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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Hosentaschen und den Blick auf die Bodenfliesen gerichtet, ohne mich anzusehen. » Vergangene Woche haben wir erfahren, dass es eine Gruppe von spanischen Informanten gibt, die mit den Deutschen zusammenarbeiten und Listen über die Freunde der Deutschen und über die Freunde der Alliierten in Madrid anlegen. Sie vermerken darin Daten über all jene Spanier, die aufgrund ihrer Beziehung zu der einen oder anderen Seite auffallen. Und sie halten auch Angaben zu der Intensität der Beziehung fest.«
    » Und Sie vermuten, dass ich auf einer dieser Listen stehe …«
    » Wir vermuten es nicht, wir wissen es mit absoluter Sicherheit«, entgegnete er und fixierte mich mit seinem Blick. » Wir haben Mitarbeiter bei ihnen eingeschleust und von ihnen erfahren, dass Sie auf der Liste der deutschfreundlichen Spanier stehen. Im Moment über jeden Verdacht erhaben, wie zu erwarten war: Sie haben zahlreiche Kundinnen, die mit hohen Nazis in Verbindung stehen, Sie empfangen sie in Ihrem Atelier, nähen schöne Kleider für sie, und die Damen ihrerseits bezahlen Sie nicht nur für Ihre Arbeit, sondern sie vertrauen Ihnen. Sie vertrauen Ihnen so sehr, dass sie bei Ihnen von vielen Dingen ganz offen sprechen, über die sie gar nicht reden sollten und die Sie pünktlich an uns weitergeben.«
    » Und was hat Alvarado mit alledem zu tun?«
    » Er taucht auch auf diesen Listen auf, allerdings auf der anderen Seite, als Freund der Briten. Und wir haben erfahren, dass es eine Anweisung der Deutschen gibt, gegenüber Spaniern aus gewissen Bereichen mit Verbindung zu uns äußerst wachsam zu sein: Bankiers, Unternehmern, selbständigen Freiberuflern … Qualifizierten und einflussreichen Bürgern, die bereit sind, unsere Sache zu unterstützen.«
    » Sie wissen vermutlich, dass er inzwischen im Ruhestand ist. Er hat sein Unternehmen nach dem Krieg nicht wiedereröffnet«, bemerkte ich.
    » Das spielt keine Rolle. Er unterhält ausgezeichnete Beziehungen zu Angehörigen der britischen Botschaft und der britischen Kolonie in Madrid und lässt sich häufig mit ihnen sehen. Manchmal sogar mit mir, wie Sie gestern feststellen konnten. Er kennt sich hervorragend mit der verarbeitenden Industrie in Spanien aus und berät uns ganz uneigennützig in entsprechenden Fragen. Aber im Unterschied zu Ihnen ist er kein verdeckter Mitarbeiter, sondern nur ein guter Freund des englischen Volkes und hält mit seiner Sympathie für unser Land auch nicht hinter dem Berg. Daher erregt der Umstand, dass Sie sich häufiger mit ihm sehen lassen, allmählich Verdacht, da Sie beide nun auf unterschiedlichen Listen erscheinen. Es kursieren diesbezüglich sogar schon Gerüchte.«
    » Bezüglich was?«, fragte ich ein wenig aufsässig.
    » Bezüglich der Frage, was zum Teufel eine Person macht, die in so engem Kontakt mit den Gattinnen der hohen Nazi-Chargen steht und sich in der Öffentlichkeit mit einem loyalen Freund der Briten sehen lässt«, antwortete er und hieb mit der Faust auf den Tisch. Dann mäßigte er sich jedoch im Ton und bedauerte seine Reaktion sofort. » Entschuldigen Sie, bitte. Wir sind in letzter Zeit alle sehr nervös. Wir wissen natürlich, dass Sie über die Situation nicht informiert waren und das Risiko daher nicht erkennen konnten. Aber glauben Sie mir: Die Deutschen planen eine wirklich große Kampagne gegen die britische Propaganda in Spanien. Ihr Vaterland ist für Europa nach wie vor von entscheidender Bedeutung, es kann jeden Tag in den Krieg eintreten. In der Tat unterstützt das Regime die Achsenmächte weiterhin ganz unverhüllt: Sie dürfen die spanischen Häfen nutzen, wie es ihnen passt, die Bergwerke ausbeuten und sogar republikanische Gefangene zu Arbeiten an Militäranlagen heranziehen, die einen möglichen deutschen Angriff auf Gibraltar erleichtern.«
    Er schwieg eine Weile, während er konzentriert seine Zigarette ausdrückte, und fuhr dann fort:
    » Wir sind eindeutig im Nachteil und wollen die Situation auf keinen Fall noch verschlechtern«, sagte er langsam. » Die Gestapo ist seit einigen Monaten sehr aktiv, und ihre Arbeit hat schon Früchte getragen: Ihre Freundin, Señora Fox, zum Beispiel musste Spanien wegen ihnen verlassen. Und es gab leider noch weitere derartige Fälle wie den früheren Arzt der Botschaft, der zudem ein enger Freund von mir ist. Und ab jetzt wird die Situation noch schlimmer werden, noch gefährlicher.«
    Ich erwiderte nichts darauf, sondern beobachtete ihn nur schweigend und hoffte, dass er mit

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