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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Unheil verantwortlich. Wenn er Kanthelm nicht mit dem Spiegel auf die Turmspitze gelockt hätte, dann würde der Kristall jetzt noch existieren. Vielleicht hätte man ihn mit vereinter Anstrengung auch dem Malkit noch abjagen können…
    Bergalf schien zu spüren, was in Jonas vorging. Sein Gesicht war ernst, doch in seinen dunklen Augen leuchtete Mitgefühl, als er sagte: »Dich trifft keine Schuld, Jonas. Dieses Leuchten in meinem Sinnstein kann viele Ursachen haben. Möglicherweise ist es auch nur eine Art Staubwolke, die aus den Splittern des zersprungenen Spiegels entstand. Darina tut gut daran, uns nicht mit bloßen Vermutungen zu ängstigen. Jedenfalls macht mir das Leuchten im Bilm weniger Sorgen als die schwierige Lage, in die Kanthelm uns mit der Zerstörung des Spiegels gebracht hat.«
    »Schwierig, doch nicht hoffnungslos«, fügte Darina hinzu.
    Alle sahen sie an.
    »Wie meinst du das?«, fragte Bergalf.
    »Bestimmt denkt sie an die zwei Weisen«, warf Talinka ein.
    »Von was hat die Wölfin gesprochen?«, erkundigte sich Darina bei Jonas.
    »Sie sagte, du hättest wohl die zwei Weisen im Sinn. Die Wölfe haben mir einiges über die Stadt Kalvar erzählt, Darina. Offenbar wohnen dort tatsächlich die Nachkommen Keldins.«
    Die Wissende nickte. »Sicher ist es dieselbe Stadt, von der auch ich euch schon erzählt habe.«
    »Ich erinnere mich auch, dass Talinka etwas von zwei Wanderern erwähnte, die vor einigen Jahren ins Zwieland kamen und später von den Bewohnern Kalvars als Ratgeber und Richter aufgenommen wurden.« Er blickte die Wölfin an. »Wie lange ist das nun her, Talinka?«
    »Ungefähr ein Dutzend Jahre.« Der Junge übersetzte.
    Darinas Augen schienen durch die Wölfin hindurchzusehen, als sie langsam sagte: »Ich denke, es könnte von großem Nutzen sein, diese Weisen zu sprechen. Für uns alle hier, für die Menschen auf der Erde und für dich ganz besonders, Jonas.«
    »Wieso für mich?«
    Darinas Blick wurde wieder klar. Sie lächelte Jonas an und sagte: »Nun, es sind doch Wanderer wie du. Ich bin mir fast sicher, dass sie dir einige der vielen Fragen beantworten können, die dich seit langem beschäftigen.«
    Jonas blickte sie zweifelnd an und überlegte, was das wohl für Fragen sein mochten, von denen Darina sprach. Sie hatte natürlich Recht. Seit einer Woche hatte er so viele Abenteuer erlebt, dass sie niemals zwischen zwei Buchdeckel passen würden, wollte man sie alle beschreiben. Azon war für ihn ein einziges großes Fragezeichen, zusammengesetzt aus tausenden von kleinen. Und vorher? Er war von zu Hause ausgerückt, um seine Eltern zu finden. Aber in dieser Hinsicht durfte er wohl von den Weisen keine große Hilfe erwarten.
    »Glaubst du, dass wir von Kalvar aus auf irgendeine Art mit den untereinander zerstrittenen Parteien auf der Erde in Kontakt treten können?«, fragte er Darina stattdessen.
    »Wenn ich mein Gedächtnis über Dinge befrage, die das Zwieland betreffen, kommt es mir vor, als würde ich durch eine Eisschicht blicken. Ich möchte weder dir noch den anderen Gefährten gegenüber eine Hoffnung erwecken, die sich im Nachhinein als Trugbild erweisen könnte.«
    Jonas konnte aus Darinas Gesicht lesen, dass die Angelegenheit damit für sie beendet war. Er seufzte und wechselte das Thema. »Wann werden wir Sam, Ximon und Lischka treffen?«
    »Schon morgen. Wir haben das Spiegellabyrinth am Rande des Großen Waldes verlassen, in den du durch deine Facette hineingelangt bist. Wenn mich mein Gefühl nicht trügt, dann dürfte es von unserem Lager dort nicht mehr sehr weit bis nach Kalvar sein.«
    »Ungefähr zwei Tagesmärsche«, warf Talinka ein.
    Darina sah Jonas fragend an und er übersetzte, was die Wölfin gesagt hatte.
    Dann erzählte die Wissende noch einmal in allen Einzelheiten, was sich zugetragen hatte, seit Jonas von ihnen getrennt worden war.
    Wenig später setzte die gemischte Gruppe ihren Marsch auf Kalvar fort. Am Abend erreichten sie den Rand des Großen Waldes.
    »Hier können wir unser Nachtlager aufschlagen«, meinte Talinka. »Morgen früh werden wir die Wölfe zum Hauptrudel zurückschicken. Nur Minuq und ich werden euch noch ein Stück begleiten.«
    Während die Schatten der Nacht heraufzogen, wiederholte sich das allabendliche Ritual. Die Wölfe verschwanden im Wald und folgten ihrer Natur. Kraark blieb ihnen dicht auf den Fersen. Jonas erinnerte sich entfernt, dass Raben so ziemlich alles fraßen. Auch Aas verschmähten sie nicht. Einige Tiere

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