Das Echo der Vergangenheit
Quillan vor sich sah, den Großvater, den sie so vergöttert hatte. Die Stärken und Begabungen, die er an sich selbst am meisten schätzte, stammten von Quillan Shepard. Weder Vittorio noch Nonno Marco, den er geliebt hatte, und auch nicht Pop oder Tony hatten eine so tiefe Wirkung hinterlassen wie der Dichter, den er nur aus Nonnas Erzählungen und einem Buch mit Gedichten kannte. Den Teil von ihm, der sang, der ohne Zurückhaltung betete – seine besten Anteile –, verdankte er dem Mann, der trotz vernichtender Widrigkeiten gesiegt hatte.
Kapitel 19
Als Rese ein paar Stunden später vorfuhr, kam Lance zu ihrem Lieferwagen hinaus. »Kommst du kurz mit in den Keller?«
»Kommt nicht infrage.« Sie verschränkte die Arme.
»Komm schon. Es ist ein klasse Ort zum Knutschen.«
Sie warf ihm einen tödlichen Blick zu. »Abgesehen von der Nacht, in der Mom versucht hat mich zu töten, hatte ich noch nie so viel Angst wie in dem blöden Keller. Ich gehe nicht da hinunter.«
Er nahm ihre Arme und zog sie hinter sich her. »Ich bin doch bei dir.«
»Was willst du denn da unten? Der Wein ist weg und das Geld auch und es gibt auch niemanden mehr dort, den du begraben müsstest.«
»Sofie möchte ein Tanzstudio daraus machen.«
Rese stand wie vom Donner gerührt da. »Sie will in einem Grab tanzen?«
»Es ist kein Grab, Rese.« Er hätte ihr diesen Gedanken nicht einreden sollen, obwohl er es eine ganze Zeit lang getan hatte. »Menschen sterben an allen möglichen Orten. Das heißt doch nicht, dass man sie nie wieder nutzen kann. Ist ein Studio machbar?«
»Alles ist machbar.«
»Das heißt, du könntest es dir ansehen, überschlagen, was es kosten würde, die Materialien berechnen und eine Entscheidung treffen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Walter ist da unten.«
Er war sich ziemlich sicher, dass sie nicht wirklich glaubte, der unsichtbare Freund ihrer Mutter sei im Keller, aber sie sagte: »Ich habe ihn gespürt. Wenn Chaz nicht gekommen wäre ...«
»Es gibt keinen Walter, Liebling. Versprochen.«
Sie machte den Mund auf und machte ihn dann wieder zu. »Hast du mich gerade Liebling genannt?«
Er zog sie an sich. »Rese.«
»Das letzte Mal, als du Liebling zu mir gesagt hast, hast du mit mir Schluss gemacht.«
»Ich habe nie mit dir Schluss gemacht.«
»Ha.«
Zärtlich legte er den Arm um sie. »Damals hatte ich etwas zu erledigen.« Er küsste sie, um ihr zu zeigen, was er diesmal zu erledigen hatte. »Ich wollte nicht, dass du in etwas hineingezogen wirst, das dir schaden könnte.«
»Und jetzt willst du mit mir in den Keller gehen.«
»Ich verspreche dir, dass nichts passiert.« Dabei verschränkte er seine Finger mit ihren. »Wir sehen uns um, überlegen, was getan werden muss …«
»Der Keller muss zugemacht werden.«
»Da unten gibt es tolles Handwerk.« Er schob sie in Richtung Tür. »Das wird dir gefallen.«
»Mir würde es gefallen, wenn du damit aufhörst.«
»Du hast doch gar keine Angst davor, Rese. Dazu bist du viel zu mutig. Was ist, wenn Brad es erfährt?«
»Er weiß es. Er hat für mich das Geld heraufgeholt, mit dem wir unsere Firma finanziert haben.«
Die Silberzertifikate waren dort von einem von Nonnas Vorfahren versteckt worden, aber sie und Brad hatten sie verwendet. »Siehst du, wenn Brad es kann, kannst du es auch.«
»Das ist nicht fair.«
Aber inzwischen waren sie schon bis ins Kutscherhaus gekommen und er öffnete die Luke.
»Lance …«
»Wenn Walter da unten ist, dann schmeißen wir ihn raus, ein für alle Mal. Aber es gibt ihn nur in den Gedanken deiner Mutter. Das weißt du auch.«
»Aber er war auch in meinen ziemlich fest verankert.«
»Damals warst du ein Kind, das leicht zu beeinflussen war.«
»Ich war erwachsen, allein im Dunkeln mit ...«
Er küsste sie. »Dir wird nichts passieren.« Mit der einen Hand griff er nach der Stablampe, mit der anderen führte er sie die Treppe hinunter.
»Warum lasse ich dir das durchgehen? Warum lasse ich mich von dir immer zu Dingen überreden, die ich eigentlich nicht tun will?«
»Zum Beispiel mich einstellen?«
»Genau.«
»Und mich küssen?«
»Na ja …«
»Komm schon, beim ersten Mal warst du total wütend.« Inzwischen waren sie am Fuß der Treppe angekommen.
»Weil du für mich gearbeitet hast und meine Autorität nicht respektieren wolltest.«
»Ich habe dich immer respektiert, Rese.«
Sie schnaubte verächtlich.
»Doch, wirklich.« Inzwischen hatten sie das Tor erreicht.
»Lance …«
Er stieß
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