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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Einfälle. Lischka erinnerte sich an Kennedys Vorliebe für das weibliche Geschlecht und fragte Ximon, ob er nicht von seinem Schützling einige pikante Geheimnisse wisse. An geeigneter Stelle herausgeflüstert, könnten solche Indiskretionen den Präsidenten womöglich ein paar Tage ordentlich ins Schwitzen bringen, wertvolle Zeit, um auf Kuba vollendete Fakten zu schaffen.
    Natürlich kenne er solche Flecken auf Jacks scheinbar so weißer Weste, erwiderte Ximon, sie trugen Namen wie Inga Arvat, Judith Immermoor oder Marilyn Monroe, um nur einige zu nennen. Die Auswirkungen einer Bloßstellung des Präsidenten beurteilte der Flüsterer allerdings als unkalkulierbar und außerdem sei ein solches Vorgehen in moralischer Hinsicht höchst bedenklich.
    Lischka stimmte ihm zu. »Du hast Recht, das entspricht nicht unserer Art, Ximon. Die Bonkas haben die Menschen seit eh und je beraten. Aber sie haben sie nie manipuliert. Ich glaube, wir müssen uns die Sache mit Jacks Liebschaften aus dem Kopf schlagen.«
    »Das denke ich auch, mein Bruder. Der Zweck sollte nie alle Mittel heiligen. Zudem könnte Kennedy durch eine solche Kampagne vielleicht sogar gestürzt werden und ein Nachfolger würde uns im Augenblick mehr Scherereien machen als ein zwar rachsüchtiger, aber zumindest berechenbarer Präsident.«
    »Rachsüchtig?«
    »Was meinst du denn, warum er die Operation Mongoose befohlen hat? Jack hat es Castro nie verziehen, dass er ihn vor der Weltöffentlichkeit so in den Matsch der Schweinebucht gezogen hat. Er war sich nicht zu fein die alten Mafia-Kontakte seines Vaters wieder aufleben zu lassen, um seinen Erzfeind aus dem Weg zu räumen. Das CIA hat mit seiner Billigung mehrere Mordkomplotte gegen Castro geschmiedet. Zum Glück ohne jeden Erfolg.«
    »Du hast Recht, Ximon. Kennedy als Mörder? Nein, bei allen Fehlern, die dieser Mensch hat, besitzt er doch auch viele gute Seiten. Und wir müssen ihm helfen diese Stärken einzusetzen. Es ist wirklich nützlich, dass wir mehr von diesem Mann wissen, als die Menschen im Allgemeinen aus ihren stümperhaften Facettenimitaten erfahren.«
    »Woher?«
    »Sinnigerweise nennen sie diese Dinger Fernsehapparate.«
    Während Ximon und Lischka dann noch weitere Strategien zur Befriedung der Erde erörterten, drang plötzlich eine laute Stimme aus dem Tunnel vor Jonas. »Sieh, Darina, die Facette!«
    »Ja, ich habe sie schon bemerkt, Mangaar. Wir müssen bald da sein.«
    Jonas reckte den Hals, um etwas erkennen zu können. Was für eine Facette hatte der ältere der beiden Fährtensucher gemeint? Gleich darauf entdeckte er sie. Überrascht blieb der Junge stehen. An der Decke befand sich eine sechseckige Fläche aus blauem Kristall. Darin konnte er das Bild eines alten schlafenden Mannes sehen. Also gab es auch im Zwieland Facetten! Oder hatten sie jene Region Azons, die so hieß, bereits verlassen?
    Trojan stieß ihn sanft mit seiner Schnauze in den Rücken. Anscheinend wollte das Schelpin nicht den Anschluss zu den Vorderleuten verlieren.
    Jetzt meldete sich vom Ende des Zuges auch Bergalfs Stimme. »Wird das da vorn eine längere Sitzung? Dann suche ich mir nämlich einen anderen Weg. Ich will zum Abendessen pünktlich zu Hause sein.«
    Jonas riss sich vom Anblick der Facette los und eilte seinen Eltern und den anderen Gefährten hinterher. Da er selbst keine Fackel trug, musste er einige Schritte weit durch tiefe Schatten stolpern, bis er sie wieder eingeholt hatte.
    Immer mehr Facetten tauchten jetzt auf. Sie ragten nicht nur aus der Decke, sondern befanden sich auch am Boden und in den Wänden. Nicht alle zeigten Bilder von der Erde, doch die meisten waren mit Leben gefüllt. Sie vermittelten einen realistischen räumlichen Eindruck, man glaubte in ein Vivarium zu blicken, allerdings ohne Eidechsen oder Springmäuse, sondern mit leibhaftigen Menschlein bestückt.
    Plötzlich prallte Jonas gegen das Hinterteil eines Schelpins. Darina war an der Spitze des Zuges wohl erneut stehen geblieben, um sich zu orientieren. Jonas versuchte an den Gestalten im Gang vorbeizuspähen. Da sah er den Wasserfall.
    Nein, das war kein Wasserfall, obwohl das Ganze aus der Ferne so wirkte. Es sei denn, auf Azon gab es erstarrtes Wasser, das von innen heraus leuchtete.
    Unmittelbar vor Jonas stand Sarah. Seine Mutter deutete aufgeregt in Richtung des schimmernden Objekts und bewegte stumm den Mund wie ein Fisch in einem Aquarium. Sie wollte nicht sprechen wegen all der offenen Facetten im

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