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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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Wünsche. Reue.
    Sie ballte die Fäuste. Carly! Ein Telefongespräch war nicht genug! Sie hatte sich eingeredet, dass Gott alles, was geschehen war, nicht zugelassen hätte, wenn sie eine Rolle in Carlys Leben hätte spielen sollen. Aber seit Carlys Anruf hatte sie jede Nacht wach gelegen und gebetet, ihr Handy möge klingeln und sie würde Carly sagen hören: »Hi … äh … störe ich dich?«
    Und sie würde ihr antworten: »Du störst mich nie, Carly.« Wie könnte sie zu beschäftigt sein, um mit Carly zu sprechen? Was konnte wichtiger sein als das Kind, das sich in ihre Arme geworfen und ihr Gesicht geküsst hatte, ihre Augen, ihre Nase. » Ich liebe dich, Sofie. Dass du mich lieb hast, gibt mir ein ganz warmes Gefühl im Bauch. «
    Der Schmerz brannte wie ein Loch in ihrem Magen, sodass sie sich beinahe gekrümmt hätte. Für wen hielt sie sich, dass sie glaubte, sie könnte irgendetwas unterrichten? Die körperliche und mentale Disziplin beim Tanzen sollte einen gesunden, geordneten Geist widerspiegeln und ein künstlerisches, fröhliches Gemüt. Eine Lehrerin sollte jemand sein, den die Schüler respektierten, auf den sie sich verlassen konnten. Ihr Blick wanderte von dem Flyer zu ihren Handgelenken, wo die leicht gewölbte Haut sie an ein Scheitern erinnerte, das zu tief und umfassend war.
    Ein leiser Aufschrei entwich ihrer Kehle und sie riss das Blatt Papier entzwei. Niemand würde ihr seine Kinder anvertrauen, nachdem sie ihr eigenes verloren hatte. Auch wenn kein Gericht der Welt es anerkennen würde, war Carly doch ihre Tochter. Sie war in ihr Herz gewachsen und dann herausgerissen worden. Wie hatte sie glauben können, dass diese Wunde jemals heilen würde?
    Sie hatte versagt. Und auch wenn Gott ihr vergeben hatte, würde er ihr keine zerbrechlichen kleinen Menschen anvertrauen. Er hatte Diego seiner traumatisierten jungen Mutter zurückgegeben, die ihr eigenes Leben aufs Spiel gesetzt hatte, um ihr Kind zu retten. Sie hätte niemanden beleidigt, der die Macht hatte zu verschwinden.
    Es klopfte an der Tür. Star und Elaine waren auf dem Dachboden und Lance und Rese bei der Arbeit. Nonna hörte das Klopfen wahrscheinlich, aber man konnte von ihr nicht erwarten, dass sie aufmachte. Seufzend verließ sie das Arbeitszimmer von Rese und öffnete die Tür.
    »Hi.« Matt hielt ihr eine einzelne Rose hin, deren leicht rosafarben getönte Blütenblätter ihr süßlich entgegendufteten.
    Sie nahm die Blüte. »Die ist schön.«
    »Du bist schön.«
    Sie runzelte die Stirn. »Es ist gerade ungünstig, Matt.« Ihr Tanz hatte mit einem Versprechen geendet, dass sie reden würden, aber sie konnte nicht das Gesicht aufsetzen, das er sehen wollte.
    »Was ist los?«
    Sie hatte weder die Kraft noch den Willen, es zu erklären. Begierig atmete sie den Duft der Rose ein und sagte: »Die braucht Wasser.« Sie ging mit der Blume in die Küche und sorgte mit einer Vase dafür, dass sie länger hielt. Aber sie würde sterben, abgetrennt von der Pflanze, die sie genährt hatte.
    Matt war in Jeans und einen Pullover mit Knopfleiste gekleidet, der seine breiten Schultern und den langen Oberkörper gut zur Geltung brachte. Sein Haar sah aus wie frisch geschnitten. Die ängstliche Sorge in seinem Blick tat ihr weh.
    »So.« Er hob die Hände. »Hast du Lust auf einen Spaziergang?«
    Ein Spaziergang. Unverfänglich. Keine Überforderung. Ihre Therapeuten hatten ihr erklärt, sie brauche einen Plan, und sei es nur, dass sie aufstand und sich anzog. Sie hatte ihre Erwartungen übertroffen. Aber heute konnte sie vielleicht nicht mehr tun, als einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Sie traten in die windige Klarheit des Frühlings. Matt nahm ihre Hand und umschloss ihre langen Finger, während sie den Gehweg entlangliefen. Einen Augenblick lang fühlte sie sich unendlich geborgen, wie ein kleines Mädchen, das weiß, dass ihm nichts geschehen kann, solange die große, starke Hand es festhält. Dann erinnerte sie sich daran, dass es Matt war, und die Stärke und Sicherheit seines Griffs riefen andere Gefühle hervor.
    Er hatte nicht Erics lähmende Anziehungskraft, aber trotzdem fühlte sie sich zu ihm hingezogen. Konnte sie ihn lieben und einen Teil von sich hergeben? Wie sollte sie wissen, wo die Grenze war? Wo Matt aufhörte und sie begann? Sie blickte auf ihre Hände, die ineinander verschränkt waren, aber nicht miteinander verschmolzen. Als sie an dem blauen Holzhaus nebenan vorbeigingen, legte Matt den Kopf schief. »Wie lange

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