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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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»Ich habe bisher davon gelebt, aber viel ist nicht mehr drauf. Ich habe wieder einen Job angenommen, bloß …«
    Ich musste die Zellentür aufmachen, die Luft war kaum noch zu atmen. Der Besitzer musterte mich aufmerksam.
    »Hast du noch genug Geld für den Flug?«, fragte David.
    »Ich glaube schon.«
    »Dann buche, heute noch. Komm her, dann sehen wir weiter. Und, Tony …«
    »Ja?«
    »Lass diesen Fahnder wissen, was du vorhast. Es darf nicht aussehen, als ob du abhauen würdest.«
    »Ich verstehe.«
    »Tony …«
    »Was?«
    »Ich helfe dir – vertrau mir.«
    Es tat gut, diesen Satz zu hören. »Lass mich wissen, wann du kommst.«
    Es war ein großes, umfassendes Danke, das ich David sagte. Im Grunde unverständlich, wieso er all das für mich tat. Gab es solche Menschen wirklich, die einer Fremden spontan und uneigennützig halfen, obwohl mein Fall außer Unannehmlichkeiten nichts einzubringen versprach? Nachdem ich aufgehängt hatte, legte ich meine Hände auf beide Augen. Der Albtraum geht weiter, dachte ich, er hat sich nur verändert, er ist noch schlimmer als früher. Es war mir unmöglich, mir Pascal als Betrüger, als geschickten Meisterverbrecher vorzustellen. Bilder, die ich in Dokumentationen gesehen hatte, tauchten auf – Nazigrößen, die in Südamerika untergetaucht waren und dort, umgeben von Hispanos und Indios, ihr Herrendasein weiterführten, ohne Auslieferung fürchten zu müssen. Hirngespinste! Das ist nicht Pascal, sagte ich mir. Er sitzt nicht in Chile oder Paraguay, im weißen Anzug, raucht dicke Zigarren und lacht sich ins Fäustchen. Er lässt mich nicht allein auf der Welt zurück. Er hätte irgendetwas gesagt, etwas angedeutet oder hinterlassen, einen Brief, er hätte Geld hinterlassen. Ich fand es schrecklich, in solchen Kategorien zu denken, aber drängten sich diese Überlegungen nicht auf?
    In der tristen Umgebung der Telefonkabine fiel mein Blick auf Pascals Ring. Etwa ein Jahr nachdem wir ein Paar geworden waren, hatte ich eine Veränderung an ihm bemerkt. Davor war er entweder erschöpft oder ausgelassen von irgendeiner Geschäftsreise zu mir nach Hause gekommen; bei diesem Aufenthalt hatte er mich durch eine Innigkeit und Tiefe überrascht, die ich nicht an ihm kannte. Pascal war ernst und versonnen gewesen, seine Zärtlichkeit hatte etwas Bedingungsloses, als wollte er die letzte Barriere zwischen uns niederreißen. Ich fragte ihn, was los sei, er gestand mir seine Liebe, wie er es nie zuvor getan hatte. Aus einem Impuls heraus flogen wir nach New York, wo wir in einem Hotel am Central Park abstiegen. Am nächsten Morgen hatte er mich nach Midtown geführt, in die Straßen der Juweliere. Wir streiften durch mehrere Geschäfte, ohne dass ich wusste, was er suchte. Dann sah Pascal den Ring in der Auslage, zierlich, unauffällig, zugleich wunderschön. Als ich seinen Blick mit einem Nicken erwiderte, ging er hinein, verwirrte den Händler ziemlich, weil er nicht eine Sekunde um den Preis feilschte, und erstand den Ring. Auf der Straße, umgeben von langen jüdischen Mänteln, neben einer fahrbaren Imbissbude, in der fettes knish gebacken wurde, steckte Pascal mir den Diamantring an den Finger.
    »Du bist meine Frau«, sagte er. »Du bist meine geliebte Frau.«
    Bewegt nahm ich sein Geschenk entgegen. Wir küssten uns lange.
    In der Telefonzelle in Niagara Falls spielte ich mit dem Ring an meinem Finger. Etwas fiel auf meinen Schoß und bildete einen kleinen Fleck. Ich wischte die Tränen ab. Du bist meine geliebte Frau. Ich durfte mich von dem, was war, und dem, was sich vor mir auftat, nicht überwältigen lassen. Bedingungsloses Vertrauen schien mich jetzt nicht weiterzubringen. Immer nur einen Schritt nach dem anderen, musste meine Devise lauten, und der erste Schritt hieß: ein Ticket nach Deutschland. Was würde Dora sagen, da ich nun nach wenigen Tagen schon wieder aufbrach? Hatte ich ihr nicht versprochen, sie in die Wärme mitzunehmen? Wenn ich jetzt wieder fortgehen würde, blieb ihr als Perspektive nur, dass der Herbst kam und mit ihm die Nässe. Ich verließ die Zelle, bezahlte das Telefonat und für eine halbe Stunde Internet und fragte den Besitzer, ob sein Drucker funktionierte. Dann begann ich nach günstigen Flügen zu suchen.
    »Glaubst du, ich hätte nicht damit gerechnet?« Dora und Ernie saßen mir auf der Couch gegenüber. Sie hatte eine Schale mit Nüssen auf dem Schoß. »Kein Mensch bleibt freiwillig hier, wenn er nicht muss.«
    »Ich fühle mich wohl

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