Das Echo der Vergangenheit
w…eiß, wer er ist. Was will er denn hier?«
Star stieß ein kehliges Lachen aus. »Was sie alle wollen, Großmutter, tief in ihrem Wolfspelz.« Sie breitete die Arme aus. »‚Liebe ist ein Kobold. Liebe ist ein Teufel. Es gibt keinen böseren Engel als die Liebe.‘«
Sofie sagte: »Sie haben Maria gefunden, Nonna. Matt ist gekommen, um Lance darüber zu informieren.«
Geschickt. Meisterlich glatt.
»Und was ist mit unserem Baby?« Antonias Augen verengten sich.
»Es ist noch nichts entschieden«, erklärte er ihr. »Erst einmal bleibt der Kleine hier, wenn das für Sie in Ordnung ist.«
Antonia machte ein Geräusch, das sich über seine Dummheit lustig machte. »Was sollte es denn sonst sein?«
»Gut.« Er stellte seinen Becher auf den Tisch und erhob sich. »Ich werde Sie über Marias Zustand auf dem Laufenden halten. Können Sie Lance bitte sagen, er soll mich anrufen, wenn er zurückkommt?«
»Er ist gerade mit seiner zukünftigen Braut fort.« Star sammelte seinen Becher ein.
»Sie sind verlobt?« Er blickte von Star zu Sofie. Ein Prophet, der heiraten will? Und dann kleine Propheten bekommt?
Star sagte: »‚Lieb’ ist ein Rauch, den Seufzerdämpf’ erzeugten.‘ Und hier ist sie ziemlich ansteckend, Kumpel.«
»Dann richten Sie den beiden meine Glückwünsche aus.«
Sofie legte den Säugling ihrer Großmutter in die Arme. »Das können Sie selbst tun, wenn Sie ihn sehen.« Sie brachte ihn zur Tür.
»War es eine Überraschung?«
»Ja und nein.«
Er zögerte, dann drehte er sich um. »Passt das zu seiner Religion? Ich weiß nicht, wie ein extremer Glaube funktioniert, aber ...«
»Er verursacht jedenfalls nicht Impotenz.« Sofie lehnte sich gegen den Türrahmen und genoss seine Verlegenheit.
»Das meinte ich nicht …« Aber vielleicht hatte er es doch so gemeint. Heilige Männer begaben sich doch alleine in die Wüste, trugen Felle und aßen Insekten.
Matt kramte seine Schlüssel hervor. »Danke für den Kaffee und die Unterhaltung. Sie war … interessant.«
»Star ist nicht gerade zurückhaltend.«
Er lachte. »Das habe ich gemerkt. Aber Sie sind es auch nicht.«
»Weil ich die Frage beantwortet habe, die Sie stellen wollten?«
»Das auch. Und …« Und was? Was wusste er eigentlich von ihr? »Sie wirken eben ziemlich offen, das ist alles.«
»Ich darf keine Geheimnisse haben.« Der Anflug eines Lächelns auf ihren Lippen war jedoch sehr geheimnisvoll.
Er wollte zu gern mehr über sie erfahren. Aber er musste zurück ins Büro. »Sie sagen Lance, dass er mich anrufen soll?«
»Mache ich.« Sie blieb in der Tür stehen, während er zu seinem Wagen ging, und hob eine Hand zum Gruß, als er sich umsah. Was machte es schon, dass alle in diesem Haus ein bisschen merkwürdig waren. Damit konnte er umgehen. Den ganzen Weg zurück zum Büro lächelte er vor sich hin.
Kapitel 10
Eilig fuhr Lance ins Krankenhaus. Er war mit Rese bis zum Abend in Napa geblieben, nachdem sie den Händler engagiert hatten, der ihren Wein versteigern sollte. Er hatte sich auf den Tag mit ihr gefreut und bereute diese gemeinsame Zeit nicht, auch nicht, als er von Maria gehört hatte. Über die langsame Fahrt des Aufzuges, der hängen blieb, dann ruckartig weiterfuhr und ihn schließlich ausspuckte, ärgerte er sich allerdings schon. Dann eilte er den Gang entlang zur Wöchnerinnenstation.
Am Empfang der Station stand ein Polizeibeamter, einen Ellbogen auf die Theke gestützt. Aber als Lance näher kam, richtete er sich auf. Der Handschlag von Officer Sheldon war fester als nötig. Die beiden Männer waren ungefähr gleich groß, aber der Polizist wollte größer erscheinen. Er hatte sein Haar mit Gel hochgekämmt und führte sich auf wie eine Bulldogge. Vielleicht war er in Wirklichkeit ein netter Kerl, aber es wunderte Lance nicht, dass Maria ihm seine Fragen nicht beantwortet hatte. Er wirkte wie jemand, der sie mit Maschinenpistole in der Hand aus dem Land vertreiben würde.
»Ist sie wach?«
Der Beamte zuckte mit den Schultern. »Immer mal wieder.« Er setzte sich in Bewegung.
»Warum bewachen Sie ihr Zimmer?«
»Tu ich nicht. Ich wollte nur kurz am Ende meiner Schicht nach ihr sehen.«
Lance revidierte seine Meinung über den Mann. »Wie geht es ihr?«
»Sie sagt kein Wort.« Sie kamen zu ihrem Zimmer, wo ein Schild an der Tür die Besucher darauf hinwies, dass die Patientin einen Verlust erlebt hatte. »Matt Hammond vom Jugendamt dachte, Sie können sie vielleicht dazu bringen, dass sie
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