Das Echo der Vergangenheit
sagte sie zu Matt.
Er nickte. Die Männer saßen wegen des Transports von gestohlenen Waren in polizeilichem Gewahrsam, aber wenn sich herausstellte, dass Maria gegen ihren Willen festgehalten oder zu irgendetwas gezwungen worden war, dann würde die Anklage deutlich schärfer ausfallen.
Sie wandte sich wieder an den Kriminalbeamten. »Wie schätzt der Arzt ihr Alter ein?«
»Sie ist sechzehn. Hat gesagt, ihr Onkel sollte ihr einen Platz in einer amerikanischen Highschool beschaffen.«
»Wohnt er hier?«
»Ich weiß nicht. Sie hat sonst nichts gesagt, wollte nicht einmal ihren Nachnamen nennen.«
Cassinia ballte die Fäuste. »Der Onkel wurde auch festgenommen?«
»Schwer zu sagen, wer mit wem verwandt ist. Es kann auch sein, dass er sie an diese Gruppe weitergereicht hat. Gibt es jemanden, der sie dazu bringen könnte, mit uns zu reden, sobald sie wieder dazu in der Lage ist?«
Matt dachte darüber nach. »Zu dem Mann, der vorübergehend das Sorgerecht für das Baby hat, hat sie Vertrauen. Ich kann ihm sagen, was Sie brauchen.« Und ihn auf das vorbereiten, was als Nächstes passieren könnte. Mutter und Kind sollten zusammengeführt werden. Aber wenn sie den Säugling im Stich gelassen hatte, konnte es sein, dass sie sich selbst eingeredet hatte, er sei tot.
* * *
Als Sofie den Wagen von Matt Hammond vor der Villa sah, wickelte sie das Baby in die dünne grüne Decke. Musste er wirklich alle zwei Tage nach dem Kind sehen? Die Beinchen des Kleinen waren speckig, seine Haare gewaschen, die Windel trocken und satt war er auch. Was erwartete Matt denn noch? Dass sie ihm Kinderlieder vorsang?
Sie seufzte. Die emotional geladenen, schlaflosen Nächte forderten ihren Tribut, aber das war keine Entschuldigung dafür, dass sie ihre eigenen Gewissensbisse auf Matt projizierte. Er hatte keinerlei Zweifel an ihrer Fähigkeit geäußert, für den Säugling zu sorgen, warum also hatte sie das Bedürfnis, sich ihm gegenüber zu beweisen?
Star, in ein dünnes Sommerkleid gehüllt, war vor ihr an der Tür. Matt stand da in Baumwollhose und einem terracottafarbenen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln. Bei seinen langen Armen war es für ihn bestimmt schwierig, die richtige Ärmellänge zu finden. Trotzdem sah er ordentlich und professionell aus.
Er wirkte ernst. »Hallo, Star. Ist Lance da?«
»Nee. Er und Rese hatten einen Termin.«
Sofie gesellte sich zu ihnen und sah Matts besorgten Blick. »Gibt es ein Problem?«
»Wir haben Maria gefunden.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »Geht es ihr gut?«
»Sie ist im Krankenhaus.«
»Was ist passiert?« Sie drückte das Baby an die Brust. Seit wann fühlte sich das so gut an?
»Das ist nicht klar. Wir hatten gehofft, Ihr Bruder könnte mit ihr reden.«
»Im Krankenhaus spricht niemand Spanisch?«
»Es ist kein Übersetzungsproblem. Es ist eine Frage des Vertrauens.«
»Oh.«
»Sie ist nicht ...«
Ihr Handy klingelte. Sie rückte das Baby auf ihrem Arm zurecht. »Würden Sie mal kurz …?«
»Klar.«
Sie reichte ihm den Säugling und zog das Handy aus ihrer Hosentasche. »Hallo?«
Schweigen. Sie blickte auf das Display. Wieder eine unterdrückte Nummer. »Wer ist da?«
Sie hörte ein Atmen, es klang klein und flach. Ihr Puls beschleunigte. »Wer ist denn da?«
»Äh.«
Das Herz schlug ihr bis zum Halse. Es hatte so geklungen … »Hallo? Bist du da?«
Die Verbindung wurde unterbrochen. Sie drückte die Rückruftaste, aber der Anruf lief ins Leere. Keine Ansage, wem das Telefon gehörte, und auch keine Möglichkeit, eine Nachricht zu hinterlassen. Sie blickte auf und sah, dass Matt sie beobachtete. Sie atmete aus. »Falsch verbunden.«
»Bekommen Sie solche Anrufe öfter?«
Ihre Finger zitterten, als sie das Handy wieder einsteckte. »In letzter Zeit. Ist sicher Zufall.«
»Dinge, die man für Zufälle hält, haben oft ein Muster. Und einen Zweck.« Er legte den Kopf schief. »Hat jemand Sie bedroht?«
»Der Anrufer schweigt.« Aber die Not in diesem Schweigen konnte sie beinahe mit Händen greifen. »Keine große Sache.«
»Aber die Anrufe bringen Sie aus der Fassung.«
Diesmal stimmte das. Die zittrige kleine Stimme, die »Äh« gemurmelt hatte. Sie hatte beinahe geglaubt …
»Kennen Sie die Nummer?«
»Sie wurde unterdrückt.«
»Gibt es jemanden, den Sie zurückgewiesen, abgewiesen oder verärgert haben?«
»Nein.« Denn der Einzige, auf den dies zutraf, war gegangen und hatte sich nicht einmal mehr umgedreht. »Was ist jetzt mit Maria
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