Das Echo aller Furcht
Fowler sein Verteidigungsminister nicht vorwiegend als Football-Enthusiast sympathisch war. Bunker war als Falke in der Fowler-Administration eine Rarität und ein Fachmann in Verteidigungsfragen, auf den die Militärs hörten. Die Air Force hatte er zwar nur als Captain, aber mit drei Fliegerkreuzen verlassen, die er sich mit seinem Jagdbomber F-105 über Hanoi verdient hatte. Dennis Bunker hatte Gefechtserfahrung und konnte mit Captains über Taktiken und mit Generälen über Strategien fachsimpeln. Militärs und Politiker respektieren den VM gleichermaßen, und das war eine Seltenheit.
Bunkers Nebenmann war Brent Talbot, der Außenminister. Der ehemalige Politologieprofessor der Northwestern University war ein alter Freund und Verbündeter des Präsidenten. Talbot, ein distinguierter Siebziger mit weißem Haar und einem blassen, intelligenten Gesicht, erinnerte weniger an einen Akademiker als an einen Gentleman der alten Schule – wenngleich mit Killer-Instinkt. Nach Jahren als außenpolitischer Berater und Mitglied zahlloser Ausschüsse hatte er endlich eine Stellung, die seinem Wort Gewicht verlieh. Der Theoretiker mit Zugang zu den Schaltstellen der Macht hatte auf Fowler gesetzt und konnte nun selbst die Hebel bewegen. Der Außenminister, ein visionärer Kopf, erkannte in dem neuen Ost-West-Verhältnis die historische Chance, die Welt zu verändern und seinen Namen mit dieser Entwicklung in Verbindung zu bringen.
Rechts vom Präsidenten saß Arnold van Damm, der Stabschef, denn dies war schließlich eine politische Zusammenkunft, bei der politischer Rat von höchster Bedeutung war. Van Damms Nachbarin war Elizabeth Elliot, die neue Sicherheitsberaterin, die heute recht streng aussah in ihrem teuren Kostüm und dem dünnen Halstuch, wie Ryan fand. Neben ihr hatte sich Marcus Cabot niedergelassen, der Direktor der CIA und Ryans unmittelbarer Vorgesetzter.
Die zweitrangigen Leute waren natürlich weiter vom Zentrum der Macht entfernt gruppiert. Ryan und Adler hatte man am Ende des Tisches untergebracht, wo sie einerseits vom Präsidenten getrennt und andererseits bei ihrem Vortrag im Blick der wichtigeren Konferenzteilnehmer waren.
»Na, Dennis, wird das euer Jahr?« fragte der Präsident den Verteidigungsminister.
»Aber klar«, erwiderte Bunker. »Ich habe lange genug warten müssen, aber mit den beiden neuen Vorverteidigern kommen wir nach Denver.«
»Um dort auf die Vikings zu treffen«, merkte Talbot an. »Dennis, warum haben Sie sich nicht den Tony Wills geschnappt, wo Sie doch die erste Wahl hatten?«
»Weil ich schon drei gute Hinterfeldspieler habe und Vorverteidiger brauchte. Dieser Junge aus Alabama ist ein Naturtalent.«
»Das werden Sie noch bereuen«, erklärte der Außenminister. Tony Wills, der von der Northwestern University in die Nationalliga geholt worden war, hatte als erstklassiger Sportler und Student zugleich seiner Mannschaft wieder zu einem Namen verholfen und war Talbots Lieblingsschüler gewesen. Dem in jeder Hinsicht außergewöhnlichen jungen Mann wurde bereits eine Zukunft in der Politik prophezeit; Ryan hielt das angesichts der sich ständig verändernden politischen Landschaft in den Staaten für verfrüht. »Warten Sie nur, im dritten Spiel der Saison werden Sie abgezogen, und bei der Superbowl dann noch mal – falls Ihre Mannschaft es überhaupt bis ins Endspiel schafft, was ich bezweifle, Dennis.«
»Wir werden ja sehen«, schnaubte Bunker.
Der Präsident ordnete lachend seine Unterlagen. Liz Elliot verbarg erfolglos ihre Mißbilligung, wie Jack auf die Distanz feststellte. Sie hatte Papiere und Stift schon längst bereitliegen und ließ sich ihre Ungeduld anmerken. Solche Gespräche gehörten ihrer Meinung nach in die Umkleidekabine. Nun, jetzt hatte sie wenigstens den Job, auf den sie scharf gewesen war. Die Stelle war zwar nur durch einen Todesfall frei geworden – Ryan hatte die näheren Umstände inzwischen erfahren –, aber sie war nun am Ziel.
»Kommen wir zur Tagesordnung«, sagte der Präsident. Augenblicklich verstummte der Lärm. »Mr. Adler, bitte berichten Sie über Ihre Reise.«
»Gerne, Mr. President. Meiner Auffassung nach sind nun die meisten Teile des Puzzles dort, wo sie hingehören. Der Vatikan ist vorbehaltlos mit den Punkten unseres Friedensplans einverstanden und jederzeit bereit, bei den Verhandlungen als Gastgeber zu fungieren.«
»Wie reagierte Israel?« fragte Liz Elliot, um zu beweisen, daß sie auf dem laufenden war.
»Die
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