Das Echo der Traeume
Außenministers aus. Wir sprechen ihm unseren Dank für die geleisteten Dienste aus.‹ Zweiundzwanzig Wörter, wenn wir das › Don‹ vor meinem Namen weglassen, das sie vermutlich noch streichen werden, wenn nicht, dreiundzwanzig. Danach erscheint der Name des Caudillo. Und er spricht mir seinen Dank für die geleisteten Dienste aus. Das ist wirklich allerhand.«
Er trank sein Glas in einem Zug aus, und ich schenkte ihm nach.
» Ich wusste schon seit Monaten, dass sie mich im Visier hatten, aber ich habe nicht damit gerechnet, dass der Schlag so plötzlich käme. Und auf so erniedrigende Weise.«
Er zündete sich die nächste Zigarette an und fuhr dann von Rauch umnebelt fort.
» Gestern Nachmittag saß ich noch mit Franco im Pardo-Palast zusammen, wir hatten ein langes und entspanntes Gespräch, er hat mich kein einziges Mal kritisiert oder Spekulationen zu meiner eventuellen Amtsenthebung geäußert, und die Situation war wirklich angespannt in der letzten Zeit, seit ich mich öffentlich mit Botschafter Hoare habe sehen lassen. Eigentlich ging ich recht zufrieden aus der Unterredung und dachte, dass er über meine Vorstellungen nachdenkt, dass er vielleicht beschlossen hat, meiner Meinung endlich ein klein wenig Gehör zu schenken. Wie hätte ich auf den Gedanken kommen sollen, dass er nichts anderes im Sinn hatte, als das Messer zu wetzen, sobald ich zur Tür hinaus war, und es mir am nächsten Tag in den Rücken zu stoßen? Ich bat ihn um eine Audienz, um für seinen bevorstehenden Meinungsaustausch mit Hitler in Hendaye noch einige Fragen mit ihm zu besprechen, trotz der Demütigung, die es für mich bedeutete, dass ich ihn nicht dorthin begleiten sollte. Dennoch wollte ich mit ihm sprechen, ihm gewisse wichtige Informationen übermitteln, die ich von Admiral Canaris erhalten hatte, dem Chef der Abwehr, des deutschen Militärgeheimdienstes. Wissen Sie, von wem ich spreche?«
» Ich habe den Namen schon gehört, ja.«
» Der Posten, den er innehat, mag einem nicht besonders sympathisch erscheinen, aber Canaris ist ein umgänglicher, charismatischer Mensch und meine Beziehung zu ihm ausgezeichnet. Wir gehören beide zu jener sonderbaren Sorte von Militärs, die ein wenig sentimental sind, die den Uniformen, den Orden und den Kasernen nicht allzu viel abgewinnen können. Theoretisch untersteht er Hitlers Befehl, doch er unterwirft sich nicht bedingungslos dessen Zielen, sondern handelt ziemlich eigenständig. Und so hängt das Damoklesschwert auch über seinem Kopf, genau wie es monatelang über meinem schwebte.«
Er stand auf, ging einige Schritte und näherte sich einer Balkontür, deren Vorhänge zurückgezogen waren.
» Bitte treten Sie zurück«, forderte ich ihn energisch auf. » Man kann Sie von der Straße aus sehen.«
Daraufhin lief er im Salon auf und ab, während er weitersprach.
» Ich nenne ihn › mi amigo Guillermo‹, die spanische Variante seines Vornamens Wilhelm. Er spricht unsere Sprache sehr gut, denn er hat eine Zeitlang in Chile gelebt. Vor ein paar Tagen haben wir in der Casa Botín miteinander gegessen, er ist ganz begeistert von dem Spanferkelbraten, den sie dort haben. Mein Eindruck war, dass er sich mehr von Hitlers Einfluss entfernt hat denn je, sodass es mich nicht wundern würde, wenn er mit den Engländern gegen den Führer konspiriert. Wir sprachen davon, dass es nur von Vorteil ist, wenn Spanien nicht an der Seite der Achsenmächte in den Krieg eintritt, und deshalb haben wir bei diesem Essen eine Liste von Forderungen ausgearbeitet, die Franco für den Kriegseintritt Spaniens an Hitler stellen müsste. Ich bin über unsere strategische Situation bestens informiert, und Canaris kennt die Schwachpunkte der deutschen Streitkräfte, also haben wir gemeinsam eine Aufstellung von Forderungen erstellt, die Spanien als unabdingbare Voraussetzung für seine Unterstützung verlangen müsste und die Deutschland nicht einmal mittelfristig erfüllen könnte. Darunter waren etliche territoriale Ansprüche in Französisch-Marokko und die Stadt Oran bis zu gigantischen Mengen an Getreide und Waffen, die Besetzung von Gibraltar durch ausschließlich spanische Soldaten – alles, wie gesagt, vollkommen unerfüllbar. Außerdem wies mich Canaris darauf hin, dass es nicht ratsam sei, schon jetzt mit dem Wiederaufbau in Spanien zu beginnen, dass es besser sei, zerstörte Schienenwege, gesprengte Brücken und kaputte Straßen nicht zu reparieren, damit die Deutschen sehen, in welch
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