Das Echo der Vergangenheit
ist Chaz?«
»Liefert Blumen aus.«
»Ich dachte, er arbeitet in einem Restaurant.«
»Er hat drei Jobs, um seinem Vater in Kingston für dessen Kirche Geld zu schicken.«
Matt stöhnte. Würde jeder in diesem Haus fromme Sprüche klopfen? Von Rico hatte er das nicht erwartet. »Die Polizei sucht Eric.«
»Weswegen?«
»Körperverletzung.«
»Wen hat er angegriffen?« Rico ließ sich aufs Sofa fallen.
»Seine Mutter. Sie hat Carly bei sich versteckt.«
Ricos Miene verdüsterte sich. »Wenn er weiß, dass Sofie hier ist, wird er herkommen.«
»Du meinst, wenn er weiß, dass Carly hier ist?«
»Ja, klar. Aber er war schon mal hier und hat Sofie gesucht.«
»Wann war das?«
Rico legte ein Bein auf den Couchtisch und das andere darüber. »Mehrmals, hat im Auto gesessen.«
»Hatte er eine Kamera?«
Rico zuckte mit den Schultern.
»Hat ihn sonst noch jemand gesehen?«
»Alle müssten ihn gesehen haben.«
»Glaubst du, er hat mit jemandem gesprochen?«
»Vor ein paar Wochen hat er Fragen gestellt. Aber sie war weg.«
»Habt ihr ihm erzählt, wo sie war?«
»Keine Chance.« Rico schüttelte den Kopf. »Alle wissen, was früher war.«
»Und sie würden ihr Geheimnis für sich behalten? Das ganze Viertel?«
»In diesem Teil schon. Jeder, der sie kennt.«
Matt dachte darüber nach. »Wenn wir es herumerzählen, würden die Leute dann ein Auge offen halten?«
»Beide Augen. Aber es sind überwiegend alte Leute wie Dom und Vinnie.«
»Noch besser. Dann schöpft er keinen Verdacht.«
»Sie sollen anrufen, wenn sie ihn sehen?«
Matt holte ein halbes Dutzend Visitenkarten aus einem Portemonnaie. »Gib ihnen meine Nummer. Früher oder später wird er darauf kommen, dass Sofie Carly hat. Ich glaube nicht, dass es viele andere Leute gibt, an die sich das Mädchen hätte wenden können.« Er hatte sie auf die gleiche Weise isoliert, wie er Sofie von den Menschen abgeschnitten hatte, die vielleicht Verdacht geschöpft hätten, dass etwas nicht stimmte. »Ich weiß nicht, wie lange er der Polizei noch ausweichen kann.«
»Das ist nicht schwer, Mann. Nicht in dieser Gegend.« Rico sah aus, als wüsste er das.
Egal. Matt brauchte seine Hilfe. Wie viel Personal würde die Polizei realistischerweise für Carly einsetzen? Im besten Fall würden sie Eric schnappen, bevor er Sofie auf die Spur gekommen war, aber darauf konnte er sich nicht verlassen.
Er hatte erlebt, wie Kinder vor der Nase von Aufsichtspersonen weggeschnappt worden waren oder verprügelt wurden, obwohl gleich nebenan die Nachbarn waren. Matt biss die Zähne zusammen. Eine Ausbildung bei der Polizei oder der Armee hatte er nie mitgemacht, aber dank seinem Vater konnte er kämpfen.
»Sagst du es den anderen im Viertel?« Es war wirkungsvoller, wenn es von jemandem kam, den sie kannten und dem sie trauten. Rico sah nicht aus wie jemand, dem die Leute vertrauten, aber er vermutete, an einem Ort wie diesem, wo die einzelnen Sippen zusammenhielten, war er akzeptiert, sonst wäre er nicht mehr hier.
Rico fächerte die Visitenkarten auf wie eine Hand beim Kartenspiel. »Ich gebe deine Nummer weiter.«
»Und sie sollen auch die Polizei anrufen, aber ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis … was?«
»Sie werden die Bullen nicht anrufen.« Rico beugte sich vor. »Wir passen hier selbst auf uns auf.«
Matt zeigte mit dem Daumen über seine Schulter. »Ich gehe besser wieder.« Obwohl er bezweifelte, dass er vermisst wurde. Als sie Carly vorgelesen hatte, war Sofie so glücklich gewesen, wie er sie noch nie gesehen hatte. Er versuchte sich vorzustellen, wie es war, ein Kind zu verlieren und es dann sechs Jahre später wiederzusehen.
Dann versuchte er sich auszumalen, was als Nächstes geschehen würde. Sofie hatte keinerlei Anspruch auf Carly. Ohne irgendwelche Vorstrafen würde Eric wahrscheinlich nicht ins Gefängnis müssen, es sei denn, die Großmutter starb. Durcheinander und auf der verzweifelten Suche nach seinem Kind hatte er überreagiert. Sie beide hatten überreagiert. Das würden die Geschworenen ihm abkaufen.
Wenn seine Mutter gesund wurde und irgendetwas von dem Rest doch an Eric hängen blieb, war sie die nächste Person, die für Carly zuständig war. Wenn sie nicht konnte oder wollte, könnte man Sofie zur Erziehungsberechtigten ernennen, vermutete er. Eric würde nicht kampflos aufgeben, auch wenn er vielleicht Carly als Köder benutzt hatte, um Sofie zurückzugewinnen. Er musste erfahren haben, dass sie seiner Überwachung
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