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Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge

Titel: Das Echo der Lüge - Miller, S: Echo der Lüge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sophie Miller
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Esstisch war dunkel, die Stühle hatten hohe Lehnen. Als ich aus dem Küchenfenster schaute, entdeckte ich einen Swimmingpool. Dornen wucherten in das abgelassene Becken hinein. Wie schön man es sich hier machen könnte! Die Ruhe und Einsamkeit, der Luxus des Hauses, das kleine Dorf, in dem man das Nötigste einkaufen konnte.
    Ohne Zeitgefühl, wie lange ich mich schon in Pascals Haus aufhielt, öffnete ich Tür um Tür. Es fanden sich kaum persönliche Merkmale der Bewohner, alles war in einem Zustand, dass man sich wünschte, die Räume zu beleben. Ich wollte die Läden aufstoßen, Gartenmöbel auf die Terrasse stellen, wollte mit der Heckenschere dem Dornengestrüpp zu Leibe rücken und den Swimmingpool einlassen. Das Haus inspirierte, belebte mich, für eine Weile vergaß ich, dass ich nicht seinetwegen, sondern wegen meines verschollenen Mannes gekommen war.
    Ich hatte eine lange Reise auf mich genommen, war David wiederbegegnet, von Ray begleitet worden, ich hatte meine Verwandtschaft in diesen Winkel der Welt gelockt – alles mit dem Ziel, Pascal zu finden. Nun war ich in seine Aura eingedrungen und verspürte keine Lust mehr, ans Meer zurückzufahren und mit Dora und Ernie den Tag zu verbringen. Als zu allem Überfluss die Sonne hervorkam, trug ich kurzerhand einen Sessel ins Freie, zog Schuhe und Strümpfe, sogar meine Jeans aus und legte mich ins Freie. Ich nahm ein Sonnenbad vor Pascals Haus!
    Üppig und verwildert lag der Garten da. Hier gab es kein Nadelholz, stattdessen Obstbäume, sie trugen schwer an Äpfeln und Pflaumen. Ich fragte mich, ob jemand kommen würde, sie zu ernten. Ich holte eine Schale aus der Küche und pflückte sie mit Früchten voll. Mittlerweile hatte ich auch meine Bluse a usgezogen, die Wärme tat wohl, sie war imstande, Zweifel und Düsternis zu vertreiben. Ich lag am Rand von Pascals Garten und aß sein Obst. In diesem Moment war ich glücklich. Ich hatte mich richtig entschieden, nach La Cébette zu kommen. Indem ich den Dämonen gegenübertrat, hatte ich sie vertrieben.
    Nach einer weiteren Weile sorgte ich mich, dass Sandrine meinen langen Aufenthalt unverschämt finden könnte; ich sollte den Schlüssel nun wirklich zurückbringen. Verrückte Gedanken spukten mir durch den Kopf – ob man das Haus mieten könnte, eines Tages, wenn ich wiederkommen wollte, um ein paar Wochen, einen Monat hier zu leben? Die Vernunft sagte mir, es würde ein Traum bleiben. Pascals Schicksal, die juristischen Umstände würden es verhindern.
    Die Mittagszeit musste bereits überschritten sein, trotz des Obstes bekam ich Hunger. Ich hätte mir im Dorf etwas zu essen kaufen und ins Haus zurückkehren mögen, aber die Höflichkeit ließ das nicht zu. Sandrine hatte sich mehr als großzügig gezeigt, mich so lange hierzulassen. Nun würde ich alles in Ordnung bringen, absperren und den Schlüssel abgeben. Ich würde zu meiner Verwandtschaft zurückfahren und auch dort meine Verpflichtungen erfüllen – Doras Traum an der Côte d’Azur.
    Ich rekelte mich ein letztes Mal in der Sonne, zog meine Strümpfe an, schlüpfte in Jeans und Bluse. Das Herz wurde mir schwer – schon wieder fortgehen. Ständig verließ ich Orte, die mit Pascal zu tun hatten, ohne Erfüllung, ohne Frieden. Beim Hineintragen kam mir der Sessel schwerer vor. Ich erreichte den Kamin – hier war bestimmt Pascals Lieblingsplätzchen. Hier hätten wir es uns gemütlich gemacht, wenn es dunkel oder kühl geworden wäre. Zur Vordertür gewandt, schaute ich mich noch einmal um; stand alles wieder an seinem Platz? Durch das seitliche Fenster sah ich jemanden im Garten auftauchen, seine Statur war sportlich. Die Person kam vom Wald her zielstrebig auf das Haus zu und trat durch die Küchentür ein.

34
    Ich hatte angenommen, der Moment, in dem ich Pascal wiedersehen würde, müsste ein besonderer Moment sein, ich hatte ein außergewöhn liches Gefühl erwartet. Pascal kam einfach herein, durchquerte die Küche, für ein paar Sekunden verlor ich ihn aus den Augen, bis er aus dem Wohnraum in die Halle trat. Seine Schritte hallten auf Stein. Er trug eine weite Hose, einen schlichten Pullover und feste Schuhe. Auch wenn er eine gute Farbe hatte, schien mir seine Haut fahl. Er hatte abgenommen. Keine Umarmung, keine Berührung.
    »Hallo, Pascal.«
    »Hast du es leicht gefunden?« Er fragte, als wären wir zu einem Picknick verabredet, als läge zwischen uns nicht die Kluft des verlorenen Vertrauens.
    »Nein. Ich habe es nur unter größten

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