Das Echo der Vergangenheit
es beim ersten Mal begriffen hättest.«
Er lehnte den Kopf zurück und erinnerte sich. »Warst du nicht diejenige, die eine Wiederholung dieses bestimmten Regelverstoßes wollte?«
»Das ist nicht wahr.«
»Du bist zu mir gekommen und warst auf Streit aus, während du insgeheim eine Zugabe wolltest.«
»Wenn du dich nicht benehmen kannst, funktioniert es nicht.«
»Keine Sorge. Ich werde deine Tarnung nicht auffliegen lassen.«
»Was für eine Tarnung?«
»Alle wissen doch, dass du knallhart bist. Ich werde ihnen nicht erzählen, dass du wie ein Eislolli in der Sonne schmilzt.«
»Du hast es dir gerade mit deiner potenziellen Chefin verspielt.«
Sein Lächeln brachte sie ganz durcheinander. »Ach was. Du brauchst mich doch.«
»Wie einen Hammer auf dem Daumen.«
Er lachte. »Also gut. Ich verspreche dir, dass ich mich benehmen werde.«
»Und wie definierst du benehmen ?«
Er überlegte einen Augenblick. »Hände weg, außer wenn wir allein sind.«
»Hände weg. Punkt.«
»Ach komm, Rese!«
»Lance.« Der Mann war unmöglich. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, als sie ihm die Tür geöffnet hatte?
»In Ordnung. Deine Regeln gelten. Zu Hause ist alles unter Kontrolle, wenigstens im Moment. Star geht es besser.«
»Viel besser.«
»Hast du Ricos Lied gehört?«
Sie nickte.
»Du hast es gehört?«
»An dem ersten Abend. Nachdem wir geredet hatten.«
Er schmollte. »Und warum musste ich dann wochenlang warten?«
»Du kennst den geheimen Star-Händedruck nicht.«
Er starrte sie zweifelnd an. »Wahrscheinlich ist das auch besser so.«
Sie lächelte. »Stimmt.«
»Sag mal, was hältst du von Matt?«
»Matt.« Woher war der jetzt gekommen? »Kannst du das Thema ein bisschen eingrenzen?«
»Nein. Erzähl mir von allen deinen Eindrücken.«
Sie neigte den Kopf. »Er sieht gut aus.«
»Den Teil kannst du weglassen.«
»Zuverlässig. Gewissenhaft. Stark. Große Hände.« Ihre Kehle war plötzlich wie zugeschnürt. »Er erinnert mich an Dad.«
Lance massierte ihr die Schulter. »Alles in Ordnung?«
Sie nickte. »Ich weiß auch nicht, wo das jetzt herkam.«
»Ich habe deinen Dad ja nie kennengelernt, aber ich kann mir die Ähnlichkeiten vorstellen.«
Sie zügelte ihre aufwallenden Emotionen. »Warum willst du wissen, was ich von Matt halte?«
»Er fängt an, Sofie etwas zu bedeuten.«
Kapitel 23
Sofie überflog den einfachen Prospekt, den sie erstellt hatte, um für das neue Tanzstudio und ihre Kurse zu werben. Sie hatte beschlossen, klein anzufangen, indem sie ihre Flyer in der Stadt verteilte und eine Anzeige in der Zeitung schaltete. Ballettunterricht für Anfänger und fortgeschrittene Anfänger, jeden Nachmittag drei Stunden und samstags. Sie stellte sich vor, wie die Mädchen in ihren rosafarbenen Gymnastikanzügen und Tutus erschienen, in ihren Ballettschuhen und Strumpfhosen, die Haare hochgekämmt und am Hinterkopf zu winzigen Knoten festgesteckt.
Und plötzlich war Carly da, so süß und quirlig, die in Erics Armen tanzte.
»Sieh mal, Daddy, ich bin ein Schwan.«
»Ja. Ja, das bist du. Das sehe ich.«
»Sofie ist auch ein Schwan. Und du, Daddy? Bist du auch ein Schwan?«
»Nein, Carly, ich bin der See, auf dem Sofie und du schwimmt.«
Carly fing an zu kichern. »Du kannst kein See sein, Daddy.« Aber er hatte zu ihr hinübergesehen und Sofie wusste, dass er genau das war. Er trug sie und hielt sie im Zaum. Innerhalb dieser Grenzen bewegte sie sich frei, glitt auf seiner Liebe dahin und versuchte keine Wellen zu machen.
Bis der See ausgetrocknet und sie flügelschlagend im Schlamm zurückgeblieben war, und selbst das war zu schwer, zu sinnlos. Aber wie sie Matt erzählt hatte, hatte Gott ihr Menschen in den Weg geschickt, die sie liebten. Menschen, die glauben wollten, dass sie nach vorne blickte und ihr Leben wieder in die Hand nahm. Die glauben wollten, dass sie sich nie wieder selbst verletzen würde. Sogar ihre neuen Pläne hatten Lance motiviert, sodass er und Rese und Star ihr Studio in Rekordzeit fertiggestellt hatten. Alles, damit Sofie eine sinnvolle Beschäftigung hatte.
Zu Hause hatte sie noch niemandem etwas davon erzählt und auch die Studienkommission in Fordham wusste noch nichts davon, dass sie die Arbeit an der Promotion, die ihr noch vor Kurzem so wesentlich erschienen war, aufgegeben hatte. Sich in ihren Studien zu vergraben, war ebenso betäubend gewesen wie jede Droge. Und ohne diese Ablenkung hatte sie Zeit zum Nachdenken, Zeit für Erinnerungen.
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