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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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lang auf dem schlafenden Kind, dann ging sie auf den Gang zurück, wo Matt wartete. »Lance dachte daran, ob Sie Diego vielleicht nachher zurückbringen können.«
    Er sah auf seine Uhr. »In zwei Stunden habe ich eine Besprechung und heute Abend ist auch was.«
    »Ist schon gut. Dann komme ich wieder.«
    »Oder Sie könnten hierbleiben. Am Ende des Flures gibt es Kaffee und ein paar Stühle.«
    Sie sah in die Richtung, in die er zeigte. Sie hatte nichts Dringendes zu tun. Ihre Dissertation war plötzlich unwichtig und der Weg, den sie seit fünf Jahren verfolgte, nicht mehr der richtige.
    »Lance piepst mich an, wenn Maria aufwacht. Ich wollte ein paar Telefonate erledigen, aber lieber unterhalte ich mich mit Ihnen.«
    Wieder spürte sie die Schwingungen zwischen ihnen. Ohne ein Kind in Not ließ seine Wachsamkeit nach, aber er hatte etwas Solides und Sicheres an sich, das ganz anders war als Erics Zweideutigkeit; Matts warmer, maßvoller Blick war nicht wie das erste, plötzliche Aufleuchten in Erics Augen vor dem Theater, in dem sie aufgetreten war; beide hatten ein zweites Mal hingesehen und es hatte sofort geknistert.
    »Also …« Matt hob die Hände. »Könnten Sie sich einen miserablen Kaffee oder ein Brötchen aus der Cafeteria antun?«
    Sie lächelte. »Na gut. Kaffee.«
    Sie gingen den Flur hinunter und näherten sich dem Wagen, auf dem zwei Edelstahlkannen und ein kleiner Stapel Styroporbecher standen. In der Ecke neben dem Fenster waren gepolsterte Stühle.
    Matt schenkte zwei Becher ein. »Milchpulver? Zucker?«
    »Beides.« Sie sah aus dem Fenster. Es war Matts Beruf, sich ein Bild von anderen Menschen zu machen. Was sah er wohl in ihr?
    »Möchten Sie sich setzen?«, fragte er sie, während er ihr den Becher reichte.
    Sie nahm den Stuhl direkt neben dem Fenster. Er zog den anderen herum, sodass sie sich gegenübersaßen. »Geht es Ihnen gut? Ich weiß, dass ein Großteil der Säuglingspflege an Ihnen hängen geblieben ist.«
    »Eigentlich nicht. Nur nachts.«
    »Nächte mit einem weinenden Baby können eine Ewigkeit dauern.«
    Ihr Herz zog sich zusammen »Woher wissen Sie das?«
    Er zögerte, dann sagte er: »Mein Bruder. Akute Angstzustände.«
    Sie nippte an ihrem Kaffee und zog eine Grimasse, bevor sie den Becher auf die Fensterbank stellte.
    »Soll ich einen bei Starbucks bestellen?«
    Sie lachte. »Ist schon in Ordnung.« Sie faltete die Hände und sah, dass sein Blick zu ihren Handgelenken wanderte.
    Sie drehte sie um und sah die Narben an. »Es ist keine sehr originelle Geschichte.«
    Er sah sie an, ohne sie zu drängen, aber er hatte es verdient, die Wahrheit zu erfahren, wenn er daran glaubte, dass sie sich näherkommen konnten.
    »Ich hatte mich in einen Mann und sein Baby verliebt. Wir waren vier Jahre zusammen, bevor er mich verließ.«
    »Wer war er?«
    »Er hieß Eric.« Sie schluckte. »Seine Tochter Carly war sechs Monate alt, als wir uns kennenlernten, und viereinhalb, als er sie mir wegnahm und sich mit ihr aus dem Staub machte.«
    »Wie alt ist sie jetzt?«
    »Zehn. Im März wird sie elf.« Sie blickte zum Fenster hinaus und ihre Seele war so trostlos wie der graue Schotter, der draußen zu sehen war. »Ich würde ihr gerne etwas schicken, aber ich weiß nicht, wo sie ist. Er drohte mir an, ich würde sie nie wiedersehen, und das habe ich auch nicht.«
    »Was haben Sie denn getan, was so schlimm war?«
    Sie schluckte den Kloß in ihrer Kehle hinunter. »Ich kam zwischen die beiden.«
    »Sie waren nicht verheiratet?«
    »Nein. Ich nahm eine Stellung als Carlys Kindermädchen an und wohnte mit im Haus.« Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich war erst zwanzig und glaubte, es gäbe nur Gutes in der Welt – in meiner Welt. Eric war … golden. Carly wie ein Engel. Einmal habe ich sogar nachgesehen, ob sie vielleicht Flügel hat.« Sie lächelte. Eric hatte damals gelacht und sie gefragt, ob sie welche gefunden habe. »Sie wachsen vielleicht erst später«, hatte sie ihm erklärt und er hatte es nicht bezweifelt. Sie wussten beide, dass Carly etwas Besonderes war.
    »Und dann wurde daraus mehr als eine Anstellung?«
    Sie nickte. Im ersten Jahr hatten sie eine lockere, aber klar definierte berufliche Distanz gewahrt. Später war ihr bewusst geworden, dass er sie nicht nur angeleitet, sondern auch eingehend studiert hatte, und als er das anwendete, was er über ihre Neigungen und Hoffnungen erkannt hatte, fiel sie so tief, wie man nur fallen konnte.
    »Was war mit Carlys

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