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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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er noch einen Wein. Er ging in den Gang, in dem er die entsprechende Auswahl fand – Weine aus Sonoma, aus der Region oder aus anderen Ländern importiert.
    Jeder von ihnen würde eine Flasche mitbringen und mancher nahm die Sache viel zu ernst. Jen zum Beispiel war ein Weinsnob der willkürlichsten Sorte. Sie mochte nur, was ihr gefiel, aber ihre Vorlieben in Sachen Wein wechselten schneller als ihre Launen.
    Mit dem Einkaufskorb in der Hand näherte er sich der Weinabteilung und blieb stehen. In den vergangenen Wochen war es ihm gelungen, die Enttäuschung und die Selbstvorwürfe zu verdrängen, aber sie hier zu sehen, brachte beides mit Macht zurück. »Sofie.«
    Überrascht blickte sie von den beiden Sektflaschen auf, die sie gerade miteinander verglich. Er konnte ihr auf Anhieb sagen, dass sie ihr Geld besser nicht auf die eine Sorte verschwendeten sollte, aber ihr hier so plötzlich gegenüberzustehen, zog ihm die Kehle zusammen.
    »Hallo Matt. Wie geht es dir?«
    »Ich … mir geht es gut. Und dir? Du siehst gut aus.« Wundervoll, sinnlich, begehrenswert. Und so beklemmend stark und zerbrechlich. »Geht es dir gut?«
    »Ja, danke.«
    Er nickte in Richtung Sekt. »Gibt es was zu feiern?«
    »Mein Studio. Wir haben den Keller umgebaut.«
    »Die Fledermaushöhle?«
    »Jetzt ist es wirklich keine Höhle mehr. Es würde dir nicht gefallen.«
    Oh doch, das würde es. Er würde jeden Ort mögen, in dem sie sich aufhielt. Oh, Mann .
    »Kaufst du fürs Abendessen ein?«
    Er blickte in seinen Korb. »Ja. Ein paar Freunde kommen zu Besuch. Ich muss« – er warf einen Blick über die Schulter – »da sein, wenn sie kommen.«
    »Immer gut organisiert.« Sie lächelte.
    In ein paar Jahren konnte er vielleicht wieder atmen.
    »Es war schön, dich zu sehen, Matt.« Sie wandte ihre Aufmerksamkeit wieder den beiden Flaschen zu, die sie aus dem Kühlregal genommen hatte.
    »Nimm nicht den Santa Lucia.«
    »Nein?«
    »Der Weinberg ist noch zu jung. Die Trauben haben noch nicht das gewisse Etwas.«
    »Danke.«
    »Gern geschehen.« Dreh dich um und geh. Einen Fuß vor den anderen . »Es ist so eine … Art lockeres Treffen heute Abend. Du wärst auch willkommen.«
    Ihr Lächeln dauerte zu lange und erreichte nicht ihre Augen. »Wir haben auch ein Treffen.«
    »Klar. Das Studio. Herzlichen Glückwunsch.«
    »Bis jetzt ist nur der Rohbau fertig. Wir haben noch nicht für irgendwelche Kurse geöffnet.«
    »Ich bin froh, dass bei dir alles gut läuft.«
    »Danke. Und bei dir.«
    Er dachte an seinen Tag zurück: ein Ausreißer, der glaubte, die Straße würde ihn besser behandeln als die Kinder in seiner Privatschule, das fünf Monate alte Kind, das auf die Komaabteilung verlegt worden war, die immer noch nicht geklärte Situation der Price-Kinder, die erneut von der Polizei abgeholt worden waren. Cassinia war wegen eines Familiennotfalls im Urlaub, und da er beim letzten Mal fürs Grobe zuständig gewesen war, hatte man ihm auch diesmal die schweren Fälle überlassen.
    »Ja, also … vielleicht ein andermal.«
    Sie klemmte sich die eine der zwei Sektflaschen unter den Arm. »Danke noch mal für den Tipp.«
    Er machte einen Schritt zur Seite, um sie vorbeizulassen, dann ging er selbst ans Weinregal. Wenn er sich konzentrieren könnte, wäre die Entscheidung eine Sache von zwei Minuten. Aber stattdessen stand er ratlos vor dem Regal, der Aufgabe nicht gewachsen.
    Plötzlich bog Sybil um die Ecke in seinen Gang. »Nimmst du weiß oder rot?«
    Er sah zu, wie sie mit katzenhaften Bewegungen näher kam. Unkompliziert hatte auch etwas für sich. Er sollte sich einfach betrinken und ihr jeden Wunsch erfüllen. »Weiß.«
    Sie lächelte. »Trocken?«
    Er griff ins Regal und nahm einen Wein älteren Jahrgangs, von dem er sicher sein konnte, dass er allgemeinen Anklang finden würde.
    »Hmm.« Sie legte den Kopf schief. »Ich bringe etwas Kräftigeres mit.«
    »Gut. Bis später.«
    Vielleicht war Sofie schon gegangen. Vielleicht stand sie aber noch an der Kasse an. Er wusste nicht, worauf er hoffen sollte. Nein, das war eine Lüge. Eindeutig das Zweite, nur um sie noch etwas länger zu sehen. Sie war in ihrer Absage unmissverständlich gewesen, wenn auch höflich, also war es kein Risiko, zu schauen. Aber entweder war sie nur wegen des Sekts gekommen oder sie war irgendwo anders im Laden. Hatte er noch Zeit, um nach ihr zu suchen? Vielleicht konnte er sich noch ein paar Splitter ins Nagelbett jagen, wo er doch schon mal dabei war, sich zu

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