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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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etwas, was Jonas aufhorchen ließ.
    »Wie es aussieht, hat Kanthelm den Gorrmack auf irgendeine Art besänftigen können, sodass er den Malkits nichts zu Leide tat. In dieser Hinsicht drückten sich unsere Gefangenen nicht sehr präzise aus. Kann sein, dass Kanthelms Sinnstein ihm diese Gabe verliehen hat. Jedenfalls meinte einer der von Bergalf aufgelesenen Malkits, sein Herr habe wohl den Gorrmack dazu überredet, sich auf uns zu stürzen, sobald wir uns in der Spiegelregion blicken lassen.«
    »Was er ja dann auch getan hat«, fügte Jonas grimmig hinzu. Der arme Tamakh wollte ihm nicht aus dem Sinn gehen.
    Der Einsturz der Brücke ging ebenfalls auf Kanthelms Konto. Er wollte die Bonkas mit allen Mitteln abschütteln. Wenn es ihnen aber dennoch gelingen würde, alle Hindernisse zu überwinden – zumindest im Falle Darinas hatte er wohl damit gerechnet –, dann wollte er ihnen auf Keldins Klippe einen letzten Hinterhalt legen. Offenbar gierte er danach, Darina in seine Gewalt zu bringen und sie als Gefangene in seinen Palast zu entführen. Einer der Malkits äußerte mit schmutzigem Lächeln, sein Herr habe wohl den grandiosen Einfall gehabt Darina zu heiraten, um mit ihr eine machtvolle Dynastie zu begründen.
    Jonas musste unweigerlich an einen Jungen namens Smitty und an Lydia Gustavson denken. Er war froh, dass er Kanthelm die Suppe so gründlich versalzen hatte.
    Die Malkits waren auf unerwarteten Widerstand gestoßen, berichtete Kraark weiter. Sie waren aus dem Spiegellabyrinth durch eine Facette in einen riesigen Wald gelangt. Drei von Kanthelms Leuten wurden dort von herabfallenden Ästen erschlagen, obwohl nicht einmal ein Sturm die Bäume schüttelte. Einer verschwand einfach, als hätte ihn die Erde verschluckt. Dann kreuzten sie den Weg eines Wolfsrudels. In seiner Grausamkeit tötete Kanthelm nur zum Vergnügen mit seinem Lichtspeer einen der Welpen, woraufhin die Tiere zum Angriff übergingen.
    »Wie du wohl schon weißt, kam es darauf zu einem blutigen Kampf, der einigen Wölfen und nicht wenigen der Malkits das Leben gekostet hat«, sagte Kraark betrübt.
    Kanthelm schickte dann den Rest seiner Männer zum Kristallgarten zurück, um dort zur Absicherung einen Hinterhalt zu legen. Er vermutete ganz richtig, dass die Wölfe ihnen nicht folgen würden. Er selbst wollte sich allein zu Keldins Klippe durchschlagen, um auf jeden Fall vor Darina dort zu sein, sollte sie sich schon im Großen Wald befinden. Unter der kleinen Schar von Malkits, die sich durch das Facettentor wieder in das Labyrinth zurückwagten, befand sich auch ein Bilmträger. Sein Sinnstein half ihm, den »Hauptausgang« des Kristallgartens zu finden. Dort legten sich dann die Malkits auf die Lauer.
    »Wäre es nach Kanthelm gegangen, hätte spätestens auf der Klippe die Falle über uns allen zugeschnappt. Zum Glück wurden aber seine Pläne durchkreuzt und alles trug sich so zu, wie du es nun erfahren hast.«
    »Wie geht es Ximon?« Jonas wechselte abrupt das Thema.
    »Den Umständen entsprechend gut. Es ist nur eine Fleischwunde. Mangaar konnte den Kristallsplitter vollständig entfernen. Sam Chalk und Lischka sind bei ihm und den drei Gefangenen geblieben. Darina, Bergalf und Mangaar befinden sich auf dem Weg hierher. Wir werden sie vermutlich morgen treffen.«
    »Wie gut, dass sie dich vorausgeschickt haben, Kraark! Ohne dich lägen meine Knochen schon längst zerstreut am Grunde des Riesenlochs. Danke, mein Freund.«
    »Nachdem wir wussten, was Kanthelm plante, war uns klar, in welcher Gefahr du schwebtest«, wiegelte Kraark ab. »Wir hofften, du würdest denselben Ausgang finden, den Kanthelm zuvor genommen hatte.«
    Jonas streichelte zärtlich über Kraarks schwarzes Gefieder.
    Der Rabe genoss einige Augenblicke lang die Liebkosung mit geschlossenen Augen. Dann krächzte er: »Genug jetzt. Es wird bald Nacht und ich muss uns noch ein passendes Lager suchen.«
    Bevor Jonas etwas erwidern konnte, hatte er sich in die Lüfte geschwungen und war über den Baumkronen verschwunden.
    Am späten Vormittag des nächsten Tages meldete ein Kundschafterwolf die Sichtung dreier Bonkas.
    »Bald treffen wir das Kristallkind«, übersetzte Minuq für seinen menschlichen Begleiter. Jonas hatte – mit Ausnahme von Talinka und ihrem Sohn – bisher nur einen einzigen Wolf verständlich sprechen gehört und das auch nur in einem kurzen Satz. Bestimmt war auch er ein Nachkomme der alten Wölfin. Die übrigen Tiere »sprachen« in seiner Gegenwart

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