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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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schließlich war sie eine Überspanntheit ohne Sinn und Verstand. Andererseits erinnerte ich mich an ein Sprichwort aus dem Mund meiner Mutter: » Undankbarkeit ist die Tochter des Stolzes.«
    » Einverstanden«, willigte ich ein, nachdem ich geschluckt hatte. » Ich komme mit.«
    In der Hotelhalle sah ich Jamila aufgeregt nach mir winken, damit ich mich beeilte, um Señora Langenheims Geduld nicht allzu sehr zu strapazieren.
    » Ausgezeichnet. Sobald ich die Einladung erhalten habe, sage ich Ihnen Datum und Uhrzeit.«
    Ich reichte ihm die Hand und hastete durch das Vestibül. Erst an der Tür drehte ich mich noch einmal um. Auf seinen Stock gestützt sah Marcus Logan mir nach. Er hatte sich noch nicht vom Fleck gerührt, und aus der Entfernung wirkte seine Gestalt wie ein Schattenriss. Seine Stimme jedoch war nicht zu überhören.
    » Ich freue mich, dass Sie mitkommen. Und seien Sie ganz unbesorgt: Ich habe es nicht eilig, Marokko zu verlassen.«

28
    Die ersten Zweifel kamen mir, sobald ich auf die Straße trat. Hätte ich nicht besser zuerst mit Rosalinda sprechen sollen, ehe ich die Einladung des Journalisten annahm? Vielleicht hatte sie ganz andere Pläne für ihren weit gereisten Gast. Doch meine Zweifel waren geschwunden, sobald sie an jenem Nachmittag aufgeregt und in Eile zur Anprobe kam.
    » Ich habe nur eine halbe Stunde«, sagte sie, während sie behände ihre Seidenbluse aufknöpfte. » Juan Luis erwartet mich, es gibt noch tausend Dinge für den Besuch von Serrano Suñer zu erledigen.«
    Ich hatte vorgehabt, ihr meine Frage sehr taktvoll und mit wohlüberlegten Worten zu stellen, doch ich beschloss, den günstigen Augenblick zu nutzen und die Angelegenheit gleich anzusprechen.
    » Marcus Logan hat mich gebeten, ihn zum Empfang zu begleiten.«
    Ich sah sie dabei nicht an, sondern tat, als benötigte die Schneiderpuppe, der ich gerade das Kleid abstreifte, meine volle Aufmerksamkeit.
    » But that’s wonderful, darling!«
    Ich verstand nicht, was sie sagte, doch der Tonfall verriet mir, dass die Nachricht sie angenehm überraschte.
    » Ist es dir recht, dass ich mit ihm hingehe?«, fragte ich verunsichert.
    » Aber selbstverständlich! Ich freue mich, dich in meiner Nähe zu haben, sweetie. Juan Luis wird seinen Pflichten nachkommen müssen, sodass ich hoffentlich etwas Zeit mit euch verbringen kann. Was wirst du anziehen?«
    » Das weiß ich noch nicht. Darüber muss ich erst mal nachdenken. Ich glaube, ich nehme diesen Stoff hier«, antwortete ich und deutete auf den Ballen Wildseide, der an der Wand lehnte.
    » My God, du wirst fantastisch aussehen.«
    » Nur, wenn ich dann noch lebe«, murmelte ich, den Mund voller Stecknadeln.
    Es sollte nicht die einzige Schwierigkeit bleiben, die ich zu bewältigen hatte. Wochenlang gab es fast nichts zu tun, und nun plötzlich bereiteten mir meine Aufträge Kopfzerbrechen, weil sie sich derart häuften, dass sie mich jeden Augenblick unter sich zu begraben drohten. So viele Kleider mussten fertig werden, dass ich mit den Hühnern aufstand und kaum eine Nacht vor drei Uhr früh ins Bett kam. Ununterbrochen läutete es an der Tür, die Kundinnen gaben sich praktisch die Klinke in die Hand. Dennoch kümmerte es mich wenig, dass ich mich so erschöpft fühlte, im Grunde war ich fast dankbar dafür. So hatte ich weniger Gelegenheit, darüber nachzudenken, was zum Teufel ich bei diesem Empfang verloren hatte, der in etwas mehr als einer Woche stattfand.
    Nachdem ich mein Problem mit Rosalinda, diese Klippe, glücklich umschifft hatte, war die zweite Person, die von dieser unverhofften Einladung Wind bekam, natürlich Félix.
    » Na, du Schlawinerin, du hast vielleicht ein Glück! Da werde ich ja grün vor Neid!«
    » Du kannst gern an meiner Stelle gehen«, sagte ich, und das meinte ich ehrlich. » Auf das Fest freue ich mich ganz und gar nicht. Ich werde mir fehl am Platz vorkommen, in Begleitung eines Mannes, den ich kaum kenne, umgeben von fremden Menschen, Offizieren, Soldaten und Politikern, die dafür verantwortlich sind, dass meine Heimatstadt im Belagerungszustand ist und ich nicht nach Hause zurückkann.«
    » Red keinen Unsinn, Mädchen. Du wirst an einem prunkvollen Fest teilnehmen, das in die Geschichte dieses nordafrikanischen Fleckchens eingehen wird. Und außerdem gehst du mit einem Mann dorthin, der gar nicht mal so übel ist.«
    » Was weißt du schon? Du kennst ihn doch gar nicht.«
    » Natürlich! Wo, glaubst du, bin ich heute Nachmittag mit der

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