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Das Echo der Schuld

Das Echo der Schuld

Titel: Das Echo der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Link
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ihr als das Schrecklichste an der ganzen Geschichte: Immerzu erwarteten die Erwachsenen etwas von ihr, und nie konnte sie sie zufrieden stellen. Sie hörte, wie Doris leise fragte: »Haben Sie den verhaftet?«
    Und wie Stella ebenso leise antwortete: »Möglicherweise geht es dabei um eine ganz andere Geschichte.«
    Janie wünschte, sie hätte ihn erkannt. Dann hätte sie heute vielleicht nicht auf den Friedhof gemusst. Im Augenblick wäre sie sogar lieber in der Schule. Alles wäre besser, als hier inmitten eines Albtraums zu stehen und sogar eine der Hauptrollen darin zu spielen.
    Stella war auch da. Sie war schwarz gekleidet wie alle Menschen hier und stand ein paar Schritte von Janie und Doris entfernt. Sie hatte gesagt, Janie solle sich gründlich umschauen, ob sie vielleicht den Mann aus dem Zeitschriftenladen wiedererkannte, und dann solle sie dies Stella möglichst unauffällig sagen.
    Janie schaute und schaute, aber sie konnte ihn nirgends entdecken. Eigentlich war sie darüber ganz froh, denn sie mochte ihn gar nicht wiedersehen. Andererseits wusste sie, dass Stella sich freuen würde, wenn sie ihn plötzlich aus der Menge herausfischte. Janie seufzte tief. Wann würde das alles endlich vorbei sein?
    Stella zwinkerte ihr aufmunternd zu. Wenigstens eine, die nicht weinte. Fast allen Leuten ringsum liefen die Tränen über das Gesicht, sie hielten Taschentücher in den Händen oder wischten sich mit den Fingern immer wieder an den Augen entlang. Auch Mummie hatte ein paar Mal leise geschluchzt. Dabei kannte sie das tote Kind doch gar nicht.
    Die Menschen gingen alle nacheinander zu dem Grab und warfen Blumen hinein oder legten Kränze ab. Doris und Janie blieben jedoch, wo sie waren.
    »Ich möchte Janie nicht überfordern«, sagte Doris zu Stella, und Stella nickte. »Okay.«
    Langsam bewegten sich alle zum Ausgang des Friedhofs. Viele blieben auch noch in Gruppen zusammen stehen, unterhielten sich mit gedämpften Stimmen. Eine bleierne Schwere lastete über den Menschen, dem Ort.
    »Mum, können wir jetzt bitte gehen?«, flüsterte Janie.
    »Du hast ihn wohl nirgends gesehen?«, fragte Stella.
    »Nein. Aber vielleicht …« Janie zuckte hilflos mit den Schultern. »Es sind so furchtbar viele Leute hier!«
    »Der Kerl wird sich doch denken, dass heute die Polizei da ist«, meinte Doris.
    Stella nickte. »Aber der Typ ist krank«, erinnerte sie, »und irgendwann vergisst er jede Vorsicht. Im Übrigen vermutet er wahrscheinlich nicht, dass wir Kontakt zu Janie haben. Und sie ist im Grunde die Einzige, die ihm gefährlich werden kann.«
    »Können wir gehen?«, fragte Doris.
    »Ich denke, ja«, antwortete Stella.
    Langsam schoben sie sich in Richtung Ausgang. Es war nicht einfach, in der dichten Menschenmenge voranzukommen. Janie entdeckte einen der Männer, die sie auch auf dem Polizeirevier kennen gelernt hatte –wie hieß er noch gleich? Baker. Er stand mit einem Mann und zwei Frauen zusammen. Der Mann trug einen schwarzen Anzug und sah aus wie ein Lord – Janie hatte Bilder von Lords in den Illustrierten gesehen, die Doris manchmal las –, und die eine Frau hatte eine wilde, dunkle Haarmähne, trug einen ziemlich kurzen Rock und war sehr dünn. Die andere Frau sah so blass aus, als müsste sie jeden Moment umfallen. Janie wusste das, weil ihre Mummie einmal umgefallen war, und da hatte sie kurz vorher genau die gleiche Gesichtsfarbe gehabt.
    Stella trat an die kleine Gruppe heran, und Baker fragte: »Nichts?«
    Stella schüttelte den Kopf.
    »Bei uns auch nicht«, sagte Baker.
    »Ich weiß ja leider nicht einmal genau, nach wem ich eigentlich Ausschau halten soll«, meinte die dünne Frau mit dem kurzen Rock.
    Baker machte die Erwachsenen miteinander bekannt. »Mrs. Alby.« Das war die Dünne. »Mr. und Mrs. Quentin.« Das waren der Lord und die Frau, die gleich ohnmächtig werden würde. »Mrs. Brown.« Das war Mummie. Jetzt wies Baker auf sie, Janie. »Das ist Janie Brown.«
    Mrs. Quentin neigte sich zu ihr und gab ihr die Hand. »Hallo, Janie!«
    »Hallo«, erwiderte Janie. Sie hatte nie einen Menschen mit traurigeren Augen gesehen als diese Frau. Ihre Lider waren dick geschwollen. Sie musste heute schon viel geweint haben.
    »Tja«, sagte Superintendent Baker, »dann kann ich mich nur bedanken, dass Sie hierher gekommen sind. Ich weiß, dass ich Ihrer aller Nerven sehr damit strapaziert habe. Aber es war eine Chance. Eine geringe natürlich, zugegebenermaßen.«
    »Es war doch selbstverständlich,

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