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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Labyrinths erreichte, erschöpft von ihrem Hirsch rutschte. Mangaar fing sie auf. Und während die beiden Fährtensucher sich noch um sie kümmerten, tappte Ximon in die Falle.
    Gerade als er hinter der letzten Kristalltafel hervortrat, schoss ein Lichtstrahl aus dem Dunkel des benachbarten Waldes. Er verfehlte den Flüsterer nur um Haaresbreite und schlug in die Kristallwand ein. Die ungeheure Hitze des Lichtgeschosses sprengte ein großes Stück aus dem Kristall und ein langer spitzer Splitter bohrte sich in Ximons Oberschenkel.
    Jonas entsann sich mit Schrecken an das silberne Rohr in Kanthelms Gürtel. Verfügten die Malkits über Waffen, die es auf der Erde nur in Sciencefictionromanen gab? Jonas erinnerte sich an einen Zeitungsartikel über einen gewissen Theodore Maiman, der 1960 ein Gerät namens Laser konstruiert hatte. Mit ihm konnte man gebündeltes, enorm energiereiches Licht aussenden. Wenn Kanthelms Rohr tatsächlich eine solche Lichtwaffe gewesen war…! Mit Grauen dachte Jonas daran, dass eine einzige Handbewegung wahrscheinlich genügt hätte, um ihm ein Loch in den Leib zu brennen. Unbewusst hatte er genau das Richtige getan, als er Keldins Spiegel über die Mauerbrüstung hielt und Kanthelm damit zwang, seine Waffen abzulegen.
    Allmählich wurde Jonas klar, dass der brillante Verstand, über den die Flüsterer verfügten, die Menschen nicht nur im Guten, sondern auch im Bösen voranbringen konnte. Wie lange würde es wohl noch dauern, bis auch auf der Erde die Kriege mit Lichtkanonen oder noch schlimmeren Waffen geführt wurden? Mit einem flauen Gefühl im Magen verfolgte er Kraarks weiteren Bericht.
    Bergalf hatte den verletzten Ximon zurück in die Deckung des Labyrinths gezogen. Dann nahm er allein den Kampf gegen die Malkits auf. Einen nach dem anderen schaltete er sie aus…
    »Er hat sie doch nicht…?« Jonas hielt erschrocken den Atem an.
    »Umgebracht, meinst du?« Kraark lachte spöttisch. »Die Bonkas verabscheuen jede Gewalt. Nein, Bergalf benutzte nur sehr geschickt seine Gabe. Du erinnerst dich? Er ist ein Lichtformer. Er vermag Trugbilder zu erschaffen, indem er das Licht verformt wie ein Töpfer den feuchten Ton. Dass die Malkits dann ausgerechnet mit ihren Lichtpfeilen gegen ihn vorgingen, entpuppte sich für sie als ein… Wie sagt ihr doch noch gleich dazu?«
    »Ein glattes Eigentor?«
    »Danke. Bergalf leitete die Lichtpfeile so um, dass sie den Malkits gehörig einheizten. Sich selbst machte er mit seiner Gabe praktisch unsichtbar und nahm sich dann einen Malkit nach dem anderen vor. Ich habe ihm dabei ein bisschen geholfen. Bin mal hier in der Luft stehen geblieben, dann wieder dort. Bergalf hat mich auch ohne deinen Bilm ganz gut verstanden und die Malkits kampfunfähig gemacht. Leider sind uns die beiden entkommen, die am Anfang beinahe die eigenen Lichtpfeile abbekommen hätten.«
    Für Jonas hörte sich das alles wie eine ziemlich groteske Wildwestgeschichte an. »Heißt das, ihr habt Gefangene gemacht?«
    »Wie gesagt, die Bonkas lieben Gewalt nicht…«
    »Ja, ja, schon gut. Ich wäre entsetzt, wenn sie anders gehandelt hätten. Ist das der Grund, warum du allein gekommen bist?«
    Kraark bejahte die Frage. Bergalf habe die Malkits an Bäumen fest gebunden, berichtete er, und ihnen dann durch Formung des Lichts einige ziemlich hässliche Ungetüme gezeigt. Als er sich schließlich selbst eine wenig schmeichelhafte Fratze ins Gesicht zauberte und die Malkits befragte, hätten sie nichts lieber getan, als ihm alles, was sie seit ihrer Windelzeit wussten, zu erzählen. »Ihr Bericht hat uns sehr beunruhigt«, gestand Kraark, »obwohl wir uns das nicht anmerken ließen.«
    Ein besonders redseliger Malkit erzählte, dass erst vor einer Woche Wanderer aus der Menschenwelt herübergekommen seien. Ursprünglich hätten die Bonkas diese zu Hilfe gerufen, aber Kanthelms Flüsterern sei es gelungen, die Wanderer in die Irre zu leiten. So konnte er die beiden wichtigsten Wanderer in seine Gewalt bringen. Dann spürte Kanthelm plötzlich das Erwachen eines zweiten Wissenden. »Du hattest Darina geweckt«, erklärte Kraark.
    Während noch in der Farbenstadt der Kristallrat zusammentrat und über die Suche nach Keldins Spiegel beriet, machten sich Kanthelm und etliche Malkits auf den Weg in das Zwieland. Offenbar waren auch sie durch die Spiegelregion gekommen und hatten sie durch dieselbe Facette wieder verlassen wie einen Tag später die bonkasische Expedition. Dann sagte Kraark

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