die Halbinsel Italien.
    »Donnerwetter, das ging aber flott«, meinte Ryan, als die Warnleuchte erlosch. Er blieb trotzdem angeschnallt. Adler steckte sich eine Zigarette an und blies Rauch gegen das Kabinenfenster.
    »Jack, das war eine von den Situationen, wo es entweder schnell oder überhaupt nicht geht.« Er drehte sich um und lächelte. »Sie sind allerdings selten.«
    Der Flugbegleiter brachte eine Meldung, die gerade über Fax eingegangen war.
    »Was ist denn jetzt schon wieder los?« murrte Ryan.
     
    In Washington fehlt einem oft die Zeit, eine einzige Zeitung geschweige denn gar mehrere Blätter zu lesen. Damit Regierungsbeamte wissen, was die Presse über sie und ihre Taten sagt, wird ein täglicher Pressespiegel zusammengestellt. Die Frühausgaben der wichtigsten US-Zeitungen gelangen via Linienmaschinen nach Washington und werden noch vor Sonnenaufgang auf Berichte über die Regierungsarbeit hin überprüft. Relevante Artikel werden ausgeschnitten, und die Zusammenstellung geht dann in Tausenden von Fotokopien an die verschiedenen Dienststellen. Dort wiederum setzen Beamte das Selektionsverfahren fort, indem sie Berichte anstreichen, die für ihre Vorgesetzten interessant sind. Besonders qualvoll ist diese Wahl im Weißen Haus, wo sich das Personal per definitionem für alles interessiert.
    Dr. Elizabeth Elliot war als Sonderberaterin für Fragen der nationalen Sicherheit dem Sicherheitsberater Dr. Charles Alden direkt unterstellt. Liz Elliot, auch »E. E.« genannt, trug ein schickes Leinenkostüm. Der derzeitige Trend bei »Power«-Kleidung ging zur femininen Linie – und trug damit der Erkenntnis Rechnung, daß selbst für den begriffsstutzigsten Mann der Unterschied zwischen den Geschlechtern unübersehbar ist. Warum also sollte man diese Wahrheit optisch zu vertuschen versuchen? Die Wahrheit war, daß Dr. Elliot recht gut aussah und diese Tatsache durch ihre Kleidung gerne unterstrich. Sie war mit einssiebzig relativ groß, hatte sich dank langer Arbeitstage und spärlicher Mahlzeiten eine schlanke Figur bewahrt und haßte es, unter Charlie Alden die zweite Geige spielen zu müssen. Obendrein war Alden Yale-Absolvent; sie hingegen hatte bis vor kurzem in Bennington Politikwissenschaft gelehrt und konnte nicht ertragen, daß der Universität Yale ein höherer Prestigewert zugeschrieben wurde.
    Die Arbeitsbelastung im Weißen Haus war weniger als noch vor einigen Jahren, zumindest im Bereich Nationale Sicherheit. Präsident Fowler verzichtete auf eine Frührunde. Auf der Welt ging es entspannter zu als während der Amtsperioden seiner Vorgänger, und Fowlers Hauptprobleme waren innenpolitischer Natur. Über diese informierte er sich, indem er am Morgen zwei Nachrichtenprogramme gleichzeitig sah; eine Angewohnheit, die seine Frau auf die Palme und seine Untergebenen zum Lachen gebracht hatte. So brauchte Dr. Alden erst um acht zum Dienst zu erscheinen, um sich informieren zu lassen und dem Chef dann um halb zehn einen Vortrag zu halten. Da Fowler mit der CIA nur ungern direkt zu tun hatte, war es E. E., die kurz nach sechs die Depeschen und Meldungen durchsah, mit den CIA-Beamten vom Dienst konferierte – gegen diese hatte auch sie eine Aversion – und sich mit Leuten vom Außen- und Verteidigungsministerium besprach. Außerdem las sie die Presseübersicht und strich für ihren Chef, den schätzenswerten Dr. Charles Alden, wichtige Artikel an.
    »Als wär’ ich eine Tippse!« fauchte E. E.
    Alden war für sie praktisch ein Widerspruch in sich. Ein Liberaler, der knallhart redete, ein Schürzenjäger, der für die Gleichberechtigung der Frau eintrat, ein freundlicher, rücksichtsvoller Mann, der es wahrscheinlich genoß, sie zur Funktionärin zu degradieren. Weniger wichtig fand sie, daß er die Weltlage scharfsinnig beobachtete und erstaunlich genaue Prognosen abgeben konnte und ein Dutzend geistreicher und substantieller Bücher verfaßt hatte. Für sie zählte nur, daß er ihr vor die Nase gesetzt worden war. Fowler hatte ihr den Posten nämlich schon versprochen, als er noch ein aussichtsloser Präsidentschaftskandidat gewesen war. Daß Alden im Eckbüro des Westflügels und sie im Souterrain landete, war Ergebnis eines politischen Kuhhandels. Diese Konzession hatte der Vizepräsident auf dem Parteikonvent eingeklagt

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