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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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letzter Zeit vertraue ich niemandem.«
    » Ich verstehe Sie, seien Sie unbesorgt«, erwiderte er etwas angestrengt lächelnd. » Es ist nicht die rechte Zeit für Loyalität und Vertrauen.«
    Vielsagend zuckte ich mit den Achseln.
    » Haben Sie schon gefrühstückt?«, fragte er plötzlich.
    » Ja, danke«, log ich. Weder hatte ich gefrühstückt noch Lust dazu. Das Einzige, was ich wollte, war, dass er nicht ging, ohne sein Versprechen zu halten.
    » Nun, dann könnten wir vielleicht …«
    Ein in einen Haik gehülltes Mädchen stellte sich zwischen uns und unterbrach unser Gespräch: Es war Jamila, und sie war ganz außer Atem.
    » Señora Langenheim Sie erwarten zu Hause. Sie nach Tanger fahren, um Stoffe kaufen. Brauchen Siñorita Sira sagen Meter wie viel.«
    » Sag ihr, sie soll kurz warten. Ich bin gleich bei ihr. Sie soll es sich bequem machen und die neuen Modezeitungen ansehen, die Candelaria gebracht hat.«
    Jamila sputete sich, und ich entschuldigte mich bei Logan.
    » Das ist mein Dienstmädchen. Eine Kundin erwartet mich, ich muss gehen.«
    » Wenn das so ist, will ich Sie nicht aufhalten. Machen Sie sich bitte keine Sorgen, alles läuft bereits, und früher oder später wird uns die Bestätigung erreichen. Aber Sie dürfen nicht vergessen, dass es Tage oder Wochen dauern kann, vielleicht sogar einen ganzen Monat. In so einem Fall ist nichts vorhersehbar«, meinte er und stand auf. Auch dies fiel ihm sichtlich leichter als noch ein paar Tage zuvor.
    » Ich weiß gar nicht, wie ich Ihnen danken soll«, entgegnete ich. » Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss gehen. Es wartet viel Arbeit auf mich, mir bleibt kaum eine freie Minute. In den nächsten Tagen finden verschiedene Feierlichkeiten statt, und meine Kundinnen brauchen neue Kleider.«
    » Und Sie?«
    » Ich, was?«, erkundigte ich mich verwirrt, denn ich hatte die Frage nicht verstanden.
    » Haben Sie vor, an einer dieser Abendveranstaltungen teilzunehmen? Zum Beispiel am Empfang für Serrano Suñer?«
    » Ich?«, fragte ich mit einem entgeisterten Lachen und strich mir dabei eine Haarsträhne aus dem Gesicht. » Nein, ich gehe nicht zu solchen Sachen.«
    » Wieso nicht?«
    Im ersten Moment wollte ich wieder lachen, doch dann begriff ich, dass seine Frage ernst gemeint und seine Neugier echt war. Wir standen beide schon, einer neben dem anderen, dicht beieinander. Ich konnte die Struktur seines hellen Leinenjacketts und die Streifen seiner Krawatte überdeutlich sehen. Er roch gut, nach einer richtig teuren Seife, männlich, aber sehr gepflegt. Ich hielt meine Zeitschrift in der Hand, er stützte sich auf seinen Gehstock. Ich sah ihn an und öffnete den Mund, um ihm zu antworten. Begründungen für meine Abwesenheit bei solchen Feierlichkeiten gab es schließlich in Hülle und Fülle: Niemand hatte mich eingeladen, es war einfach nicht meine Welt, ich hatte im Grunde mit diesen Leuten nichts zu tun … Schließlich jedoch entschied ich mich, nicht auf seine Frage einzugehen, sondern zuckte lediglich mit den Achseln und meinte:
    » Ich muss gehen.«
    » Warten Sie«, sagte er und fasste mich sanft am Arm. » Gehen Sie mit mir zum Empfang von Serrano Suñer, seien Sie meine Begleiterin.«
    Die Einladung traf mich unvermutet wie ein Blitz und ließ mich wie betäubt dastehen, während ich fieberhaft nach einer Entschuldigung suchte, um sie abzulehnen, aber aus meinem Mund kam nichts.
    » Sie haben doch gerade gesagt, dass Sie nicht wissen, wie Sie mir für meine Bemühungen danken sollen. Nun, das wäre eine Möglichkeit: Begleiten Sie mich auf dieses Fest. Sie können mir erklären, wer wer ist in dieser Stadt, das wäre für meine Arbeit sehr hilfreich.«
    » Ich … ich kenne hier aber kaum jemanden, denn ich lebe erst seit Kurzem hier.«
    » Außerdem wird es ein interessanter Abend, der sogar Spaß machen könnte«, beharrte er.
    Das war kompletter Unsinn und vollkommen absurd. Was hatte ich inmitten hoher Militärs und der Lokalprominenz, begüterter Einwohner und Repräsentanten ferner Länder auf einem Fest zu Ehren von Francos Schwager verloren? Der Vorschlag war ganz und gar lächerlich, ja, aber vor mir stand ein Mann, der auf eine Antwort wartete. Der Mann, der die Evakuierung der Person in die Wege geleitet hatte, die für mich auf der Welt am wichtigsten war. Ein unbekannter Ausländer, der mich gebeten hatte, ihm zu vertrauen. Durch meinen Kopf schossen die widersprüchlichsten Gedanken. Einerseits, die Einladung abzulehnen,

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