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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Jonas, mit der Kristallechse sprechen. Ja, warum eigentlich nicht? Er war ein Bilmträger und konnte das Vertrauen fast jedes Lebewesens gewinnen. Syrdas Worte hallten wieder durch seinen Geist: Wenn jemand dir, deinen Eltern und Sam helfen kann, einen Weg zurück zu finden, dann ein Gorrmack.
    »Ich mache einen kleinen Spaziergang«, sagte Jonas unvermittelt und griff sich eine der Bonka-Fackeln.
    »Wo willst du denn hin?«, erkundigte sich seine Mutter besorgt.
    Jonas’ Vater fügte hinzu: »Hat sich etwa dein Freundschaftsstein gemeldet?«
    »Nein, hat er nicht. Aber keine Sorge, ich bleibe in der Höhle.«
    »Ich komme mit«, verkündete Bergalf.
    »Nein, lass mich bitte einfach eine Weile allein.«
    Der Fährtensucher sah misstrauisch zu Jonas auf. »Du wirst doch nicht irgendeine Dummheit machen?«
    Jonas musste an seinen Sprung in Old Big Shadows grünen Teich denken. »Ich tue nichts, was ich nicht schon früher getan habe – und schließlich lebe ich ja noch. Hört endlich auf euch um mich zu sorgen. Ich bin bald zurück.«
    Er hob die Hand und ging in die große Flüstererhöhle hinaus. Plötzlich hörte er neben seinem Ohr ein Knallen. Im nächsten Moment lastete ein großes Gewicht auf seiner Schulter.
    »Mich wirst du nicht so leicht los«, sagte Kraark.
    Jonas seufzte. »Also gut, dann komm eben mit. Aber wehe, du verpfeifst mich bei den anderen.«
    »Ich dachte mir schon, dass du was vorhast. Es hat mit dem Gorrmack zu tun, stimmt’s?«
    »Du bist so schlau, wie du schwarz bist, Kraark.«
    »Das hat Talinka auch immer gesagt.«
    Jonas durchquerte den Felssaal mit den zahllosen erloschenen Facetten. Auf einigen der planen Kristallflächen glaubte er undeutliche Schemen zu erkennen, aber er war sich nicht sicher. Auf der anderen Seite der Flüstererhöhle betrat er den großen Tunnel, in dem zuvor Darina und Numin verschwunden waren.
    Schon nach wenigen Schritten stieß er auf den Seitengang. Das Loch in der Wand des riesigen Haupttunnels war verhältnismäßig klein. Aus seinem Innern drang ein vibrierender Ton. Er war so tief, dass die Felswände zu beben schienen. Jonas musste unweigerlich an die Balzlaute der Alligatoren denken. Sie waren für das menschliche Ohr praktisch nicht zu hören, aber wenn ein Männchen damit die Aufmerksamkeit seiner Auserwählten zu wecken suchte, sprudelte das Wasser rings um die Panzerechse, als würde es sieden.
    »Wenn ich dieses Klagen richtig deute, dann dürften wir unseren Kristallkäfer irgendwo da unten finden«, bemerkte Kraark und deutete mit dem Schnabel in den schmalen Tunnel.
    »Das werden wir bald wissen!« Entschlossen betrat Jonas den Gang.
    Der Tunnel war gar nicht so schmal, wie es zunächst den Anschein gehabt hatte. Er bot mindestens vier Bonkas nebeneinander Platz – wenn sie so wie Lischka gebaut waren, vielleicht auch nur dreien.
    »Warum hast du vorhin gesagt, der Gorrmack klage?«, erkundigte sich Jonas nach einer Weile. Vom Haupttunnel war schon längst nichts mehr zu sehen.
    Kraark antwortete mit einer Gegenfrage: »Weshalb wissen alle Tiere im Wald, dass eine Gefahr herannaht?«
    »Meinst du damit, die Laute sind für dich so verständlich wie gesprochene Sprache?«
    »In etwa. Wobei es nicht nur um die Laute geht. Auch die Bewegungen eines Geschöpfes können viel über seine Absichten und Gefühle verraten.«
    »Das stimmt«, sagte Jonas. Bevor es ihn nach Azon verschlagen hatte, war dies der wichtigste Anhaltspunkt bei seiner Verständigung mit den Tieren gewesen. Er wollte gerade noch etwas hinzufügen, als er vor sich ein bläuliches Funkeln entdeckte.
    »Da vorn ist etwas«, flüsterte er.
    »Wie schön, dass du es auch schon bemerkt hast.«
    »Vielleicht der Gorrmack?«
    »Da kannst du Gift drauf nehmen, Jonas.«
    Vorsichtig pirschten sich die beiden näher heran, wobei Jonas die Hauptarbeit zufiel – Kraark ließ sich einfach tragen. Der Tunnel war zuletzt enger geworden, jetzt jedoch mündete er in einen Felssaal, der an Größe alles übertraf, was Jonas bisher gesehen hatte.
    Die riesige Halle hätte bequem die beiden Flüstererhöhlen fassen und noch dazu als Trockendock für einen Ozeanriesen dienen können. Hier gab es nur wenige Facetten, die bläulich glimmten, aber dafür erstreckte sich quer durch den Raum eine andere Lichtquelle, kein Schiff, aber dennoch so groß wie die Titanic: Bewegungslos lag der Gorrmack in der Höhle. Sein ganzer Körper leuchtete von innen heraus.
    Jonas war dieses Leuchten zuvor nie

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