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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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gelassen?«
    Sie wirkte klein und hilflos in ihrem Bett und ihr Blick wanderte zu ihren Händen.
    »Alle hier wollen dir helfen, aber wir müssen über die Männer Bescheid wissen, bei denen du warst, bevor du zu uns gekommen bist.«
    »Niemand kann mir helfen. Nur ich selbst.«
    Matt zog die Augenbrauen hoch. Sieh mal an .
    Cassinia trat an das Bett. »Sprichst du Englisch, Maria?«
    Das Mädchen blickte mit einem leicht trotzigen Ausdruck zu ihr auf und antwortete in akzentfreiem Englisch: »Ich will mein Baby sehen. Ich will Diego bei mir haben.«
    Lance wirkte ebenso überrascht wie alle anderen – und eindeutig belustigt. Andererseits hatte sie eine Woche bei ihnen gewohnt, ohne ihr Geheimnis preiszugeben.
    Cassinias Miene machte deutlich, was sie von Marias Forderung hielt. Sie hatte auf der Fahrt ins Krankenhaus klargestellt, dass Maria nicht für die Folgen der Verbrechen, die an ihr begangen wurden, bezahlen sollte. Maria konnte sie das nicht sagen, aber ihm gegenüber hatte sie kein Blatt vor den Mund genommen. Sie verschränkte die Arme. »Ich muss in einer halben Stunde bei Gericht sein, also kann ich das Ganze nicht überwachen.«
    Matts Blick wanderte von ihr zu Maria und dann zu Lance. »Ich aber.«

    * * *

    Lance’ Anruf war keine Überraschung gewesen. Sofie hatte die Babytasche bereits gepackt und mit der Bitte schon eine ganze Stunde früher gerechnet. Mit dem Finger fuhr sie über Diegos Gesicht, als sie ihn in dem Maxi-Cosi auf dem Rücksitz ihres Kleinwagens festschnallte. Lance hatte gesagt, es sei nur ein Besuch und Maria könne den Kleinen vielleicht noch nicht einmal halten. Aber es war ein Anfang, das wusste sie. Wenn Maria ihren Sohn erst wieder im Arm hielt, wie konnte sie ihn dann jemals wieder loslassen?
    Sofie folgte der Wegbeschreibung, die Lance ihr gegeben hatte, und kam beim Krankenhaus an. Diego an sich gedrückt ging sie zu dem Zimmer, in dem Mutter und Sohn wieder miteinander vereint werden würden. Ihr Herz war schwer, nicht vor Neid, sondern vor Mitgefühl, das so tief war, dass es wehtat. Sie wollte verbinden, was getrennt war, wollte den Riss heilen.
    Eigentlich erwartete sie Lance, aber es war Matt, der ihr auf dem Flur entgegenkam. Auf seinen Wangen erschienen Grübchen, als sein Lächeln sie wärmte. Sein »Hi« schien so viel mehr zu bedeuten. Ihr Puls flatterte. »Hi.«
    Er streckte die Hand aus und umfasste den Kopf des Säuglings. »Du hast jetzt einen Namen, was? Nicht mehr Baby Namenlos.« Er schien sich ehrlich für das Kind zu freuen, das gar nicht wusste, was ihm gefehlt hatte. Ein großer Mann mit einem großen Herzen. Selbst kleine Dinge freuten ihn und das hatte auf Sofie eine Wirkung, die sie nicht erwartet hatte.
    »Maria schläft«, erklärte er ihr. »Sie hat versucht, wach zu bleiben, aber die Schmerzmittel haben sie vor ein paar Minuten dann doch besiegt.«
    »Oh.« Sie strich dem Baby über den Rücken, hin und her gerissen zwischen der Freude über einige zusätzliche Minuten mit dem Kind und der Befriedigung, es Maria zurückgeben zu können. »Wie geht es ihr?«
    »Sie hält sich gut. Tapferes Mädchen.«
    »Braucht ihr Diego noch?«
    Er blickte in Richtung Zimmer. »Lance hat ihr versprochen, dass er da sein würde, wenn sie aufwacht.«
    Sofie verlagerte das Gewicht des Säuglings. »Also …«
    »Also gehen Sie und bringen Sie ihn rein.«
    Sie ging zu Lance, der an Marias Bett saß, und reichte ihm den Kleinen, ohne dessen Schlaf oder den der Mutter zu stören. Fast das halbe Leben dieses Jungen hatte sie für ihn gesorgt, hatte ihn in den leeren Platz in ihrem Herzen gelassen. Aber wie Nonna gesagt hatte: » Non c’è rosa senza spine .« Keine Rose ohne Dornen.
    »Alles in Ordnung?« Lance betrachtete sie prüfend.
    »Ja.« Diesmal hatte sie eine gesunde Distanz gewahrt. »Ruf mich, wenn ich ihn abholen soll.« Sie warf ihm einen scharfen Blick zu. »Und bring ihn ja nicht mit der Harley nach Hause.«
    »Meinst du?« Er grinste. »Matt kann ihn bringen, wenn du wegmusst.«
    »Das wäre vielleicht das Beste.« Sie küsste den Kopf des Babys und zog sich zurück. »Brauchst du irgendetwas? Eine Zeitschrift?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich arbeite an einem Lied.«
    Er hatte kein Papier dabei, keinen Stift, kein Instrument. Aber sie bezweifelte nicht, dass in seinem Kopf Melodie, Harmonien und Text Gestalt annahmen. Bei ihm entstand Musik aus dem Leben.
    »Ist gut.« Sie lächelte. »Wir sehen uns zu Hause.« Ihr Blick ruhte noch einen Moment

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