Das Echo des Bösen: Soul Seeker 2 - Roman (German Edition)
krächzendem Protest, während Wind stärker wird und heftig auf Cade einpeitscht. Doch schon im nächsten Moment habe ich sowohl meinen festen Stand wiedergewonnen als auch meine Magie. Ich ziele mit zwei Fingern auf Kojotes rot glühende Augen und beobachte, wie er in winselnde Unterwürfigkeit verfällt.
»Beeindruckend«, sagt Cade, scheinbar ungerührt von dem Windstoß in seinem Rücken. »Aber wenn du dich noch einmal auch nur in die Nähe von Kojote wagst, bring ich dich um.«
»Versuch’s doch mal.« Ich schwenke das Athame neben mir und trete noch einen Schritt zurück. Verstohlen blicke ich bei meinem Rückzug auf seine Füße und halte erst inne, als der Boden sich nicht mehr verändert, sondern unter ihm fest und grün bleibt.
Er sieht mich durchdringend an und versucht, mir die Energie abzusaugen, mir die Seele herauszuziehen, doch es funktioniert nicht mehr. Er hat keine Ahnung, wie viel Macht ich besitze. Keine Ahnung, mit wem er es jetzt zu tun hat. Ich bin endlich die Suchende, die zu sein ich geboren bin.
»Jetzt hab ich dich, wo ich dich haben will.« Sein Blick verdunkelt sich. »Du und ich an der verzauberten Quelle. Genau wie in dem Traum. Das Einzige, was fehlt, ist Dace.«
Ich reibe die Lippen aneinander, gelähmt von dem beklemmenden Gefühl eiskalter Finger, die mir das Rückgrat hinauflaufen.
Er hat recht.
Es ist wirklich der Traum, der lebendig geworden ist.
Nur bekommt er diesmal ein neues Ende.
Und wenn es das Letzte ist, was ich tue – dafür sorge ich.
»So ist es.« Ich bleibe regungslos vor ihm stehen. »Aber du weißt ja, was man über Träume sagt – man kann sie auf so viele Arten interpretieren. Das Gleiche gilt für Prophezeiungen. Erst nachdem sich der Staub gelegt hat, kann man alles fixieren, den Worten eine feste Bedeutung beimessen und so tun, als sei das schon die ganze Zeit gemeint gewesen.«
Cade grinst. »Falls ich mich recht erinnere, ist das jetzt der Teil, in dem du mit meinem Zwilling ganz heiß zur Sache kommst. Sollen wir es nachspielen ?« Er lässt seine Zunge über die Lippen gleiten. »Da er schließlich nicht da ist, springe ich gerne für ihn ein. Ich bin sicher, es wird dir gefallen. Dann siehst du endlich, was du verpasst hast – den Unterschied zwischen einem Amateur und einem Profi.«
»Klar.« Ich zucke die Achseln und sehe ihn herausfordernd an. »Nur zu. Lass sehen, was du zu bieten hast.« Ich umfasse den Messergriff fester.
»Ladies first.« Er weist mit großer Geste auf die Quelle.
Ohne zu zögern, springe ich weg vom Wasser und auf ihn zu. Ich erfreue mich an Kojotes wildem, aber letztlich nutzlosem Knurren, da er noch immer unter meinem Bann steht, bin aber enttäuscht darüber, dass Cade nicht einmal zusammenzuckt, als ich ihm die Klinge meines Messers fest gegen die Wange drücke. Ich schabe ein breites Band Bartstoppeln ab, als ich es ihm über die Haut ziehe. »Träum weiter, Richter«, höhne ich. »So dringend werde ich es nie nötig haben.«
Ich ziehe die Klinge an der Krümmung seines Kinns entlang und führe sie bis zu der Kuhle an seinem Hals, fasziniert von der Ader, die lebhaft pulsiert. Voller Vorfreude erwarte ich den berauschenden Anblick, sie für immer stillgelegt zu sehen, wenn mir sein Kopf vor die Füße fällt.
Ich steche die Messerspitze hinein, tief genug, um ein bisschen Blut herauszulocken. Begierig darauf, einen dicken, sprudelnden Blutstrom zu sehen, presse ich die Lippen zusammen und drücke die Klinge fester hinein. Mein Blick ist verengt auf diese eine Stelle in Cades Fleisch – gebannt davon, wie sich die Haut so mühelos spaltet und das Blut auf der Stelle zu fließen beginnt. Hin- und hergerissen zwischen der Lust am Töten und dem echten Grauen davor, was ich als Nächstes tun werde.
Bei seinen Ahnen war es anders.
Die Untoten bluten nicht.
Wenn der Körper vor Leben pulsiert, fühlt es sich viel mehr wie Mord an.
Ich schlage mir diesen Gedanken aus dem Kopf. Setze an seine Stelle die Erinnerung an all die schrecklichen Dinge, die er getan hat, die Tatsache, dass er kein richtiger Mensch ist, dass seine Seele das personifizierte Böse ist …
Seine Finger umfassen mein Handgelenk und greifen fest zu, während er sich das Messer aus dem Hals zieht, das eine bestenfalls oberflächliche Wunde hinterlässt. Seine Berührung fühlt sich erstaunlich kühl an, als er meine Hand beiseitedrückt.
»Spiel nicht mit mir, Santos.« Er schiebt sein Gesicht dicht vor meines und lässt mir sein Blut
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