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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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sei Dank, dass er mir wieder ein paar neue Gäste schickt!«, begrüßte er Darina und Numin. Er schien sich tatsächlich zu freuen.
    »Wenn es nach Kanthelm geht, werden wir dir nicht lange zur Last fallen«, entgegnete Darina.
    Der Oberaufseher wirkte enttäuscht. »Wie schade! Ich habe gehört, du bist ein Kristallkind?«
    »Das ist richtig. Ich heiße Darina und mein Begleiter hier ist Numin von Kalvar.«
    »Wie aufregend! Und ich bin Birmoth. Ihr müsst mir unbedingt eure Geschichte erzählen, unbedingt! Und nun kommt, meine Kinder, ich bringe euch zu den anderen.«
    Während Birmoth seine »Kinder«, unterstützt von zwei Wachen, eine Steintreppe hinaufführte, musste Numin seiner Verwunderung Luft machen.
    »Komischer Oberaufseher«, flüsterte er Darina zu. »Scheint mir nicht ganz richtig im Kopf zu sein.«
    »Er verhält sich nur anders, als du es von einem Malkit erwartest. Wäre er ein Bonka, würdest du ihn sicher ganz liebenswürdig finden.«
    Der Oberaufseher erreichte ein Treppenpodest im dritten Stockwerk und öffnete eine eisenbeschlagene Holztür.
    »Hier könnt ihr euch tagsüber mit den anderen Gefangenen aufhalten. Nachts werdet ihr in eure Zellen gebracht.« Numin war völlig verwirrt und reagierte nicht sogleich. Deshalb fügte Birmoth mit einem Winken hinzu: »Rein mit euch in die gute Stube. Ich werde heute Abend nach euch sehen. Dann müsst ihr mir unbedingt eure Geschichte erzählen, hört ihr?«
    Darina und Numin betraten zögernd den großen Raum. Breite Dielen bedeckten den Boden und an der Decke waren dicke Balken zu sehen. Durch die Fenster schickte die Dämmerung einen letzten Gruß des schwindenden Tages. Im Zimmer standen mehrere grob gezimmerte Tische und Bänke. Darauf saßen…
    »Wanderer!«, hauchte Numin, als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel. »Es sind Menschenkinder, Darina.«
    »Ich sehe es, Numin.«
    An den Tischen saßen ausnahmslos Männer. Bis auf zwei Gefangene trugen sie alle Malkit-Kleidung: dunkelblaue Tuniken und weite Pumphosen. Von einem der Tische stand ein Riese auf, jedenfalls musste es Numin und Darina so erscheinen. Er war schlank, hatte einen kurzen Vollbart und einen blonden Schopf: eine struppige, längst ausgewachsene Kurzhaarfrisur. Der Gefangene ging zielstrebig auf Darina und Numin zu und beugte sich zu ihnen herab. Seine blauen Augen leuchteten vor Freude.
    »Willkommen im Club. Mein Name ist Malcolm Jeremiah Gould, und wer seid ihr?«
    Darina stellte Numin und sich selbst vor.
    »Und ich dachte, Kanthelm sammelt nur ›Wanderer‹, wie er uns Normalwüchsige nennt.«
    Nun kamen auch die anderen Männer heran. Einer von ihnen – er war erheblich kleiner als Gould, auch deutlich runder und sein Gesicht fast ganz unter schwarzem Haar begraben – lächelte die Neuen an und sagte: »Hi, ich bin Jack, oder wie unser Dr. Gould mich vorstellen würde: Giacomo Baretti. Der Doktor mag’s immer recht förmlich. Nehmt ihn nicht zu ernst. Er ist selbst erst vor vier Wochen hier angekommen, zusammen mit Frank Holloway.« Jack deutete auf einen anderen Mann. Dann wies er nacheinander auf die drei übrigen Gefangenen. »Das da ist Daniel Woolbridge, mein Captain. Und die beiden abgebrochenen Typen daneben sind Dustin Lang und Brian Dollinger…«
    »Ich weiß«, unterbrach Darina den bulligen Mann freundlich. Sie blickte in die Runde der Männer und sagte etwas, was der Besatzung der Roly-Poly nachhaltig die Sprache verschlug.
    »Ihr vier stammt aus einem Menschenflugzeug, das vor vierzehn Jahren zusammen mit Robert und Sarah McKenelley über dem Bermudadreieck in einen Strudel fiel.«

 
    EIN RIESE IN DER KLEMME
     
     
     
    Mit Jonas’ Geduld war es nicht weit her. Kaum hatten Darina und Numin die Flüstererhöhle der Malkits verlassen, begann er rastlos hin und her zu laufen.
    Das rötliche Leuchten in Bergalfs Bilm wollte ihm nicht mehr aus dem Sinn gehen. Irgendwo ganz in der Nähe befand sich der Gorrmack, dieses riesige unergründliche Wesen, das selbst die meisten Bonkas für böse hielten. Aber war er das wirklich?
    Jonas erinnerte sich an Old Big Shadow. Auch er war auf seine Art riesig und Furcht einflößend. So jedenfalls sahen ihn
    die Menschen in Muddy Creek. Er dachte anders über den Alligator, nein, er wusste, dass die Panzerechse anders war. Zweimal hatte er das Reich Old Big Shadows betreten und zweimal hatte der Alligator ihn verschont.
    Vielleicht wurde auch das wahre Wesen des Gorrmacks von allen verkannt. Möglicherweise konnte er,

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