Das Echo der Vergangenheit
leuchteten.
Lance sah sie alle drei an und dann Rese, die auch ganz in die Geschichte vertieft zu sein schien. Quillan Shepard war ein großer, stattlicher Mann gewesen und jetzt, vier Generationen später, erhellte er immer noch den Raum. Das war ein Vermächtnis.
Kapitel 20
Rese ging die Treppe inzwischen ohne die bekannte Angst vor der Dunkelheit hinunter. Der Teil des Weinkellers, in den man durch die Geheimtür in der Speisekammer gelangte, sah noch genauso aus, wie er gewesen war, als sie mit den Fäusten gegen die Tür gehämmert hatte, auf der verzweifelten Suche nach einem Ausweg. Aber Lance hatte inzwischen zwei Leuchten angebracht und verkabelt.
Sie ging durch die Tür in den nächsten Teil. In wenigen Wochen hatte er ein riesiges Studio dort konstruiert. Sie inspizierte die Holzarbeiten – nicht perfekt, aber auch nicht schlecht. Sie hätte sich bei den Schnitten und Verbindungen vielleicht mehr Mühe gegeben, aber das Gestell erforderte nicht dasselbe Maß an Fertigkeit, das sie bei den feineren Zimmererarbeiten an den Tag legte. Dies war das Projekt von Lance und Sofie, und dass ihre Ängste nun gebannt waren, das war das Beste an dem ganzen Unternehmen.
* * *
Der treibende Rhythmus und die pochenden Töne eines seiner härteren Songs drangen aus dem CD-Spieler und füllten das Studio, während Lance die Spiegel an den Holzkonstruktionen vor den Steinwänden befestigte. Er war so im Einklang mit Rico gewesen, dass die Musik wie eine dichte Harmonie entstanden war. Chaz war damals noch nicht in der Band gewesen, und obwohl er mit seiner Ankunft Vielseitigkeit und Tiefe hinzugefügt hatte, waren die frühen Songs mit Rico von einer fesselnden Energie beherrscht gewesen.
Lance zog die Halterung an und prüfte die Stabilität der Glasscheibe, dann machte er sich an die nächste. Oft hörte er sich die CD nicht an, die sie zusammengeschnitten hatten, aber er hatte immer wieder an Rico gedacht, seit vor einigen Wochen das Päckchen für Star eingetroffen war. Er blickte über die Schulter und sah sie auf der Leiter stehen, wo sie Sofies Zimmerdecke in einen Himmel verwandelte.
»Also, Star.« Er sprach in den verklingenden letzten Akkord hinein. »Spielst du mir nun Ricos Lied vor?«
Sie fuhr mit dem Pinsel über die Decke. »Warum?«
»Ich würde es gerne hören. Er hat noch nie einen Text geschrieben.« Die Neugier darauf, was Rico fabriziert hatte, machte ihn verrückt, aber wenn es zu persönlich war, würde er verstehen, dass Star es für sich behielt.
»Es ist kein Text, der so ist wie deine.« Sie holte die CD aus ihrer Bluse, die wie ein Freundschaftsring an einer Kette um ihren Hals hing, dann hielt sie die Scheibe schief, sodass die Regenbogenfarben sich auf ihrer Oberfläche spiegelten und durch den Raum wanderten. Sie sah ihn an. »Sie ist von uns beiden, Rico und mir, beim Singen.«
»Ja?«
»Als wir in den Cafés gespielt haben? Und in den Tunneln?« Sie warf den Kopf zurück. »‚Noch nie habe ich gesehen, dass eine so volle Stimme aus einem so leeren Herzen gekommen wäre; aber der Spruch ist wahr: Hohle Töpfe haben den lautesten Klang.‘«
»Du bist nicht hohl, Star.«
»Ich war es aber.« Sie nahm die CD von dem Band und legte sie in den CD-Spieler ein.
Lance hielt die Luft an, als die ersten Töne ihrer Musik erklangen. Dann kam Ricos Stimme mit einem einzelnen Wort und dann noch einem. Er erkannte sofort das Overlay, das er beim ersten Hören hinzugefügt hatte, als Rico ihm das Stück vorgespielt hatte. Rico hatte die Idee aufgenommen und seine eigenen Worte gebraucht, Worte, die sich auf Star bezogen und auf ihren gemeinsamen Verlust. Sie biss sich auf die Lippe, als die Worte wie ein Segen den Raum füllten.
Er sah in ihre feuchten, türkisfarbenen Augen, dann umarmte er sie vorsichtig und sie sank an seine Brust.
Sie murmelte: »‚Wohl wahr, ich rede von Träumen, Kindern eines müß’gen Hirns, von nichts als eitler Fantasie erzeugt.‘«
»Man weiß nie.« Er legte die Hand auf ihren Kopf und erkannte die kindliche Hoffnung. Ob sein bester Freund und die beste Freundin von Rese wieder zusammenfanden oder nicht – indem sie dieselbe Sprache gebrauchten, die nur sie beide verstanden, hatten sie begonnen, den Schaden wiedergutzumachen. Er drückte sie und ließ sie los. »Danke, dass ich es mir anhören durfte.«
* * *
Matt warf noch eine Handvoll Pilze in die Tüte und verschloss sie. Diese und die Steaks waren sein Beitrag zu dem Essen. Jetzt brauchte
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