Das Echo der Vergangenheit
nicht vier.« Aber er merkte, dass ihre Gedanken immer noch Kapriolen drehten. Er seufzte. »Vielleicht kann ich mich schlau machen.«
»Du meinst, du kannst sie finden?«
»Ich kann nachsehen, ob sie im System gespeichert ist. Ob es irgendwelche Anzeichen für Misshandlung oder Anzeigen gegen Eric gegeben hat oder ob sie in einer Pflegefamilie war.«
Sie schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall.«
»Innerhalb von sechs Jahren könnte die Situation sich zugespitzt haben. Vielleicht hat er sie erwischt, bevor sie es dir erzählen konnte.«
»Sie war nicht außer sich.«
»Und er?«
Sie wandte den Blick ab. »Warum kann ich es nicht loslassen?«
Er hatte einen Verdacht. »Sagst du es mir?«
Sie antwortete nicht.
»Sofie.« Zärtlich berührte er ihr Kinn mit einem Finger. »Du hast die ganze Zeit gewartet, seit er weggegangen ist. Meinst du nicht, es ist Zeit, dass du weiterlebst?«
Eine steile Falte erschien auf ihrer Stirn. »Deshalb bin ich ja hergekommen.«
»Dann sieh nicht zurück.« Er zog sie näher zu sich hin. »Eröffne deine Tanzschule. Bring Leuten das Tanzen bei. Hör auf, nach Antworten zu suchen, die es nicht gibt.« Er umfasste ihr Gesicht mit beiden Händen. »Verlieb dich in mich.«
»Was?«
»Warum nicht? Ich bin schon bis über beide Ohren in dich verliebt.« Er beugte sich vor, aber sie legte ihre Finger auf seine Lippen und wich ein wenig zurück.
»Ich muss jetzt das Abendessen vorbereiten.« Entschlossen schob sie sich die Haare hinters Ohr.
»Ist dafür nicht Lance zuständig?«
»Er arbeitet jetzt für Rese.«
Er zog die Augenbrauen hoch. »Das dürfte ein guter Test für ihre Beziehung sein.«
»Du glaubst, Menschen, die sich lieben, können nicht gemeinsam arbeiten?«
Er hob einen Ast hoch, damit sie darunter hindurchgehen konnte. »Es ist eine Belastung für die Beziehung.«
»Das stimmt wohl.« Sie zuckte mit den Schultern. »Rese ist so perfektionistisch.«
»Lance sollte also besser richtig gute Arbeit leisten.«
»Er hat nicht die Art Feinarbeit gemacht wie sie, aber er hat schon für Habitat for Humanity Häuser gebaut und war bei anderen Bauarbeiten für eine Hilfsorganisation dabei und auch beim Friedenskorps in El Salvador, Guatemala und Jamaika hat er schon mitgemacht.«
»Er kommt ganz schön rum.«
Sie lächelte schwach. »Das hat sie ihm auch vorgeworfen.«
Er verstand ihre Anspielung. »Das glaube ich jetzt nicht.«
»Er hat schon früh damit angefangen, für jeden Kuss, den er von einem Mädchen bekommen hat, in die Wand seiner Grundschule eine Kerbe zu ritzen.«
»Disqualifiziert ihn das nicht für den Messiasjob?«
Für diesen Scherz erntete er einen finsteren Blick. »Nichts disqualifiziert ein reumütiges Herz.«
»Das heißt, solange er bereut, was er getan hat …«
Der Wind wehte ihr die Haare ins Gesicht. »Reue allein genügt nicht. Man muss sich auch von so manchem verabschieden. Er hat aufgegeben, was er gern gemacht hat, weil es zu viele Versuchungen gab.«
»Jetzt hat er ja Rese.«
»Aber er schläft nicht mit ihr.«
»Ach, komm. Die beiden wollen doch heiraten.«
Sie sah ihm ins Gesicht. »Er will mit seiner Ehe Gott die Ehre geben. Und mit seinem Leben auch.«
»Also, ich glaube nicht, dass Sex das große Übel ist. Nicht zwischen Menschen, die sich lieben.«
»Sex schafft Verbindungen, die zu tief gehen, wenn die Gnade sie nicht heiligt.«
»Was bedeutet das denn nun?« Sie waren bei der Villa angekommen und er hielt ihr die Tür auf.
»Meine Erklärung wird dir nichts nutzen.«
»Wenn sie stimmt, sollte sie auch für jemanden Sinn machen, der nicht religiös ist.«
»Willst du damit sagen, dass es keine sozialen und psychologischen Gründe für Zurückhaltung gibt? Keine physiologischen Vorteile von monogamem Verkehr innerhalb einer festen Bindung?«
Er folgte ihr durch den Eingangsbereich bis in die Küche. »Natürlich gibt es die. Aber Sofie ...«
Sie öffnete den überdimensionierten Kühlschrank und betrachtete seinen Inhalt. »Das Körperliche und Emotionale vom Spirituellen zu trennen ...«
»Jeder ist körperlich. Nicht jeder ist spirituell.«
Sie holte etwas heraus, das in Papier eingewickelt war. »Jeder Mensch ist spirituell. Das zu ignorieren oder zu leugnen ändert nichts an der Tatsache.«
Sie waren an einer Pattsituation angelangt. Wenn jeder Mensch unsichtbare spirituelle Anteile hatte, die da ansetzten, wo das Körperliche und Emotionale endete, dann musste es einen Grund dafür geben, ein ewiges
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